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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Autoren: Maximo Duncker
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verletzte heute Nacht.
    »Logisch«, sagte Bruno.
    »Aber ihr könnt doch nicht …«
    »Schnauze«, fuhr Bruno ihn grob an, »lamentiert wird später!« Dann gab er Rocco einen freundschaftlichen Stupser und sagte leise: »Und ab!«
    Zu Kais Entsetzen hatte auch Rocco eine Waffe in der Hand, als er jetzt gebückt nach vorne lief. Er hatte vielleicht zwanzig Meter hinter sich gebracht, ohne dass etwas passiert war, ohne dass sich irgendetwas gerührt hätte auf dem Gelände, als er plötzlich stolperte und der Länge nach hinfiel.
    »Verdammt noch mal, der is total knülle«, fluchte Bruno. Bis zum Corsa waren es noch gute zehn Meter.
    »Steh auf, Mann!«, flüsterte Bruno so laut, dass es in der Nacht hallte.
    »Mein Knöchel«, wisperte Rocco zurück.
    »Was nun?« Ronny sah fragend Bruno an.
    »Was nun? Was nun?«, äffte Bruno ihn nach. Und dann wieder zu Rocco: »Jetzt steh schon uff. Nur noch fünf Meter. Änderung der Taktik: Du sicherst den Wagen, und wir kommen hinterher!«
    »Zu Befehl.« Rocco schaffte es, sich aufzurichten, aber er war langsam, er zog das rechte Bein nach, und man konnte sehen, dass ihm das Laufen Schmerzen bereitete. Kai kam es wie eine Ewigkeit vor, bis Rocco endlich am Corsa angelangt war, hinter dem er sofort wieder in Deckung ging.
    Bruno reckte den Daumen, obwohl Rocco es nicht sehen konnte. Ein paar Sekunden ließ er Rocco verschnaufen, dann rief er wieder: »Los, sichern, dann kommen wir nach!«
    Aus seiner eigenen Deckung heraus konnte Kai erkennen, wie Rocco zur Fahrertür kroch. Er sah, wie Rocco die Waffe von der rechten Hand in die linke nahm. Wie er die rechte Hand dann nach dem Türgriff ausstreckte. Wie er zugreifen wollte.
    Danach verwirrte sich die Reihenfolge. Von da an sah Kai van Harm nicht mehr klar.
    War es der winzige Funke, der zuerst übersprang vom Türgriff auf Roccos Hand? Bevor dann alles Weitere geschah? Oder hatte er sich den Funken überhaupt nur eingebildet? Weil ein Inferno wie das folgende einfach mit einem Funken beginnen musste ?
    Oder war es Bruno, der zuerst wild aufgesprungen war, als hätte er etwas von dem Kommenden geahnt. In der Hundertstelsekunde, bevor der gigantische Lichtblitz den Fläming illuminierte. Ganz kurz, bevor die Detonation über die Felder grollte, weit hinein ins Brandenburger Land.
    Oder aber hatte Bruno eine Tausendstelsekunde nach dem Lichtblitz geschrien? War sein Schrei gar keine Warnung an Rocco gewesen, den präparierten Türgriff nicht anzufassen, sondern schon eine Reaktion auf das, was gerade passierte. Was mit dem Funken begonnen hatte und sich fast zeitgleich mit dem Lichtblitz fortsetzte? Eine ahnende Reaktion auf die Feuerfontäne, die vom Himmel prasseln, und auf die Druckwelle, die Roccos Körper erfassen und meterweit durch die Luft schleudern sollte? Weder in jenem Moment, da sich die Explosion ereignete, noch später konnte Kai sich über die genaue Abfolge der Ereignisse Klarheit verschaffen.
    Er sah, wie Rocco nach dem Türgriff des Corsa fasste. Er merkte, dass Bruno neben ihm aufgesprungen war, und dass er schrie. Er sah den Lichtblitz und die Explosion, und er hörte den Knall, mit dem es den Corsa in Stücke riss. Er sah Schutt und Trümmerteile zu Boden gehen, er sah das Feuer regnen, und er wusste, dass Rocco da nicht wieder rauskommen würde.
    Wenig später fühlte er die Hitze im Gesicht, und dann begann die Zeit für ein paar Augenblicke stillzustehen.

Trümmerfeld
    Die Trümmer brannten einfach vor sich hin. Bruno bewegte sich nicht, und auch Ronny war regungslos, lehnte wie tot am Autodach, die Pistole noch immer im Anschlag.
    Nichts geschah. Kai wartete auf ein Martinshorn, auf die Feuerwehr, auf die Polizei. Niemand kam. Wie auch? Sie waren hier allein mit der Katastrophe. Es passierte nichts, und niemand rührte sich. Keiner wusste, was als Nächstes zu tun wäre, wie man vernünftig handelte, in einer Situation, die derart aus dem Ruder gelaufen war.
    Sie standen alle drei nur da und starrten geradeaus in die Flammen.
    Irgendwer würde den Stillstand schon beenden, dachte Kai. Wenigstens in Deinsdorf musste man die Sache mitbekommen haben. Irgendwer würde die Behörden anrufen, und dann ginge das Leben weiter.
    Das, was den Stillstand beendete – es mochten zwei Minuten vergangen sein seit der Explosion oder fünf – war das laute Pfeifen eines Projektils, das an Kai van Harms Kopf vorbeiflog.
    »Deckung«, schrie Bruno und tauchte wieder hinter den Toyota ab, und auch Kai und Ronny zogen
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