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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat
Autoren: Cabot Meg
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hatte, ihn zu töten«, fügt Sebastian
hinzu. »Schätzungsweise vom Präsidentenbüro, das unsere Diskussionen sabotieren will.«
    »Genau das habe ich auch gesagt«, jubelt Sarah.
    »Sehr gut.« Offenbar ist Sebastian sehr zufrieden mit sich selbst. Zufrieden genug, um sich nicht dran zu erinnern, dass er aus Grosse Pointe stammt und Kaukasier ist. »Scheiße, ja!«
    »Okay«, seufze ich. »Raus. Alle beide. Sofort.«
    Sebastian hört zu grinsen auf. »Nun kommen Sie schon, Heather! Der Mann war brutal. Wissen Sie noch, wie er Sie wegen des Kopierpapiers angebrüllt hat?«
    Jetzt starre ich Sarah an. Unfassbar, dass sie das ausgeplaudert hat! »Müssen alle Leute ständig davon reden? Und er hat nicht gebrüllt, er hat nur …«
    »Was auch immer«, unterbricht sie mich. »Heather hat die Leiche gefunden, Sebastian. Verständlicherweise ist sie durcheinander. Ich soll ihr Gesellschaft leisten, bis sie von den Bullen verhört wird. Wegen des Zwischenfalls mit dem Kopierpapier hatte sie eine Wut auf das Opfer, was allgemein bekannt ist.«
    »Nein, ich bin nicht durcheinander!«, zische ich. »Und niemand wird mich verhören. Ich …«
    »O Scheiße!« Sebastian legt eine Hand auf meine Schulter. »Tut mir echt leid. Sind Sie okay? Soll ich Ihnen was aus der Cafeteria holen? Einen heißen Tee?«
    »Ooooh«, flötet Sarah, »für mich einen Kaffee. Und Kuchen, wenn einer da ist.«
    »Sarah!« Ich bin schockiert.
    »Was ist schon dabei?«, verteidigt sie sich. »Wenn er es anbietet. Während unseres Streiks wird man uns sicher die Mahlzeiten wegnehmen. Also muss ich meine paar Dollars sparen, wenn jemand mir was zahlen will …«

    »Heather!« Gavin McGoren, ein schlaksiger Filmstudent im ersten College-Jahr, mit einer unwillkommenen und unerwiderten Schwäche für mich, steht atemlos auf der Schwelle. »O mein Gott, Heather, da sind Sie ja! Alles okay? Soeben habe ich’s gehört, ich bin so schnell wie möglich hergerannt …«
    »Ah, McGoren, genau der Typ, den ich brauche«, verkündet Sebastian. »Jemand muss morgen Abend die Mikrofone für die Demo im Park installieren. Machst du das?«
    »Klar.« Ohne mich aus den Augen zu lassen, wirft Gavin seinen Rucksack auf den Boden. »Ist es wahr? Ist er wirklich das Opfer eines Blindgängers von einer Drogendealer-Schießerei? Das wusste ich ja, man müsste die gefährlichen Fenster an der Straßenseite zumauern. Genauso gut hätte es Sie treffen können, Heather …«
    »Reg dich ab, Gavin«, sagt Sarah. »Sie ist ohnehin schon total genervt. Willst du alles noch schlimmer machen?«
    »Großer Gott, ich bin nicht genervt!«, stöhne ich. »Das heißt – doch. Aber – müssen wir drüber reden?«
    »Natürlich nicht, Heather«, versucht sie, mich zu beschwichtigen. Dann wendet sie sich zu Sebastian und Gavin. »Bitte, Jungs, lasst sie in Ruhe. Eine Leiche zu finden, noch dazu, wenn man mit dem Opfer so eng zusammengearbeitet hat wie Heather mit Dr. Veatch, das nimmt einen wirklich mit. Wahrscheinlich wird sie eine Zeit lang unter einem posttraumatischen Stresssyndrom leiden. Wir müssen sie im Auge behalten. Vielleicht werden wir Anzeichen einer unerklärlichen Aggressivität, Depressionen und eine emotionale Distanziertheit beobachten.«

    »Würden Sie bitte den Mund halten, Sarah?«, schreie ich.
    Da sagt sie mit derselben besänftigenden Stimme: »Ja, natürlich, Heather.« Und im Bühnenflüsterton zu den Jungs: »Was habe ich über unerklärliche Aggressivität gesagt?«
    Nun brauche ich dringend ein Aspirin.
    »Eh …« Sebastian inspiziert seine Füße. »Wie lange dauert so ein posttraumatisches Stress-Ding?«
    »Das kann man unmöglich sagen«, erklärt Sarah zur gleichen Zeit, wie ich protestiere: »Ich habe keinen posttraumatischen Stress!«
    »Oh.« Jetzt schaut Sebastian nicht mehr seine Füße an, sondern mich. »Gut. Ich wollte Sie nämlich was fragen.«
    »Sie nicht auch noch!«, klage ich.
    »Mit Studenten geht sie nicht aus«, teilt Gavin ihm mit. »Das habe ich schon versucht. Hier gehört das zur Philosophie oder so.«
    Ich stütze meinen Kopf in die Hände. Mal im Ernst – wie viel kann ein Mensch an einem einzigen Tag ertragen? Schlimm genug, dass ich heute Morgen tatsächlich joggen war – nur ein paar Schritte, aber immerhin. In mir hätte sich irgendwas lockern können. Ob das passiert ist, weiß ich noch immer nicht. Bei einem Probelauf in Tads Apartment schienen alle meine weiblichen Teile perfekt zu funktionieren. Aber wie kann ich
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