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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz
Autoren: Agatha Christie
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gerufen.«
    Poirot strahlte. »Monsieur Bex! Das ist wirklich eine Freude.« Er drehte sich zu mir um. »Das ist ein englischer Freund. Captain Hastings – Monsieur Lucien Bex.«
    Der Kommissar und ich verbeugten uns höflich voreinander, und dann wandte sich Bex wieder Poirot zu.
    »Mon vieux, wir haben uns seit 1909 in Ostende nicht mehr gesehen. Wissen Sie irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte?«
    »Das wissen Sie vermutlich schon. Ihnen ist bekannt, dass ich hergebeten worden bin?«
    »Nein. Von wem?«
    »Von dem Toten. Offenbar wusste er, dass sein Leben in Gefahr schwebte. Leider hat er mich zu spät informiert.«
    »Sacré tonnerre!«, rief der Franzose. »Er hat den Mord also vorausgesehen! Das stürzt unsere Theorien nun wirklich um. Aber kommen Sie herein!«
    Er öffnete das Tor, und wir gingen auf das Haus zu. Unterwegs erzählte M. Bex:
    »Der Untersuchungsrichter, Monsieur Hautet, muss sofort informiert werden. Er hat gerade den Tatort besichtigt und wollte nun mit den Verhören beginnen.«
    »Wann ist das Verbrechen begangen worden?«, fragte Poirot.
    »Der Leichnam wurde heute Morgen gegen neun gefunden. Madame Renaulds Aussage und die des Arztes ergeben, dass der Tod gegen zwei Uhr nachts eingetreten sein muss. Aber kommen Sie doch bitte ins Haus.«
    Wir hatten die Treppe erreicht, die zum Haupteingang der Villa führte. In der Diele saß ein weiterer sergent de ville. Als er den Kommissar erblickte, sprang er auf.
    »Wo befindet sich Monsieur Hautet?«, fragte dieser.
    »Im Salon, Monsieur.«
    M. Bex öffnete eine Tür auf der linken Seite der Diele, und wir traten in das dahinter liegende Zimmer. M. Hautet und sein Schreiber saßen an einem großen runden Tisch. Sie schauten auf, als wir hereinkamen. Der Kommissar stellte uns vor und erklärte, warum wir gekommen waren.
    M. Hautet, der juge d’instruction, war ein hoch gewachsener, hagerer Mann mit durchdringenden dunklen Augen und einem gepflegten grauen Bart, den er beim Reden immer wieder streichelte. Vor dem Kamin stand ein älterer Mann mit leicht hängenden Schultern, der uns als Dr. Durand vorgestellt wurde.
    »Höchst ungewöhnlich«, meinte M. Hautet, nachdem der Kommissar ihm alles erzählt hatte. »Sie haben den Brief bei sich, Monsieur?«
    Poirot reichte ihm den Bogen, und der Ermittler las.
    »Hm. Er erwähnt ein Geheimnis. Wie schade, dass er sich nicht genauer ausgedrückt hat. Wir stehen in Ihrer Schuld, Monsieur Poirot. Ich hoffe, Sie werden uns die Ehre erweisen, uns bei unseren Ermittlungen zu helfen. Oder müssen Sie gleich nach London zurückkehren?«
    »Monsieur le juge, ich bleibe hier. Ich bin zu spät gekommen, um den Tod meines Mandanten zu verhindern, aber ich fühle mich doch verpflichtet, seinen Mörder ausfindig zu machen.«
    Der Untersuchungsrichter machte eine Verbeugung.
    »Dieses Gefühl ehrt Sie. Und sicher wird auch Madame Renauld weiterhin an Ihren Diensten gelegen sein. Monsieur Giraud von der Sûreté in Paris kann jeden Moment eintreffen, und ich bin sicher, Sie und er werden sich bei den weiteren Ermittlungen gegenseitig unterstützen. Außerdem hoffe ich, dass Sie mir die Ehre erweisen, bei meinen Verhören anwesend zu sein, und ich brauche wohl kaum zu sagen, dass Ihnen alles zur Verfügung steht, was Sie für Ihre Arbeit brauchen.«
    »Ich danke Ihnen, Monsieur. Sie verstehen sicher, dass ich im Moment noch im Dunkeln tappe. Ich weiß wirklich gar nichts.«
    M. Hautet nickte dem Kommissar zu, und dieser fuhr fort:
    »Heute Morgen stellte die alte Dienerin Françoise, als sie nach unten kam, um mit ihrer Arbeit zu beginnen, fest, dass die Haustür offen stand. Sie dachte sofort an einen Einbruch und sah im Esszimmer nach, doch da das Silber noch vorhanden war, nahm sie einfach an, ihr Arbeitgeber sei früh aufgestanden, um einen Spaziergang zu machen.«
    »Pardon, Monsieur, hat er das häufiger gemacht?«
    »Nein, eigentlich nie, aber die alte Françoise hegt die üblichen Vorurteile gegen die Engländer – dass sie verrückt sind und dass ihnen alles zuzutrauen ist. Als die junge Zofe Léonie ihre Herrin aufsuchte, fand sie diese zu ihrem Entsetzen gefesselt und geknebelt vor, und gleich darauf traf die Nachricht ein, dass Monsieur Renauld mit einem Messer im Rücken tot aufgefunden worden sei.«
    »Wo denn?«
    »Das gehört zu den seltsamsten Aspekten dieses Falls. Monsieur Poirot, der Leichnam lag mit dem Gesicht nach unten in einem offenen Grab!«
    »Was?«
    »Ja. Das Grab war frisch ausgehoben
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