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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: T. Aaron Payton
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Falle handelte. Dann setzte er sich hin, schlug die Beine übereinander und faltete die Hände über dem Knie. „Ich muss Sie um Hilfe bitten, Halliday, und Sie müssen mir helfen.“
    „Oh“, machte Pimm. „Ich gestehe, dass ich etwas überrascht bin. Ich hatte gedacht, dass Sie mit mir über Mr. Martinson sprechen wollten.“
    Abel runzelte die Stirn. „Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen. Es ist natürlich eine schreckliche Tragödie, dass der Schuft nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnte, doch ich habe mit seinem bedauerlichen Ableben nichts zu tun.“
    „Ach, wirklich. Ich hatte den Eindruck, dass meine Nachforschungen über seine Geschäfte Ihnen nicht gefallen haben.“
    Abel zuckte die Schultern. „Martinson war ein alter Freund von mir. Selbstverständlich wollte ich nicht recht glauben, dass er in ein Verbrechen verwickelt gewesen sein soll. Ich nahm an, dass Sie falsch informiert seien, oder eben in böser Absicht handelten, als Sie ihn bei der Polizei anzeigten. Aber da Martinson sich nun das Leben genommen hat, kann ich nur schlussfolgern, dass er Schuldgefühle hatte. Eine Schande, das Ganze. Er war ein guter Mensch, aber zu schwach.“
    Pimm nickte bloß. Martinson war der Direktor einer angesehenen Privatschule gewesen, jedoch hatte er seinen Schülern illegale alchemistische Stimulanzien verkauft, und einige der Kinder waren an einer Überdosis gestorben. Eines von ihnen war der Neffe von Pimms altem Schuldfreund gewesen, sodass dieser ihn gebeten hatte, der Sache auf den Grund zu gehen. Martinsons Schuld hatte sich leicht beweisen lassen. Doch Pimm hatte gehofft, er könne dadurch auch Value belasten, der mit Sicherheit die Drogen geliefert hatte, aber stets unerreichbar schien. Stattdessen – nun ja. Das Gericht hatte entschieden, dass Martinsons Tod Selbstmord gewesen war, lieber tot als ehrlos und so fort. Pimm hatte da so seine Zweifel.
    „Ich bin heute hier“, sagte Value, „um Ihre Dienste als Privatdetektiv in Anspruch zu nehmen.“
    Pimm war so überrascht, als hätte Value um seine Hand angehalten. „Ich glaube, Sie missverstehen meine, ähm, Situation. Ich habe mich zwar gelegentlich für einige Freunde eingesetzt oder die Polizei unterstützt und kleine Versuche unternommen, ihr bei ihren Ermittlungen behilflich zu sein. Aber ich habe immer vollkommen inoffiziell agiert. Obwohl ich ein gewisses dilettantisches Interesse an Kriminologie habe, kann ich mich kaum einen Detektiv nennen, und ich stelle meine bescheidenen Dienste leider nicht gegen Geld zur Verfügung.“ Er schmunzelte selbstironisch. „Ich fürchte, meine Familie würde es nicht ertragen, wenn ich diesen Beruf ergriffe. Sie würden es wohl kaum als eine vornehme Tätigkeit betrachten.“
    „Er braucht verdammt viele Wörter, um nein zu sagen, nicht wahr, Ben?“
    „Manche würden sagen, dass man daran den gebildeten Menschen erkennt“, meinte Ben.
    „Hören Sie mir zu, Lord Pembroke“, sagte Value und beugte sich vor. „Jemand bringt meine Huren um, und ich muss herausfinden, wer es ist.“

Weibliche Künste

    Z u Ellies Bekanntenkreis gehörte ein gewisser Schneider in der Savile Row, der neben seinen übrigen Geschäften auch die Männer versorgte, die sich durch Morbus Konstantin verwandelt hatten und diese Tatsache geheim halten wollten. Obwohl Mr. James wie die meisten Leute ein starkes Misstrauen gegenüber der Presse hegte (diese Einstellung wurde durch die Geschäfte in seinem Hinterzimmer, die geheim bleiben mussten, womöglich noch verstärkt), mochte er Ellie. Immerhin war sie einst mit seinem Neffen David verlobt gewesen, und deshalb duldete er ihre Neugierde. David hatte bei der britischen East India Company gearbeitet und war traurigerweise 1858 beim Indischen Aufstand umgekommen, als einer der schrecklichen Dampfelefanten des Stahlradschas ihn zerquetscht hatte. Sein Tod hatte Ellies Hoffnungen auf ein traditionelles Leben als Ehefrau und Mutter ein Ende gesetzt, und seitdem schrieb sie nicht mehr bloß nebenbei für Frauenzeitschriften, sondern war – sowohl aus finanzieller Not wie auch aus Leidenschaft – hauptberufliche Journalistin geworden.
    Mr. James begrüßte sie freundlich, nahm sie bei der Hand und wies seinen Gesellen an, den Laden im Auge zu behalten. Er führte sie derweil durch die Werkstatt hinter dem Laden in ein kleines Büro, wo es einen Gaskocher und einen Wasserkessel gab, und machte sich daran, den Tee vorzubereiten. „Wie schön, Sie zu sehen, Eleanor“,
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