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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel
Autoren: Gisbert Haefs
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Susanne. »Haben Sie den Schlüssel?«
    Sie nickte. Natürlich hatte sie noch einen Hausschlüssel zur Villa Ahrenborn.
    Baltasar schaute auf die Uhr. Es war fast Viertel vor vier. »Er müßte gleich kommen«, sagte er halblaut.
    »Wer?« sagte ich.
    Wir standen vor einem der zahllosen medizinischen Institute der Universität.
    »Trottel«, sagte Baltasar, »Ahrenborn natürlich.«
    »Wieso natürlich?«
    »Er hat dienstags um sechzehn Uhr, auch in den Semesterferien, eine allgemeine Besprechung mit seinen Doktoranden. Hier.«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Na und? Willst du ihn überfallen?«
    Baltasar seufzte wieder. »Ach, du bist ein ... Nein, ich sag's nicht, weil ja eine Dame anwest. Ich will nur sehen, ob er tatsächlich kommt, dann kann's losgehen. Sonst müssen wir eine etwas riskantere Alternative durchführen.«
    Ich drohte ihm mit geballter Faust. »Wenn du nicht bald erzählst, was du vorhast, mach ich Grießklöße aus dir.«
    Dann packte er seinen Plan vor uns aus. Die Darlegung des Plans brauchte nur wenige Minuten; als Baltasar fertig war, pfiff ich leise durch die Zähne.
    »Sehr interessant, wirklich. Hausfriedensbruch, Einbruch, Diebstahl, Verletzung der Intimsphäre, Nötigung, Freiheitsberaubung – ich bin kein Jurist, aber wenn ich lange überlege, fallen mir noch ein paar Stichworte dazu ein. Hast du uns schon die Fürstensuite im Kittchen reserviert?«
    Baltasar grinste. »Du vergißt, die Zufälle sind immer mit mir. Da wir Erfolg haben, wird Hauptkommissar Ziegler sich belobigen lassen und uns nichts anhängen.«
    »Wie im Krieg«, sagte ich böse. »Im Frieden wird man ja wenigstens noch gefragt, ob man sich vielleicht freiwillig melden will. Ich fühle mich ganz krank.«
    Susanne sagte nichts.
    Ich fragte sie: »Was meinen Sie dazu?«
    Sie kicherte plötzlich. »Mir ist eigentlich alles recht; Hauptsache, es passiert was.«
    »Sie sind, glaube ich, genau so kindisch wie Baltasar. Dicker, wie ich dich kenne, hast du bestimmt noch ganze Scharen von Hilfstruppen postiert, nicht wahr?«
    »Natürlich. Wirst du alle noch zu Gesicht bekommen. – Ah, da ist Ahrenborn. Das ist gut. Dann können wir den sicheren Plan durchführen.«
    Ich schaute unauffällig in die Richtung, wo Ahrenborn seinen Wagen parkte und ausstieg. Wir standen weit genug entfernt, außerdem nicht auf dem institutseigenen Parkplatz.
    »Welchen sicheren Plan?«
    »Den hab ich dir doch eben geschildert.«
    »Ah«, sagte ich begeistert, »das ist der sichere Plan? Wunderschön. Tu mir einen Gefallen, behalt den riskanten für dich, ja? Dieser hier reicht mir völlig. Was gehört denn zum anderen? Bomben? Baltasar an der Spitze der GSG 9? Ich als Kamikaze? Oder was?«
    »Halt doch dein dummes Maul. – Jetzt geht er rein. Schön. Warten wir noch ein paar Minuten.«
    Wir warteten schweigend. Ahrenborn kam nicht wieder heraus. Baltasar klatschte mir seine fette Pfote auf den Oberschenkel. »Fahr mal langsam auf den Institutsparkplatz, so, daß du zwischen dem Eingang und Ahrenborns Karre stehst, und dann laß den Motor laufen.«
    Wortlos gehorchte ich. Ich kurvte geschickt zwischen Hauswand und Professorenwagen durch und hielt an. Baltasar öffnete vorsichtig die Tür und rutschte aus dem Auto. Ich war erstaunt, daß so viel Masse durch einen so engen Spalt ging, ohne zu quietschen.
    Er kniete kurz zwischen den beiden Wagen. So, wie wir standen, konnte ihn keiner sehen. Dann zwängte er sich wieder durch die halboffene Tür und sagte:
    »Los!«
    »Was hast du gemacht?«
    Ich fuhr in einem kleinen Bogen über den Parkplatz und steuerte die Ausfahrt an; dabei blickte ich kurz zurück. Beide Vorderreifen am Auto des Professors waren platt.
    »Ei ja«, sagte ich, »Beschädigung fremden Eigentums. Oder ist das, weil Kriegszustand, Sabotage?«
    Baltasar bemerkte nichts dazu. »Ab nach Godesberg«, knurrte er.
    »Schön, wenn man sich auf seine Freunde verlassen kann«, sagte ich höhnisch.
    Er nickte. »Und seien sie noch so dumm«, ergänzte er.
    Baltasar ließ mich einen kleinen Umweg fahren.
    »Aha«, sagte er, als wir in eine Nebenstraße einbogen, die zu Füßen des Millionenhügels ins Nichts verläuft, »die Luft ist rein. Sonst wäre Moritz hier.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Wer auch sonst? Moritz. Vielleicht mit einer kleinen Flak?«
    »Hör mal«, sagte Baltasar ärgerlich, »wenn das alles deine spezielle Form von Humor, meinetwegen Galgenhumor, ist, na fein. Andernfalls kannst du aussteigen, und ich mach die Sache
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