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Mein Hund Mister Matti

Titel: Mein Hund Mister Matti
Autoren: Michael Gerard Bauer
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  1    DIE GESCHICHTEN VON MISTER MATTI
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    Als Dad sagte, Mister Matti sei doch »nur ein Hund«, hat Mum ihn geschlagen.
    Nicht so wie Dad damals Onkel Gavin geschlagen hat, als Onkel Gavin einen Zahn verlor und alles voller Blut war. Aber auch nicht so, wie Mädchen schlagen oder nur so ein bisschen aus Spaß. Mum meinte es ernst. Das sah man daran, wie sie das Gesicht verzog und die Augen zusammenkniff.
    Â»Sag das nicht! Untersteh dich, das noch ein Mal zu sagen!«, schrie meine Mutter, während sie auf meinen Vater eindrosch. Sie schlug ihn drei Mal hart gegen die Brust, und Dad versuchte nicht einmal, sie daran zu hindern. Er stand einfach da und ließ sie gewähren, als würde sie genau das Richtige tun.
    Das klingt jetzt wahrscheinlich ziemlich merkwürdig, wie mein Vater reagiert hat. Aber manchmal kann man eben nicht anders. Ich weiß das. Mir erging es nämlich selbst einmal so, als ich etwas ganz Blödes mit der großen Gottesanbeterin angestellt habe, die früher als Haustier in meinem Zimmer lebte.
    Ich hatte die Gottesanbeterin Kobold getauft, weil sie ganz grün war, wie der Grüne Kobold in Spiderman . Ich hatte sie auf einem Baum bei uns im Garten gefunden und ihr dann einen Käfig gebaut. Ich benutzte dazu ein altes Aquarium. Es hatte einen Sprung, deshalb eignete es sich nicht mehr für Fische. Zuerst füllte ich Sand und ein paar Steine hinein, dann steckte ich Zweige in den Sand, damit Kobold klettern konnte. Zum Schluss bastelte ich noch einen Deckel, damit sie nicht entkommen konnte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: wie ein richtiger Käfig in einem Zoo.
    Es machte Spaß, Kobold in meinem Zimmer zu haben. Am meisten Freude hatte ich daran, sie zu füttern. Ich fing Insekten und Motten und band sie an einen langen Baumwollfaden. Dann ließ ich sie in Kobolds Käfig hin und her schwingen, damit sie meinte, sie würden noch leben.
    Wenn Kobold die Insekten erspähte, verdrehte sie erst ihren Kopf wie ein großäugiger Roboter. Dann setzte sie sich schaukelnd in Bewegung und schob sich langsam näher. Sobald sie nah genug dran war, packte sie die Motten mit den beweglichen Fangbeinen, wo auch die Dornen sitzen, und biss hinein. Dad machte darüber einmal einen Witz. Er sagte, Kobold habe die Motten zum Fressen gern. Er fand das witzig, Mum überhaupt nicht. Sie stöhnte nur.
    Aber einmal machte ich etwas wirklich Dummes. Ich fing eine Motte, doch bevor ich sie Kobold gab, sprühte ich sie mit Fliegenspray ein. Das klingt echt gemein, ich weiß, aber ich wollte Kobold nicht weh tun. Es war eher ein Experiment. Ich wollte einfach sehen, was passiert. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Kobold diese blöde Motte fressen würde. Aber Kobold fraß sie komplett auf … und starb.
    Zuerst dachte ich noch, alles wäre in Ordnung. Kobold wirkte putzmunter, als ich ins Bett ging. Aber als ich morgens in den Käfig schaute, lag sie im Sand: Ihr Bauch war weggefressen, ihre Beine und Flügel rausgerissen und eine Million schwarzer Ameisen krabbelten auf ihr herum. Wenn mich an diesem Tag jemand geschlagen hätte, dann hätte ich mich auch nicht gewehrt.
    Wahrscheinlich fühlte sich mein Vater genauso, nachdem er gesagt hatte, Mister Matti sei »nur ein Hund«. Wahrscheinlich blieb er deshalb einfach stehen und ließ sich von Mum schlagen. Dabei hätte er sie leicht daran hindern können, denn er war ja viel größer und stärker als sie.
    Trotzdem war es merkwürdig. Denn es stimmte ja, was mein Dad sagte. Mister Matti war nur ein Hund. Ich meine, er war kein Mensch und er konnte auch nicht sprechen oder so. Und er hatte keine besonderen Superkräfte und rettete dauernd Menschen oder fing Verbrecher wie die Polizeihunde im Fernsehen. Und vermutlich war er auch nicht gerade der klügste Hund der Welt. Er lernte nur ein einziges Kunststück, auch wenn es ein ziemlich gutes Kunststück war, wie ich finde.
    Dad sagte also nur die Wahrheit. Aber das hinderte Mum nicht, ihn zu schlagen. Vielleicht sollte man gewisse Dinge einfach nicht aussprechen, auch wenn sie wahr sind.
    Aber ich erzähle das nur, damit ihr nicht denkt, meine Geschichten handeln von einem superheldenhaften Fernsehhund. Nein, sie handeln von einem ganz normalen Familienhund. Von unserem Hund Mister Matti. Und sie sind alle wahr.
    Auch die, von denen ich mir wünsche, sie wären es
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