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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: T. Aaron Payton
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erhältlich , für die, die sich tatsächlich verwandelt hatten und einen männlichen Schein wahren wollten. Sie befand, dass Coopers Nasengewächs nicht alberner war als die meisten anderen, auch wenn das nicht viel hieß.
    „Bitte“, sagte sie und versuchte es mit Entgegenkommen. „Vielleicht könnte ich etwas in der Nähe tun und Ihnen die Ausgaben einer Atlantiküberquerung ersparen. Schicken Sie mich nach Paris, wenn der Tunnel fertig ist, und dann werde ich über den neuartigen Reiseweg berichten und über die Kleider, die ich auf der anderen Seite zu sehen bekomme. Bis dahin habe ich etwas anderes im Sinn. Die ersten Zeilen habe ich schon geschrieben.“ Sie öffnete ihr Notizbuch und ärgerte sich wieder einmal über den anmutigen Schwung ihrer Handschrift, der nicht zum Ernst und der Schärfe passte, die sie zu vermitteln versuchte. Ihre Texte gefielen ihr weit besser, wenn ein Schriftsetzer sie in akkurate Zeilen gesetzt hatte. Sie legte das Notizbuch vor Cooper auf den Tisch, und er seufzte und begann zu lesen. Sie hatte die Zeilen noch im Kopf und konnte fast verfolgen, wie seine Augen über die Zeilen huschten .
    ‚Es ist äußerst ironisch, dass kein wohlhabender oder einflussreicher Mann jemals zugeben wird, ein mechanisches Freudenhaus betreten zu haben – da man doch nur wohlhabende und einflussreiche Männer überhaupt durch diese eleganten und wohlbewachten Türen lässt. Wir vom Argus freuen uns, Ihnen nun stellvertretend Zutritt zu gewähren, und bieten Ihnen die seltene Gelegenheit, die samtausgeschlagenen Zimmer in diesen Häusern der…‘
    „Gütiger Himmel.“ Cooper schlug das Notizbuch zu. „Sie können doch nicht ernsthaft eine solche Recherche vorschlagen! Sie wissen, dass ich Ihre Artikel genauso hoch schätze wie die der meisten Männer. Aber Sie sind kein Mann, und man würde keiner Frau jemals Einlass gewähren in einem von diesen, diesen …“
    „Mechanischen Bordellen? Zahnradbetriebenen Hurenhäusern? Tempeln der technischen Unvergänglichkeit?“
    „Ja. Diese Dinger. Wie wollen Sie da hineinkommen?“
    „Durch Täuschung natürlich. Ich kann mit tiefer Stimme sprechen“, sie machte es ihm vor, „und mich als Mann verkleiden. Solche Verkleidungen sind nicht schwer zu bekommen. Ohne vulgär klingen zu wollen, ich bin mir durchaus bewusst, dass meine Figur sich für einen solchen Trick besser eignet als manch andere. Es ist ja nicht so, dass ich eine Liaison mit einer mechanischen Kurtisane vollziehen müsste, um über sie zu schreiben.“
    „Solche Einzelheiten würden wir auch nicht drucken. Wir sind schließlich nicht der Lantern, es gibt Abgründe, in die wir nicht sinken werden.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich kann das nicht gestatten.“
    „Oh, aber wenn ich allein gehen würde, ohne Erlaubnis – würde die Geschichte, die daraus entsteht, Sie interessieren? Oder soll ich sie stattdessen dem Lanternverkaufen?“
    Er seufzte. „Ellie, wenn ich Ihr Vater wäre oder Ihr Bruder …“
    „Das sind Sie aber nicht.“ Es gab auch niemand anderen. Sie hatte keine lebenden Verwandten mehr und war deshalb gezwungen, vom Schreiben zu leben, was sie allerdings gern tat. Cooper war ein Freund ihrer Familie gewesen, und Ellie fragte sich manchmal, ob er einst ihrer Mutter den Hof gemacht hatte. Zunächst hatte er ihr Arbeit gegeben, weil er Mitleid mit ihr gehabt hatte. Doch dann hatte er angefangen, auf ihre zuverlässigen und fristgerecht verfügbaren Texte zu vertrauen. Manchmal behandelte er sie trotzdem noch wie seine jüngere Schwester, aber das geschah nicht mehr so oft wie früher.
    „Es würde anonym erscheinen müssen“, sagte Cooper, nachdem er einen langen Augenblick nachgedacht hatte.
    „E. Skye ist schon ein Pseudonym, und abgesehen davon glaubt jeder, es sei ein Männername. Halten Sie etwa größere Vorsicht für angebracht?“
    „Die Männer, die diese Etablissements führen, sind unangenehme Zeitgenossen. Es ist sicherlich besser, wenn sie den Urheber eines solchen Artikels nicht so leicht identifizieren können. Die Wahrheit hinter einem Pseudonym kann man aufdecken. Es ist besser, überhaupt keinen Namen anzugeben. Wenn Sie den Artikel schreiben – und ich hoffe immer noch, dass Sie es nicht tun –, wird ganz einfach ‚ein Herr‘ als sein Verfasser genannt werden. Ich muss noch einmal wiederholen, dass ich starke Einwände gegen …“
    „Zur Kenntnis genommen“, sagte Ellie.
    „Aber natürlich werden Sie meinem Rat nicht folgen.
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