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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat
Autoren: Cabot Meg
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irgendwas auf meinem Schreibtisch finden würde. Als er wegschaute, warf ich alles in eine Schublade.
    Problem gelöst. Vielleicht hat Sarah recht, und er befasste sich nur mit lauter Unsinn, zum Beispiel mit unaufgeräumten Schreibtischen statt mit wesentlichen Dingen. Wurde er deshalb ermordet?
    »Wenn das Präsidentenbüro uns weiterhin eine Gewerkschaft verbietet«, fährt Sarah fort, »uns keinen Versammlungsraum zugesteht und die bisherigen Arbeitsverträge nicht ändert, streiken wir. Die anderen Gewerkschaften werden unsere Streikpostenkette nicht durchbrechen. Und das bedeutet – auf dem ganzen Campus keine Dienstleistungen, keine Müllabfuhr, kein Sicherheitsschutz. Mal sehen, ob Präsident Allington sich anders besinnt, wenn er über meterhohe Müllberge klettern muss, um sein Büro zu erreichen.«
    »Hm, okay.«
    »Glauben Sie bloß nicht, Dr. Veatch hätte nichts davon gewusst! Wir haben’s ihm erklärt. Wir haben ihm gesagt, dass das passieren würde, wenn er unsere Forderungen nicht ans Präsidentenbüro weiterleitet.«
    Ich blinzle sie an. »Dass ihr ihn erschießen würdet?« Stöhnend verdreht sie die Augen. »Nein, dass wir streiken würden. Trotzdem ließ er gestern um Mitternacht ein weiteres Ultimatum für die Unterzeichnung verstreichen. Jetzt müssen sie sich mit den Konsequenzen ihres Verhaltens abfinden.«

    »Moment mal, glauben Sie, jemand aus Ihrer Organisation hat Owen getötet? Weil er Ihre Forderungen missachtet hat?«
    »Heather!«, kreischt Sarah. »Natürlich nicht! Die GSC hält nichts von Gewalt.«
    »Oh … Nun, da der Ombudsmann heute Morgen ermordet wurde, kann diese, eh …«
    »Die GSC, das bedeutet Graduate Student Collective.«
    »Okay. Da der Mann, der normalerweise zwischen dem Präsidentenbüro und Ihnen vermittelt, tot ist, sollten Sie erst mal abwarten, bis wir den Täter finden.«
    Seufzend schüttelt Sarah den Kopf, und ihr langes Kraushaar streift ihre Ellbogen. Sie trägt ihren besten praktischen GSC-Chic, einen Overall über einem schwarzen Trikot, Kampfstiefel, eine Brille mit Drahtgestell und kein Make-up. »Verstehen Sie das nicht, Heather? Genau das wollen die doch. Womöglich hat das Präsidentenbüro den Mord arrangiert, um unseren Streik zu verzögern. Die wissen sehr gut, dass er den College-Betrieb lahmlegen würde.«
    »O Sarah …« Ich presse die Finger an meine Schläfen. Dahinter beginnen Kopfschmerzen zu pochen. »Niemand aus dem Präsidentenbüro hat Dr. Veatch erschossen. Was für eine lächerliche Idee!«
    »So lächerlich wie Ihre Frage, ob es einer von uns war.« Sarah wirft ihr Haar in den Nacken. »Damit rechnen die. Begreifen Sie nicht? Jeder wird so einen Verdacht lächerlich finden. Also werden sie ungeschoren davonkommen, falls sie’s getan haben. Was ich nicht behaupte.«
    »Wer hat was getan?« Ein großer, blasser junger Mann erscheint in der Tür, eine Umhängetasche über einer
Schulter, mit zerzausten Dreadlocks. Da ich sein Foto in der Campus-Zeitung gesehen habe, erkenne ich ihn wieder. Außerdem hat Sarah mir den Jungen eines Nachmittags bei einer Demo vor der Bibliothek als Sebastian Blumenthal vorgestellt, den GSC-Leiter. Wenn mein Scharfsinn mich nicht täuscht, ist er ihr Augapfel. »Was treiben die Bullen in der Halle?«, will er wissen. »Schon wieder eine Leiche im Lift?«
    Ich starre ihn an. Absurd, wie schnell sich in diesem Haus alle Neuigkeiten herumsprechen. »Soll das ein Witz sein?«
    »He, ich habe 911 nicht angerufen. Nun, was ist los?«
    »Jemand hat Dr. Veatch erschossen«, erklärt Sarah.
    »Im Ernst?« Sebastian schwingt seine Tasche neben sie auf die Couch, die aus einem Studentenzimmer konfisziert worden ist, weil in der Fischer Hall nur feuerfeste Möbel erlaubt sind. »Erschossen?«
    »Mit einer Kugel in den Kopf«, ergänzt Sarah. »Im Exekutionsstil.«
    »Cool«, meint Sebastian beeindruckt. »Das sagte ich doch – der Mann hatte Mafiakontakte.«
    »Hört mal, der Mann ist tot!«, rufe ich entsetzt. »Nichts daran ist cool! Und selbstverständlich hatte Dr. Veatch keine Kontakte zur Mafia! Wovon redet ihr denn? Wahrscheinlich war’s nur ein Blindgänger von einer Drogendealer-Ballerei drüben im Park.«
    »Also, ich weiß nicht, Heather …« Skeptisch runzelt Sarah die Stirn. »Vorhin haben Sie erzählt, das Geschoss sei direkt in den Hinterkopf gedrungen. So was passiert mit verirrten Kugeln nicht. Sicher wurde er absichtlich erschossen, von jemandem, der ihn kannte.«
    »Oder der den Auftrag
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