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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz
Autoren: Agatha Christie
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eine weitere Überraschung. Poirot hatte Mrs Renauld mitgeteilt, dass er von ihrem Geheimnis wisse, und ihr angeraten, Jack die Vergangenheit seines Vaters nicht länger zu verschweigen.
    »Es lohnt sich nie, die Wahrheit zu vertuschen, Madame. Haben Sie Mut, und sagen Sie ihm alles.«
    Schweren Herzens stimmte Madame Renauld zu, und ihr Sohn erfuhr, dass sein geliebter Vater ein flüchtiger Verbrecher gewesen war. Eine zögernde Frage wurde von Poirot sofort beantwortet.
    »Beruhigen Sie sich, Monsieur Jack. Niemand weiß etwas. Und ich sehe auch für mich keinerlei Verpflichtung, die Polizei ins Vertrauen zu ziehen. Ich habe in diesem Fall nicht für die Polizei gehandelt, sondern für Ihren Vater. Die Gerechtigkeit hat ihn am Ende eingeholt, aber niemand braucht je zu erfahren, dass er und Georges Conneau ein und derselbe waren.«
    Natürlich gab es einige Punkte, die der Polizei Kopfzerbrechen machten, aber Poirot erklärte alles so plausibel, dass die Nachforschungen allmählich eingestellt wurden.
    Kurz nachdem wir nach London zurückgekehrt waren, entdeckte ich auf Poirots Kamin eine wunderschöne Skulptur, die einen Jagdhund darstellte. Als er meinen fragenden Blick bemerkte, nickte Poirot.
    »Mais oui! Er hat fünfhundert Franc gekostet. Ist er nicht ein feiner Bursche? Ich nenne ihn Giraud.«
    Einige Tage später suchte Jack Renauld uns mit entschiedener Miene auf.
    »Monsieur Poirot, ich möchte mich verabschieden. Ich stehe unmittelbar vor meiner Abreise nach Südamerika. Mein Vater hatte dort weit verstreute geschäftliche Verbindungen, und ich möchte ein neues Leben anfangen.«
    »Sie reisen allein, Monsieur Jack?«
    »Meine Mutter wird mich begleiten – und ich werde Stonor als Sekretär behalten. Er liebt abgelegene Ecken der Welt.«
    »Und sonst reist niemand mit Ihnen?«
    Jack errötete. »Sie meinen…«
    »Eine Frau, die Sie innig liebt – die bereit war, ihr Leben für Sie zu opfern…«
    »Wie könnte ich sie fragen?«, murmelte der Junge. »Nach allem, was geschehen ist, wie könnte ich zu ihr gehen und… was für eine blöde Geschichte sollte ich ihr denn auftischen?«
    »Les femmes – sie haben ein wundervolles Talent, Stützen für solche Geschichten zu fabrizieren.«
    »Ja, aber – ich war so ein verdammter Idiot!«
    »Das sind wir alle bisweilen«, bemerkte Poirot philosophisch.
    Doch Jacks Gesichtsausdruck hatte sich verhärtet.
    »Und das ist ja nicht alles. Ich bin der Sohn meines Vaters. Welche Frau, die das weiß, würde mich denn noch heiraten?«
    »Sie sind der Sohn Ihres Vaters, sagen Sie. Hastings wird Ihnen bestätigen können, dass ich an Erblichkeit glaube…«
    »Ja, dann…«
    »Warten Sie. Ich kenne eine Mutter, eine Frau mit Mut und Ausdauer, fähig zu großer Liebe, zum höchsten Opfer…«
    Der Junge blickte auf. Seine Miene wurde weicher.
    »Meine Mutter!«
    »Ja. Sie sind ebenso der Sohn Ihrer Mutter wie der Ihres Vaters. Also gehen Sie zu Mademoiselle Bella. Erzählen Sie ihr alles. Verschweigen Sie nichts – und warten Sie ab, was sie sagt.«
    Jack schien zu schwanken.
    »Gehen Sie nicht mehr als Knabe zu ihr, sondern als Mann – als Mann, auf dem das Schicksal von gestern und von heute lastet, der sich aber auf ein neues und wunderschönes Leben freut. Bitten Sie sie, dieses Leben mit Ihnen zu teilen. Vielleicht ist Ihnen das nicht bewusst, aber Ihrer beider Liebe zueinander hat die Feuerprobe ohne Fehl bestanden. Sie waren beide bereit, Ihr Leben füreinander zu geben.«
    Und was ist mit Captain Arthur Hastings, Ihrem bescheidenen Berichterstatter?
    Es ist die Rede davon, dass er die Renaulds auf ihrem Landbesitz jenseits des Ozeans besuchen wird, aber um diese Geschichte abzurunden, möchte ich lieber auf einen Morgen im Garten der Villa Geneviève zurückgreifen.
    »Ich kann dich nicht Bella nennen«, sagte ich. »So heißt du schließlich nicht. Und Dulcie kommt mir so fremd vor. Also muss ich bei Cinderella bleiben. Cinderella hat den Prinzen geheiratet, das weißt du sicher noch. Ich bin kein Prinz, aber – «
    Sie fiel mir ins Wort.
    »Bestimmt hatte Cinderella ihn gewarnt. Verstehst du, sie konnte ihm doch nicht versprechen, dass sie sich in eine Prinzessin verwandeln würde. Sie war schließlich nur ein kleines Küchenmädchen.«
    »Jetzt fällt der Prinz ihr ins Wort«, warf ich ein. »Weißt du, was er gesagt hat?«
    »Nein?«
    »›Zum Teufel!‹, sagte der Prinz – und küsste sie!«
    Und diesen Worten ließ ich sogleich Taten
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