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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat
Autoren: Cabot Meg
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des Fischer-Hall-Leiters steht leer, seit Tom im letzten Monat ausgezogen ist. Nun lebt er in einem viel schickeren Apartment in der Waverly Hall, dem Gebäude der Studentenvereinigung, auf der anderen Seite des Parks, glücklich und zufrieden mit seinem neuen Freund, dem Basketballtrainer. So wie Tad bewohnt Owen ein Apartment, das die Universität gemietet hat, aber in einem viel schöneren Haus an der Nordseite des Washington Square Parks.
    »Okay?« Jamie folgt mir, nachdem ich die Tür aufgesperrt habe, ins Vorzimmer des Büros, das ich mit Sarah und fünfzehn Werkstudenten teile. Für Kost und Logis überwacht jeder ein Stockwerk des Gebäudes, betreut je fünfzig Kids und fungiert als Ratgeber, Vertrauter und Rauschgiftfahnder. Mein Schreibtisch steht am anderen Ende des Raums. Dort sitze ich mit dem Rücken zur
Wand und mit einem Auge auf den Kopierer. Der wird täglich so oft misshandelt, dass ich vermutlich einen Nebenjob annehmen und in der Nachbarschaft Kopierer reparieren könnte. Dauernd muss ich ihn instand setzen.
    Die Tür zum Büro des Fischer-Hall-Leiters, die vom Vorraum durch eine Wand getrennt ist, die teils aus Gips, teils aus einem Metallgitter besteht, ist geschlossen.
    Durch dieses Gitter rieche ich Kaffee. Und was anderes, was ich nicht identifizieren kann. Ich höre Straßenlärm – ein hupendes Auto, Schritte auf dem Gehsteig. Die Fenster dieses Büros gehen zu einer Seitenstraße des Washington Square hinaus.
    Diesen Hinweisen entnehme ich, dass Owen in seinem Büro Kaffee trinkt, bei einem geöffneten Fenster. Aber die Tür ist geschlossen. Vielleicht will er seine Privatsphäre genießen und Internetpornos anschauen.
    Aber ehrlich gesagt, ich halte Owen nicht für einen Internetporno-Typ, obwohl er geschieden und in mittleren Jahren ist, also der Gruppe angehört, auf die das Internet mit seinen Pornos abzielt. Abgesehen von vierzehnjährigen Jungs.
    »Owen?« Ich klopfe an seine Tür. »Da ist Jamie, um halb neun hat sie einen Termin bei Ihnen.«
    In einem babyblauen Pullover und Jeans steht sie neben meinem Schreibtisch und ruft durch das Gitter: »Eh – hi, Dr. Veatch?«
    Dr. Veatch antwortet nicht. Merkwürdig. Weil ich doch weiß, dass er da drin ist.
    Da steigt dieses beklemmende Gefühl in mir hoch. Um die Wahrheit zu sagen, ich arbeite schon lange genug in der Fischer Hall, um zu wissen, dass dieses Gefühl berechtigt ist. »Jamie …«, beginne ich und hoffe, sie merkt
meiner Stimme die wachsende Angst nicht an. »Gehen Sie mal zu Pete, dem Sicherheitsbeamten, und holen ihn hierher.«
    Verwirrt, aber immer noch lächelnd, sagt sie: »Okay?« und eilt in die Halle.
    Sobald sie verschwunden ist, suche und finde ich meinen Schlüssel zu Owens Tür und sperre sie auf. Jetzt sehe ich, warum er nicht auf mein Klopfen reagiert hat. Hastig werfe ich die Tür wieder zu und verschließe sie, zerre meinen Schlüssel aus dem Schlüsselloch und sinke auf den nächstbesten Stuhl neben Sarahs Schreibtisch. Dann stecke ich den Kopf zwischen die Knie.
    Als Jamie mit Pete zurückkommt, Pete keucht ein bisschen, weil es ihm ebenso schwerfällt wie mir, Magdas Angebot kostenloser DoveBars abzulehnen, studiere ich meine Sneakers.
    »Was ist los?«, will Pete wissen. »Stimmt was nicht? Warum sitzen Sie so komisch da?«
    »Weil ich einen Krampf habe«, erkläre ich meinen Schnürsenkeln. »Jamie, wir müssen Ihren Termin verschieben. Okay?«
    Erst jetzt blicke ich von meinen Schuhen auf und sehe sie verständnislos blinzeln. »Alles in Ordnung?«, fragt sie.
    »Eh …« Was soll ich sagen? Ja, alles bestens? In diesem Büro ist nämlich gar nichts in Ordnung. Das wird sie rausfinden – früher oder später. »Nicht direkt. Später rufe ich Sie an, und wir vereinbaren einen neuen Termin, okay?«
    »Okay?«, stimmt Jamie zu, jetzt eher besorgt als verwirrt. »Ich …?«
    Irgendetwas in meinem Gesicht, vielleicht die Übelkeit,
die ich bekämpfe – warum musste ich eine zweite Waffel essen? -, lässt sie verstummen, und sie eilt aus dem Raum.
    »Schließen Sie die Tür«, weise ich Pete an, der sofort gehorcht.
    »Was soll das alles, Heather? Was stimmt nicht mit Ihnen? Sind Sie krank? Soll ich die Krankenschwester rufen?«
    »Nein, ich bin nicht krank.« Ich halte ihm meine Schlüssel hin und den Kopf immer noch möglichst nahe über dem Boden. Hoffentlich überwinde ich meine Übelkeit. »Aber Owen schon … Nun, nicht krank, eher … tot. Am besten rufen Sie 911 an. Das würde ich tun. Aber im
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