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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel
Autoren: Gisbert Haefs
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ohne dich.«
    Ich bohrte in der Nase, als hätte ich nichts mit dem Rest der Welt zu tun. Das Ergebnis meiner Sondierung schnipste ich ihm auf den Schoß.
    »Da«, sagte ich, »nix aussteigen. Wo ich nun schon bis über beide Kiemen in deiner Jauche stecke, will ich doch wenigstens sehen, wie du untergehst. Und wenn es mich die bürgerlichen Ehrenrechte kostet.«
    In der Stichstraße, die zu den sechs Villen führte, standen zwei mir reichlich bekannte Wagen.
    »Wo sind die Ganoven?«
    Baltasar stieg aus und winkte uns. Susanne Weber und ich folgten.
    Wir gingen zu Morkens Haus. Evelyn Binder öffnete und ließ uns ein. Die große Fensterfront des Wohnzimmers war verhängt, man konnte weder hinaus- noch hineinsehen. Im Wohnzimmer saßen Ariane Binder, Frau Morken, ihre beiden Töchter, Ulrike Treysa, dazu Edgar und Moritz und ein mir unbekannter mittelgroßer Mann, unauffällig und dunkelhaarig.
    »Prima«, sagte Baltasar. »Alles da. Wer ist denn noch im Geviert?«
    Ariane stand auf. Sie wies vage aus dem Fenster. »Frau Grossek ist zu Aussagen auf der Polizei. Treysas sind im Wahlkampf, desgleichen Herr Morken. Vor etwa einer Stunde war die Polizei da und hat bei Pallenberg die Lorenz abgeholt. Die Kleinsiepe ist gleich mitgefahren. Wir sind allein – bis auf Frau Ahrenborn.«
    Baltasar rieb sich die Hände. »Und?« sagte er, und dabei sah er Frau Morken an.
    Erst jetzt fiel mir auf, daß sie sehr blaß war. Ihre Hände öffneten und schlossen sich. Ariane Binder kniete sich vor sie auf den Teppich.
    »Eva!« sagte sie bittend.
    Frau Morken stand auf. »Gut«, sagte sie leise. »Besser ein Schrecken und ein Ende als dieser Dauerterror.«
    Evelyn hatte die wichtigste Vorarbeit geleistet; sie hatte Ines und Iris auf ihre Seite gebracht. Ich bewunderte den Mut und die Überredungs- oder Überzeugungskünste des schmächtigen blonden Mädchens. Sie brachte offenbar die gleiche Energie auf wie ihre Mutter. Die beiden Töchter hatten Frau Morken überredet, mitzumachen, nachdem sie selbst überzeugt waren.
    »Okay«, sagte Baltasar. »Moritz, du fährst die Mädchen zu Ariane. Da bleibst du, bis Edgar mit den anderen kommt. Dann hängst du dich an Ziegler.«
    Er reichte ihm einen kleinen Gegenstand; sah aus wie ein winziges Walkie-talkie. »Du weißt, was du zu sagen hast, nicht wahr?«
    Moritz nickte. Alle Blasiertheit war von ihm abgefallen. Ich glaube, zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, wäre er nicht imstande gewesen, selbst wenn er gewollt hätte, dumme Sprüche zu klopfen.
    Baltasar wandte sich an Frau Morken. »Ich habe ganz schnell noch eine Frage«, sagte er halblaut. »Erinnern Sie sich an Ihren Onkel Alfred?«
    Eva Morken zögerte. »Ja, aber nur undeutlich. Ich glaube, ich konnte ihn nicht leiden.«
    »Haben Sie je mit Ihren Eltern oder Ihrem Mann über ihn gesprochen?«
    »Nein. Ich hab es irgendwann einmal versucht. Ich meine, daß heißt, irgendwo in meinem Kopf habe ich eine dunkle Erinnerung daran, daß – wie soll ich sagen? Ich glaube, Alfred und Emil haben viel zusammen unternommen, aber Emil wollte nie darüber sprechen, auch nicht, nachdem wir – uns arrangiert hatten.«
    Baltasar deutete eine knappe Verbeugung an, Frau Morken ein gequältes Lächeln.
    Alles um mich her geschah wie in einem Fiebertraum. Offenbar wußten alle Personen, welche Schritte sie auf dieser seltsamen Bühne zu tun hatten. Ich schloß mich an, gleichzeitig betäubt und hungrig.
    Wir gingen aus dem Haus, alle dicht nebeneinander. Moritz nahm Evelyn an der Hand und legte den Arm um Ines Morkel. Ulrike Treysa und Iris Morken folgten ihnen.
    Vor Ahrenborns Tür blieben alle stehen, wie auf Kommando. Baltasar nahm Susannes Arm und sagte leise:
    »Bitte!«
    Susanne Weber zog den Hausschlüssel aus der Tasche und schloß die Tür auf. Langsam, als müsse sie sich überwinden, die Schwelle noch einmal zu betreten, ging sie hinein. Baltasar folgte, dann Ariane und Eva Morken, Edgar, der dunkelhaarige Mann, zum Schluß ich. Susanne ging stumm den Korridor entlang, bis sie vor einer Tür stehen blieb. Sie klopfte.
    »Frau Ahrenborn?«
    Drinnen rührte sich etwas, aber sehr schwach.
    »Frau Ahrenborn? Ich bin's, Susanne. Eva ist bei mir. Dürfen wir eintreten?«
    Sie legte das Ohr an die Tür. Dann drückte sie die Klinke hinunter – nichts.
    Sie blickte Baltasar an. »Abgeschlossen, aber Frau Ahrenborn ist drin.«
    »Wo könnte der Schlüssel sein?« sagte Matzbach.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Den hat wahrscheinlich der
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