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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: T. Aaron Payton
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Warum sollten Sie diesmal anders handeln als sonst?“ Er seufzte. „Wann wollen Sie sich dort einschleichen?“
    „Oh, erst später heute Abend. Ich bezweifle, dass ein solches Etablissement vor Einbruch der Dunkelheit überhaupt geöffnet hat.“
    Cooper klopfte mit der Spitze seines Füllfederhalters auf den Schreibtisch. „Zuerst berichten Sie über die Monster im Fluss, und nun wollen Sie die Wollust der städtischen Elite enthüllen. Von Hirngespinsten gehen Sie direkt zu Skandalen über, Ellie.“
    „Wenn es Ihnen nicht gefällt, dann lassen Sie mich doch Kriegsberichterstatterin werden.“ Sie machte einen ironischen Knicks und spazierte aus dem Büro, während vor ihrem inneren Auge bereits Bilder von Schnurrbärten und Hosen tanzten.

Treffen mit Value

    L etztlich beschlossen sie, doch etwas umsichtiger zu sein, und hängten einen nicht allzu teuren chinesischen Wandteppich vor die beiden Löcher, die sie für die Pistolenläufe gebohrt hatten. Nur ein Loch ließen sie unverdeckt, sodass Freddy hindurchsehen konnte. Der Teppichstoff würde die Pistolenkugeln nicht abfangen. Pimm hoffte von Herzen, dass sich diese Vorbereitungen als unnötig oder sogar paranoid erweisen würden, aber nach allem, was er über Abel Value wusste, waren die Vorkehrungen kluge Maßnahmen. Der Mann war in einer Branche t ätig, in der man gelegentlich jemanden töten musste, um die Geschäfte am Laufen zu halten. Zwar rechnete Pimm nicht damit, in seiner eigenen Wohnung ermordet zu werden, doch etwas Vorsicht konnte nie schaden.
    Als es schließlich an der Tür klopfte, waren seine Kopfschmerzen fast abgeklungen, und er hatte es sich in dem Sessel bequem gemacht, in dem Freddy am Morgen gefaulenzt hatte. Er wartete einen Augenblick, dann fiel ihm ein, dass ihr Diener diesen Morgen gekündigt hatte, und er blickte verärgert drein. Ein weiteres Klopfen ertönte, diesmal lauter, und er rief: „Kommen Sie rein!“
    Die Tür ging auf, doch Value trat nicht als Erster ein. Ein Mann kam herein, der etwa so groß wie ein Raddampfer war. Er musste den Kopf einziehen, damit er nicht gegen den Türrahmen stieß, und sah sich prüfend im Zimmer um. Dann stellte er sich an die Wand neben der Tür, legte die behandschuhten Hände übereinander und blickte Pimm teilnahmslos an.
    „Big Ben, nicht wahr?“, fragte Pimm.
    Der Mann machte ein finsteres Gesicht. Es gefiel ihm offenbar nicht, dass jemand wie Pimm seinen Namen kannte. „Ja, Sir.“
    Abel Value betrat das Zimmer, doch Pimm beachtete ihn nicht, weil er noch mit dem Leibwächter sprach. „Hat man dich nach Benjamin Caunt, dem Preisboxer, benannt? Du bist mindestens so groß wie er. Oder, ha! Nach der Glocke im Uhrenturm?“
    „Man nennt mich so, Sir, weil ich sehr groß bin, Sir, und weil mein Name Benjamin ist.“ Er sprach ruhig und deutlich, sein Ton war knochentrocken. Pimm dachte bei sich, wie dumm es war, anzunehmen, dass ein Mann nicht klüger sei als ein Ackergaul, nur weil er ähnlich groß war .
    „Das finde ich überaus logisch.“
    „Man nennt Sie ‚Pimm‘, nicht wahr, Sir?“, fragte Big Ben. Sein Ton war respektvoll, sein Gesichtsausdruck war es jedoch ganz und gar nicht.
    „Manche tun das“, bestätigte er.
    „Warum, wenn ich fragen darf, Sir?“
    „Ich nehme an, weil mein Vorname Pembroke ist, und weil ich ein berüchtigter Trinker bin, Benjamin. Pimm’s Cup ist nicht mein Lieblingsgetränk, trotzdem ist es ein recht gelungener Scherz, jedenfalls für meine Zechkumpan.“
    Pimm wandte seine Aufmerksamkeit Abel Value zu, der entweder der berüchtigtste Verbrecher oder der erfolgreichste Geschäftsmann Londons war – je nachdem, wen man fragte und welche Leute mithörten, wenn man die Frage stellte. Value trug einen Anzug, der mit Sicherheit mehr gekostet hatte als Pimms eigener. Er hatte eisengraues Haar, sein Gesicht war entgegen der aktuellen Mode glattrasiert, und er hatte sich schon mindestens einmal die Nase gebrochen. Er versuchte gar nicht erst, sein Grinsen zu verbergen, und tätschelte seinem Leibwächter den Arm, als er an ihm vorbeiging.
    „Guten Tag, Sir“, sagte Pimm. „Was verschafft mir die Ehre?“ Er wies auf den einzigen freien Sessel. Die anderen Sitzgelegenheiten hatte Freddy fortgeschafft, um sicherzustellen, dass Value sich an die richtige Stelle setzte.
    „Die Not“, meinte Value, und Ben schloss hinter ihm die Tür. Value betrachtete einen Moment lang den leeren Sessel und schien zu überlegen, ob es sich dabei wohl um eine
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