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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat
Autoren: Cabot Meg
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Moment fühle ich mich nicht so gut.«
    »Tot?« Sein Gesicht sehe ich nicht, aber seine Schuhe – derbe schwarze Schuhe mit Metallspitzen für renitente Bewohner oder ihre Gäste, die sich nicht verbal an diesem oder jenem Blödsinn hindern lassen. »Wie meinen Sie das? Tot?«
    »Tot. So wie – tot.«
    »Warum sagen Sie das erst jetzt?« Fluchend reißt er mir die Schlüssel aus der Hand, ich höre es klirren, während er nach dem richtigen sucht. Aber ich wage es nicht, aufzublicken und ihm zu helfen. Weil südlich von meiner Kehle immer noch alles herumschwimmt.
    Noch dazu waren es Schokoladenwaffeln. Warum schaffe ich es nicht, ein gesundes Frühstück zu essen? Was stimmt denn nicht mit einem Vollkorntoast, einer halben Grapefruit und einem Eiweißomelett? Warum greife ich immer nach Schlagsahne? Warum?
    »Warum haben Sie nicht versucht, irgendwas für ihn zu tun?«, will Pete wissen und sucht immer noch den
richtigen Schlüssel. »Eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Oder so was.«
    »Die würde ihm nicht helfen«, sage ich zu meinen Schuhen, »weil er tot ist.«
    »Seit wann sind Sie eine Ärztin?« Endlich findet er den Schlüssel und stößt die Tür viel vehementer auf als nötig. Dann erstarrt er. Das weiß ich, weil ich immer noch seine Füße beobachte. »Oh«, flüstert er.
    »Ziehen Sie die Jalousien runter«, sage ich zum Boden.
    »Was?« Petes Stimme klingt komisch.
    »Die Jalousien am Fenster. Jeder, der draußen vorbeigeht, kann reinschauen. Es ist erstaunlich, dass es noch niemand getan hat.« Andererseits – das ist New York City, das wahnsinnig geschäftige New York voller wahnsinnig geschäftiger New Yorker. »Ziehen Sie die Jalousien runter.« Allmählich fühle ich mich besser. Nicht gut genug, um in den Raum zu schauen, in dem Pete steht. Aber gut genug, um mich aufzurichten und nach dem Telefon zu greifen. »Jetzt rufe ich 911 an. Ziehen Sie die Jalousien runter.«
    »Klar.« Seine Stimme klingt immer noch komisch. Vielleicht, weil er in Gedanken flucht, wortreich und kreativ. Endlich höre ich die Jalousien rattern.
    Ich drehe mich noch immer nicht um, drücke den Telefonhörer an mein Ohr und wähle die Nummer 9911. Die zusätzliche 9, damit ich eine Leitung nach draußen kriege.
    Während ich das mache, wird ein Schlüssel in die Tür des Vorraums gesteckt – die automatisch versperrt wird, wenn sie ins Schloss fällt. Eine Sekunde später kommt Sarah, unsere Senior-Assistentin oder genauer ausgedrückt,
meine Senior-Assistentin, weil es kein uns mehr gibt, herein. Erstaunt sieht sie mich an ihrem Schreibtisch sitzen.
    »He, was ist los? Warum ist Pete da drin? Wo ist …«
    »Nicht!«, schreien Pete und ich gleichzeitig, als Sarah zur offenen Tür zu Dr. Veatchs Büro geht.
    Im selben Moment dringt die Stimme des Notrufs an mein Ohr. »Was gibt’s?«
    »Was ist los?«, will Sarah wissen, weil Pete einen Arm ausstreckt und ihr den Weg in Dr. Veatchs Büro versperrt. »Lassen Sie mich sehen …«
    »Hallo!«, ruft der Polizeibeamte in mein Ohr.
    »Ja, hallo, ich brauche jemanden in der Fischer Hall am Washington Square West.« Diese Adresse nenne ich, obwohl das wohl kaum nötig ist. In Manhattan weiß jeder Polizist, wo die Todeshalle liegt.
    »Setzen Sie sich da drüben an Heathers Schreibtisch«, sagt Pete zu Sarah und schließt die Bürotür hinter sich.
    »Warum?«, fragt Sarah. »Was geht da drin vor? Warum darf ich’s nicht sehen? Das ist unfair …«
    »Was stimmt denn nicht mit Ihnen? Ich habe gesagt, setzen Sie sich, also setzen Sie sich!«
    »Machen Sie mir bloß keine Vorschriften!«, kreischt Sarah. »Ich bin nicht nur eine Studentin, sondern eine Angestellte dieser Universität. Genauso wie Sie. Ich habe dasselbe Recht zu erfahren, was da passiert, wie alle anderen Angestellten. So was lasse ich mir nicht bieten …«
    »Was ist das für ein Notfall, Ma’am?«, will der 911-Polizist wissen.
    »Eh …« Wenn Sarah so laut schreit, kann ich kaum denken.
    »Präsident Allingtons Verwaltung darf mich nicht wie
eine Bürgerin zweiter Klasse demütigen. Gerade gründen wir eine Gewerkschaft. Dieses Recht wird uns niemand verweigern, der sich hinter einem rückständigen Verwaltungsaufsichtsrat verschanzt!«
    »Sind Sie noch da, Ma’am?«, fragt der Polizist.
    »Ja, tut mir leid.«
    »Und was ist das für ein Notfall?«
    »Eh – jemand hat meinen Boss in den Kopf geschossen.«

3
    Du bist nicht dick,
Aber weg mit dem Kuchen
Und mit allen Desserts!
Kannst du’s mit Sellerie
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