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Mord auf dem Golfplatz

Mord auf dem Golfplatz

Titel: Mord auf dem Golfplatz
Autoren: Agatha Christie
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hinter einem Vorhang ähneln sich ihre Profile absolut. Doch nicht einmal ich hatte damit gerechnet – ich dreifacher Idiot, ich dachte, ich hätte noch Zeit genug –, dass sie so schnell in die Villa eindringen würde. Sie war wirklich gescheit, diese schöne Mademoiselle Marthe.«
    »Und sie wollte Madame Renauld umbringen?«
    »Ja. Das ganze Vermögen wäre Jack zugefallen. Doch es hätte ausgesehen wie ein Selbstmord, mon ami. Ich fand auf dem Boden neben Marthe Daubreuils Leichnam einen Wattebausch, eine kleine Flasche Chloroform und eine Injektionsnadel mit einer tödlichen Dosis Morphium. Verstehen Sie? Zuerst das Chloroform – dann spürt das Opfer den Nadelstich nicht. Am nächsten Morgen ist der Chloroformgeruch verflogen, und die Injektionsnadel liegt an der Stelle, wo sie Madame Renaulds Hand entglitten ist. Und was hätte dann der exzellente Monsieur Hautet gesagt? ›Die arme Frau! Was habe ich Ihnen gesagt? Nach allem, was war, nun dieser freudige Schock! Habe ich nicht gesagt, dass es mich nicht überraschen würde, wenn ihr Verstand ein wenig darunter zu leiden hätte? Wirklich ein äußerst tragischer Fall, dieser Fall Renauld.‹
    Wie auch immer, Hastings, die Sache entwickelte sich nicht ganz so, wie Mademoiselle Marthe es geplant hatte. Zunächst einmal war Madame Renauld wach und erwartete sie. Es kommt zu einem Kampf. Madame Renauld ist noch entsetzlich schwach. Marthe Daubreuil hat eine letzte Chance. Ein Selbstmord lässt sich nicht mehr vortäuschen, aber wenn sie Madame Renauld mit ihren starken Händen zum Schweigen bringen und mit Hilfe ihrer Strickleiter entkommen kann, während wir noch an die andere Tür hämmern, und wenn sie vor uns die Villa Marguerite erreicht, dann wird es schwer sein, ihr etwas nachzuweisen. Doch sie wurde schachmatt gesetzt, nicht von Hercule Poirot, sondern von la petite acrobate mit den stählernen Handgelenken.«
    Ich dachte über die ganze Geschichte nach.
    »Wann haben Sie den ersten Verdacht gegen Marthe Daubreuil gefasst, Poirot? Als sie uns erzählte, sie hätte den Streit im Garten belauscht?«
    Poirot lächelte.
    »Mein Freund, wissen Sie noch, wie wir an jenem ersten Tag durch Merlinville gefahren sind? Und dass wir am Tor eine schöne junge Frau stehen sahen? Sie fragten, ob ich eine junge Göttin gesehen hätte, und ich antwortete, ich hätte nur ein Mädchen mit ängstlichen Augen wahrgenommen. So habe ich Marthe Daubreuil in Gedanken die ganze Zeit genannt. Das Mädchen mit den ängstlichen Augen. Doch warum hatte sie Angst? Nicht wegen Jack Renauld, denn sie wusste noch gar nicht, dass er am Vorabend in Merlinville gewesen war.«
    »Übrigens«, rief ich, »wie geht es Jack Renauld?«
    »Viel besser. Er hält sich noch in der Villa Marguerite auf. Aber Madame Daubreuil ist verschwunden. Die Polizei sucht schon nach ihr.«
    »Hat sie mit ihrer Tochter unter einer Decke gesteckt, was meinen Sie?«
    »Das werden wir nie erfahren. Madame ist eine Dame, die ihre Geheimnisse zu hüten weiß. Und ich glaube nicht, dass die Polizei sie jemals finden wird.«
    »Weiß Jack Renauld es schon?«
    »Noch nicht.«
    »Es wird ein furchtbarer Schock für ihn sein.«
    »Natürlich. Aber dennoch; wissen Sie, Hastings, ich glaube nicht, dass sein Herz wirklich ernstlich beteiligt war. Bisher haben wir Bella Duveen als Sirene betrachtet und Marthe Daubreuil als die Frau, die er wirklich geliebt hat. Aber ich glaube, wenn wir die Sache umkehren, dann kommen wir der Wahrheit näher. Marthe Daubreuil war sehr schön. Sie wollte Jack unbedingt betören, und das ist ihr gelungen, aber vergessen Sie nicht seinen seltsamen Unwillen dagegen, mit der anderen Schluss zu machen. Und denken Sie daran, dass er lieber aufs Schafott steigen wollte, als sie in die Sache hineinzuziehen. Ich vermute, er wird entsetzt sein, wenn er die Wahrheit erfährt – er wird empört sein, und dann wird diese falsche Liebe schnell verwelken.«
    »Und was ist mit Giraud?«
    »Der hat eine Nervenkrise, der Bursche! Er musste nach Paris zurückkehren.«
    Wir lächelten beide.
    Poirot erwies sich als ziemlich guter Prophet. Als der Arzt endlich erklärte, Jack Renauld könne die Wahrheit jetzt vertragen, brachte Poirot ihm alles schonend bei. Jack Renauld erlitt tatsächlich einen entsetzlichen Schock. Doch er fing sich besser, als ich es für möglich gehalten hätte. Die Liebe seiner Mutter half ihm, diese schwierigen Tage durchzustehen. Mutter und Sohn waren nun unzertrennlich.
    Dann folgte
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