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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel
Autoren: Gisbert Haefs
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Ecke eintrafen, war es kurz vor drei. Baltasar war nicht da.
    Ich begann, mein Mobil um die Poppelsdorfer Allee zu steuern, immer im Karree.
    Susanne Weber, die auf dem Rücksitz saß, wurde nach und nach nervös. Sie lüftete den schwarzen Schleier, der von dem altertümlichen Hütchen vor ihr Gesicht hing.
    »Hoffentlich ist ihm nichts passiert«, sagte sie. Sie hielt Ausschau nach allen Seiten.
    »Keine Sorge«, sagte ich munterer, als ich mich fühlte. »Hoffentlich ist er niemandem zugestoßen.«
    Sie quälte sich ein Lächeln ab.
    Endlich, nach mindestens zehn Umrundungen, tauchte Baltasar unter den Bäumen der Meckenheimer Allee auf. Er plumpste auf den Sitz neben mir und begrüßte Susanne.
    Abrupt dirigierte er mich zu einem halb auf dem Venusberg gelegenen Parkplatz. »Aussteigen«, sagte er. »Wir fahren jetzt mit meinem Wagen weiter.«
    Sein schwerer, alter Haifisch stand drohend in einer Ecke.
    »Warum?«
    Er vernichtete mich mit einem Blick. »Dein Wagen«, sagte er zähnefletschend, »ist auf dem Millionenhügel schon mal gesehen worden. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber sicher ist sicher.«
    Zum Glück fuhr er nicht selbst; das ist immer ein Terrorunternehmen. Während ich wartete, daß die Karre sich aufbockte, blickte ich ihn von der Seite an. Er verzog keine Miene.
    »Berichten!« sagte ich, wobei ich seinen Kommandoton nachahmte.
    »Ah«, sagte er verdrossen, »alles Kacke. Der Hauptkommissar ist doch ein Trottel.«
    Sein Gesicht hellte sich auf, und er sah zuerst Susanne, dann mich fröhlich an. »Das heißt, meine lieben Kleinen«, sagte er, »daß wir alles selbst machen dürfen.«
    Ich seufzte. »Erstens: Wohin soll ich fahren? Zweitens: Was ist los?«
    Baltasar gab Anweisungen; als ich mich in den Verkehr auf der Trierer Straße eingefädelt hatte, verschränkte er die Arme vor dem Wanst und berichtete.
    »Also, zuerst das Kurze und Lange über die Firma Grossek. Dies am Anfang, weil es uns eigentlich nicht interessiert. Aus mir unbekannten Gründen ist gestern abend, nein, heute ist ja schon Dienstag, also, am Sonntagabend ein Zöllner, der Herr sei mit ihm, auf einen merkwürdigen Einfall gekommen. Er sitzt an einem winzigen Grenzübergang an der belgischen Grenze, irgendwo da hinten bei Monschau, noch ein Stück südlich, ich hab den Namen vergessen. Jedenfalls ein Übergang, wo im letzten Jahrhundert nie kontrolliert worden ist; die winken ja normalerweise alles durch, erst recht an einem späten Sonntagabend; es war fast Mitternacht oder drüber. Manchmal sitzt dann da überhaupt keiner mehr, sogar bei den unsrigen, obwohl die ja sonst immer gründlich sind. Beamtenprinzip: Selbst wenn man nichts tut, man hat da zu sein. – Okay. In den schlimmsten Terroristenzeiten sind da wohl schon mal ein paar Autos angehalten und untersucht worden, Jahre her. Der Zoll und der Grenzschutz sind bei so was ja auch von einer samenhaften Intelligenz. Wenn so was los ist, ein Attentat oder derlei, kontrollieren sie mit Vorliebe Enten, Käfer und andere Autos, die nicht aussehen, wie ein gutes Bürgerauto aussehen soll. Meistens haben die Insassen auch noch Bärte und lange Haare, pfui. Wie wir wissen, sind Terroristen allerdings meistens adrett angezogen, gut rasiert und fahren, um nicht aufzufallen, Benz oder BMW. Deswegen werden ja auch so viele von ihnen an den Grenzen der Bundesrepublik geschnappt. Typischer Behördenschwachsinn!«
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, kurbelte er das Fenster herunter und spuckte auf die unschuldige Straße, sofern, heißt das, in Bonn etwas unschuldig sein kann.
    »Am Sonntag also brach ein Grenzer oder Zöllner, ich weiß nicht genau, sämtliche diesbezüglichen Vorschriften. Erstens kontrollierte er überhaupt. Zweitens sonntags. Drittens bei Nacht. Und viertens einen adrett gekleideten Mann in einem Benz.« Er kicherte. »Der Beamte wird bestimmt degradiert und strafversetzt.«
    Jetzt zündete er sich eine Zigarre an; ich kurbelte mein Fenster herunter.
    »Weiter. In dem Wagen saß ein freundlicher Libanese. Er hatte gute Papiere. Der Beamte wollte den Kofferraum sehen; daraufhin versuchte der Mann, weiterzufahren. Das geht natürlich nicht. Ein paar Kilometer weiter – in der Gegend kann man nicht sehr schnell fahren, und vor allem nur in sehr wenige Richtungen – hat man ihn geschnappt. Sie haben eine Weile gebraucht, bis sie die Zwischendecke im Kofferraum aufkriegten. Waren sehr hübsche Pelze drin, und einige Päckchen Heroin. Zufällig hat der Fahrer
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