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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: T. Aaron Payton
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Auswirkungen von Morbus Konstantin und dessen häufigsten Übertragungsweg erkannt hatte. Die mechanischen Bordelle, die entstanden waren, um die Nachfrage nach menschlichen Prostituierten zumindest teilweise zu decken, bewegten sich im Moment noch in einer rechtlichen Grauzone. Offiziell wurden sie als „Vergnügungsarkaden“ eingestuft, die sich nicht von Spielhallen oder von den Schauräumen, in denen man für einen Penny die Automaten besichtigen konnte, unterschieden. Allerdings waren sie wesentlich teurer und hatten einen exklusiveren Kundenkreis. Doch indem er zugab, menschliche Prostituierte zu beschäftigen, gestand Value ein schwerwiegendes Verbrechen.
    „Ich denke, wir können die Diskretion langsam hinter uns lassen, oder, Halliday? Sie sind kein Polizeiinspektor, auch wenn ich mir habe sagen lassen, dass Sie ebenso viel trinken wie die meisten Polizisten. Ich könnte Ihnen den Mord an einem Erzbischof gestehen, und es würde keine Rolle spielen. Es würde lediglich mein Wort gegen Ihres stehen, und mich haben schon bessere Männern weitaus schlimmerer Verbrechen bezichtigt. Deshalb: ja, meine Huren. Natürlich arbeiten sie weiterhin unabhängig. Frauen, die keine Wahl haben, treffen persönliche Vereinbarungen mit Männern, die keinen Verstand haben, aber ich verwalte das Ganze. Deshalb zahlen mir sehr viele Huren in London einen gewissen Anteil. Als Gegenleistung f ür ihre Abgaben biete ich ihnen sichere Orte, wo sie ihr Gewerbe ausüben können, sowie Schutz vor der Polizei und vor noch fragwürdigeren Gestalten.“ Er beugte sich vor und umfasste dabei den silbernen Knauf eines Gehstocks, den er mit Sicherheit nicht zum Gehen brauchte. „Doch jetzt ist das alles aus dem Gleichgewicht geraten. Für die Damen ist es ihr Geld nicht mehr wert. Jemand bringt sie um.“
    „Mord ist Sache von Scotland Yard.“
    „Die Bullen kann ich nicht gebrauchen. Die wissen nicht einmal, dass diese Verbrechen überhaupt passiert sind.“
    Pimm runzelte die Stirn, ungewollt interessiert. „Wie das?“
    „Die Leichen landen vor meiner Tür. Jedenfalls im übertragenen Sinne. Sie werden vor meinen exklusiveren Etablissements abgelegt. Den legalen Häusern. Ich ziehe es vor, nicht die Polizei zu verständigen. Diese Art von Aufmerksamkeit ist in vielerlei Hinsicht schlecht fürs Geschäft.“
    „Exklusive Etablissements? Die Häuser mit den mechanischen Kurtisanen?“ Beim Gedanken an solche Geschöpfe musste Pimm ein Schaudern unterdrücken. Er liebte Frauen oder hatte zumindest manche Frauen geliebt, obwohl diejenige, die er am meisten geliebt hatte, schon fast ein dutzend Jahre tot war. Die Vorstellung eines intimen Verhältnisses mit etwas, das im Grunde nur eine riesengroße Puppe war, war bestenfalls komisch und schlimmstenfalls grauenerregend.
    „Ja.“ Value seufzte. „Ich vermisse wirklich die alten Zeiten, als echte Mädchen noch von ihren Körpern leben konnten, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass die Polizei sie verfolgt. Oder dass sie krank werden und sich in Männer verwandeln. Die mechanischen Huren sind auch teuer herzustellen. Sie kommen nicht wie normale Mädchen einfach in die Stadt, um ihr Glück zu suchen. Zugegeben, wenn sie fertiggestellt sind, fallen nur noch Reinigungs- und Wartungskosten an, und die mechanischen Mädchen beklagen sich nie. Sie werden niemals schwanger und bekommen nie die Pocken. Ich will nicht behaupten, dass sie nicht profitabel seien, das sind sie durchaus. Aber obwohl meine mechanischen Mädchen garantiert frei von Krankheiten sind, weigern sich sehr viele Männer, sich mit einem Automaten Erleichterung zu verschaffen. Da spielt es keine Rolle, wie klug er konstruiert ist. Meist kommen die Männer nur einmal, um den Reiz des Neuen zu erleben, und danach kommen sie nie wieder.“ Er pochte mit seinem Stock auf den polierten Fußboden. „Trotz all der Veränderungen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, sind die meisten Männer noch sehr konservativ. Wir sind noch nicht so weit, dass wir menschliche Huren vollständig ersetzen könnten. Noch nicht.“
    „Aus diesem Grund lassen Sie noch immer echte Frauen für sich arbeiten, draußen auf der Straße“, meinte Pimm.
    „Natürlich. Männer bleiben Männer, Lord Pembroke, und sie tun, was Männer eben tun, selbst wenn es dem Parlament missfällt und sie Gefahr laufen, krank zu werden. Aber auch das Straßengeschäft ist in letzter Zeit sehr zurückgegangen. Es geht ein Gerücht um, dass einige Männer, die
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