Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
abgefaßt haben konnte. Sie haben, Herr Ahrenborn, Vokabeln und Umschreibungen verwendet, die Kleinsiepes Horizont weit überstiegen. Er hätte nie geschrieben, daß er Barbara Grossek abgepaßt hat, in sie verschossen ist, und daß er nicht imstande war ... Er hätte, wenn er es wirklich getan hätte, geschrieben, daß er sie abgeschleppt und keinen hochgekriegt und sie erschossen hat. ›Da habe sie ich erschossen‹, niemals ›Da erschoß ich sie‹. Daran habe ich Ihre Handschrift erkannt, im übertragenen Sinn. – Und was Sie mit dem armen kleinen Brockmann gemacht haben?«
    Ahrenborn blieb stumm. Baltasar ging zu den Skeletten und nahm den Kopf ohne Schädeldecke heraus.
    »Hier«, sagte er. »Die Decke mußte weg, weil Brockmann eine kleine Silberplatte im Kopf hatte. Das wäre vielleicht aufgefallen. Da Sie ein intelligenter Mann sind, haben Sie alle Zähne ausgebrochen, denn vielleicht hätte man ihn an Füllungen oder Teilprothesen erkennen können.«
    Er warf ihm das Kieferfoto hin.
    »Sie haben eines übersehen, weil Sie kein Kieferorthopäde sind. Hier« – er faßte in den Kopf hinein und fühlte – »ist der kleine Knubbel. Ein unveränderliches Merkmal.«
    Mir wird heute noch schlecht, wenn ich an den nächsten Satz denke, der ganz langsam kam und tropfte und fiel und platzte.
    Ich kann ihn nicht wiederholen. Ahrenborn hatte in den Sommerferien eine Versuchsreihe mit Freiwilligen weiterlaufen lassen, die infiziertes Mett aßen, um die Wirkung bestimmter Viren zu testen. Sie hatten es für Schweinemett gehalten.
    »Nur das Skelett«, sagte Baltasar. »Was ich nicht weiß, ist, was Sie mit dem armen alten Pistorius gemacht haben.«
    Morken war inzwischen nur noch ein Wrack. Er lachte gellend. »Fragen Sie ihn ruhig«, schrie er, »fragen Sie ihn, wieso er vor einem Monat, als ich zuletzt hier unten war, nur fünf Skelette hatte, und jetzt sind es sieben.«
    Irgendwann klopfte Ziegler ans Fenster und beendete die Horrorshow.
    Ich weiß noch, daß wir lange nach Mitternacht in irgendeiner Kneipe in Bonn hingen. Baltasar, Moritz, Edgar, Ariane, Evelyn, Susanne Weber und ich. Sogar der Hauptkommissar war zwischendurch kurz bei uns gewesen.
    Ich glaube, die meisten von uns haben nur noch gelallt. Irgendwann tauchte Hussein auf. Er wollte mir erzählen, daß dieser Pelzhändler irgendwelche dunklen Geschäfte machte, aber das wußten wir ja schon.
    Schließlich deklamierte Matzbach: »Ein Jammer ist nur, daß ich nun nie erfahren werde, woher diese verdammte Zahnbürste war.«
    Der Barmann drehte sich um.
    »Mann«, sagte er. »Sie sind ja fast schon wieder so besoffen wie damals. Jetzt erkenne ich Sie. Sie waren doch an dem Abend hier, als dieser irre Vertreter seine Zahnbürstenkollektion an die Gäste verschenkt hat, oder?«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher