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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz
Autoren: Agatha Christie
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hinunter?«
    »Wie ich’s gesagt habe, Monsieur. Oh, die ist mir vielleicht eine!«
    Die alte Frau warf verachtungsvoll den Kopf in den Nacken.
    »Madame Daubreuil«, murmelte der Kommissar. »Unmöglich.«
    »Voilà«, knurrte Françoise. »Das hat man davon, dass man die Wahrheit sagt.«
    »Aber nicht doch«, sagte der Untersuchungsrichter besänftigend. »Wir waren nur überrascht, weiter nichts. Madame Daubreuil und Monsieur Renauld, waren sie…?« Er verstummte taktvoll. »Na? Das war doch sicher so?«
    »Woher soll ich das wissen? Aber was wollen Sie? Monsieur, ein milord anglais, très riche, und Madame Daubreuil – sie ist arm und très chic, auch wenn sie so zurückgezogen lebt, nur mit ihrer Tochter. Kein Zweifel, sie hat ihre Geschichte. Sie ist nicht mehr jung, aber ma foi! Ich sage Ihnen, ich habe gesehen, wie die Männer ihr nachgaffen, wenn sie über die Straße geht. Und in letzter Zeit hat sie mehr Geld gehabt, das weiß die ganze Stadt. Jetzt braucht sie nicht mehr so sparsam zu sein.« Und mit einer Geste der unerschütterlichen Gewissheit schüttelte Françoise den Kopf.
    M. Hautet strich sich nachdenklich den Bart.
    »Und Madame Renauld«, fragte er schließlich. »Wie hat sie auf diese – Freundschaft reagiert?«
    Françoise zuckte die Achseln.
    »Sie war wie immer – sehr höflich. Man könnte meinen, sie hätte sich gar nichts dabei gedacht. Aber ist es nicht so, dass das Herz leidet, Monsieur? Ich habe gesehen, wie Madame Tag für Tag bleicher und dünner wurde. Sie war nicht mehr die Frau, die vor einem Monat hier eingezogen ist. Auch Monsieur hatte sich verändert. Er hatte auch seine Sorgen. Man konnte sehen, dass er kurz vor einer Nervenkrise stand. Und ist das ein Wunder, bei einer auf solche Weise geführten Liebschaft? Keine Zurückhaltung, keine Diskretion. Style anglais, ohne Zweifel.«
    Ich fuhr empört hoch, doch der Untersuchungsrichter ließ sich von solchen Nebenfragen nicht in seinem Verhör stören.
    »Sie sagen, Monsieur Renauld habe Madame Daubreuil nicht die Tür öffnen müssen? Sie war also schon gegangen?«
    »Ja, Monsieur. Ich habe gehört, wie sie aus dem Arbeitszimmer kamen und zur Tür gingen. Monsieur sagte gute Nacht und schloss hinter ihr ab.«
    »Wann war das?«
    »Ungefähr fünf vor halb elf, Monsieur.«
    »Wissen Sie, wann Monsieur Renauld zu Bett gegangen ist?«
    »Ich habe ihn zehn Minuten nach uns nach oben kommen hören. Die Treppe knackt so laut, dass man immer hört, wenn jemand hinauf- oder hinuntergeht.«
    »Und das war alles? In der Nacht haben Sie nichts Ungewöhnliches gehört?«
    »Rein gar nichts, Monsieur.«
    »Wer von Ihnen war heute Morgen als Erste unten?«
    »Ich, Monsieur. Und ich habe sofort gesehen, dass die Tür offen stand.«
    »Was ist mit den Fenstern im Erdgeschoss, waren die geschlossen?«
    »Alle, ja. Ich habe nirgends etwas Verdächtiges oder Ungewöhnliches entdeckt.«
    »Gut. Françoise, Sie können gehen.«
    Die alte Frau schlurfte zur Tür. Auf der Schwelle schaute sie sich noch einmal um.
    »Eins kann ich Ihnen sagen, Monsieur. Diese Madame Daubreuil, das ist eine schlechte Karte. O ja, Frauen wissen übereinander Bescheid. Sie ist eine schlechte Karte, vergessen Sie das nicht.« Und mit weisem Kopfschütteln verließ Françoise das Zimmer.
    »Léonie Oulard«, rief der leitende Ermittler.
    Léonie war in Tränen aufgelöst und neigte zur Hysterie.
    M. Hautet behandelte sie sehr geschickt.
    Bei ihrer Aussage ging es vor allem darum, dass sie ihre Herrin gefesselt und geknebelt vorgefunden hatte. Diese Entdeckung schilderte sie auf reichlich übertriebene Weise. Wie Françoise hatte auch sie während der Nacht nichts Außergewöhnliches gehört.
    Nach ihr war ihre Schwester Denise an der Reihe. Auch sie sagte aus, dass M. Renauld sich in der letzten Zeit sehr verändert habe.
    »Er wurde jeden Tag düsterer. Er hatte keinen Appetit mehr. Er war immer traurig.« Doch Denise hatte ihre eigene Theorie. »Ganz bestimmt hatte es die Mafia auf ihn abgesehen. Zwei maskierte Männer – wer sollte das denn sonst sein? Was sind das nur für schreckliche Menschen!«
    »Das ist natürlich möglich«, sagte der Untersuchungsrichter freundlich. »Aber, meine Liebe, haben Sie Madame Daubreuil gestern Abend ins Haus gelassen?«
    »Nicht gestern, Monsieur, vorgestern.«
    »Aber Françoise hat uns gerade erzählt, dass Madame Daubreuil gestern Abend hier war.«
    »Nein, Monsieur. Monsieur Renauld hatte zwar gestern Abend Besuch von einer
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