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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: T. Aaron Payton
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öffentlichen Auftritte weniger verwirrend, erschien jedoch in gewisser Weise auch wie ein Verrat an dem Mann, der schon so lange Pimms Freund war.
    Freddy trug nun ein halb aufgeknöpftes und glücklicherweise zu großes Männerhemd und, wie es schien, nichts darunter. Ihr Haar war eine goldene Wolke, ihre Stupsnase hinreißend. Ihre vollen Lippen hatte sie gerade zu einem Schmollmund verzogen. „Wenn ich hässlicher wäre, würde ich einen falschen Schnurrbart tragen, meine Brüste mit Stoffstreifen abbinden und so als Mann durchgehen. Manche von diesen Mistkerlen hatten mit ihrer Umwandlung sehr viel mehr Glück.“ Freddy seufzte. „Obwohl ich vermutlich auch Glück hatte. Immerhin bin ich nicht gestorben oder mitten in der Veränderung steckengeblieben, wie es anderen passiert ist.“ Morbus Konstantin war unvorhersehbar und sein Verlauf konnt e schrecklich sein, wenn auch manche der Ansicht waren, die Verwandlung in eine Frau sei mit Sicherheit schlimmer als der Tod. Da spricht jemand, der noch nie gestorben ist, dachte Pimm sich dabei immer.
    „Du hast mir das Grauen erspart, jemand anderen heiraten zu müssen“, sagte Pimm. „Jemanden, der meiner Familie gepasst hätte.“ Pimms Heirat mit der mysteriösen Winifred Sandoval , einer Person ohne besonders namhafte Familie, hatte weder seine Tanten und Onkel noch seinen älteren Bruder, den Marquis, begeistert. Er hatte einen leidenschaftlichen Vortrag über wahre Liebe halten müssen , und sie hatten der Sache schließlich zugestimmt. Hauptsächlich, damit er endlich aufhörte, Liebesgedichte zu rezitieren. Die weisen Oberhäupter der Familie waren froh, dass er überhaupt irgendjemanden geheiratet hatte. Sie hofften wohl, dass er aufhören würde, seinen berühmten älteren Bruder öffentlich zu blamieren, nun, da er bei einer guten Frau zur Ruhe gekommen war.
    Er hatte sie leider enttäuscht. Dass er trank, spielte und das Leben eines Bonvivants führte, störte sie nicht wirklich. Zu jeder guten Familie gehörten auch ein paar verlotterte Verschwender. Nein, was sie störte, war diese andere Sache. Sein Steckenpferd. Das Einzige, das er außer trinken und Whist spielen noch gut konnte. Die Sache, die seinen Namen in die Zeitungen brachte.
    „Hmm“, machte Freddy. „Es ist gut zu wissen, dass ich irgendeiner armen Frau ein elendes Leben an deiner Seite erspart habe. Oh, es ist übrigens ein Brief für dich gekommen. Er liegt an der Tür. Ich hatte eigentlich vor, ihn dir zu bringen, aus Rücksicht auf deine offenkundigen Kopfschmerzen. Aber dann hast du meine Figur beleidigt und verlangt, dass ich mich bedecke.“
    „Du hast eine gute Figur. Das ist ja das Problem.“ Pimm stand ächzend auf und ging zum Tisch neben der Tür, während Freddy wieder zurück in ihr Schlafzimmer tänzelte. Sein Ehepartner versuchte seit längerem, sich eine feminine Körperhaltung anzugewöhnen, doch sie ließ sich zu oft von Frauen aus der falschen Schicht unterrichten. Pimm sah die Post durch, bis er den Brief fand, den Freddy gemeint hatte. Er riss ihn auf und las die wenigen Zeilen, während er noch an der Tür stand. Dann zerknüllte er das Papier in seiner Faust. „Verdammt. Freddy!“, schrie er. „Wann ist dein Salon?“
    „Ich habe noch ein paar Stunden Zeit, obwohl ich davor eigentlich einkaufen gehen wollte.“
    Freddy erschien, noch immer nur halbbekleidet. „Warum?“
    „Abel Value will sich mit mir treffen.“
    „Ach, du meine Güte.“ Freddy sah einen Augenblick an die Decke und summte ein bisschen. „Wann?“
    „Er schlägt vor, dass wir uns zum Mittagessen treffen.“
    „Verflixt. Dabei sollte doch heute ein Wissenschaftler zum Salon kommen, ein Experte für eine bestimmte Fischart, die manchmal das Geschlecht wechselt. Er hat einige interessante Ideen bezüglich der Ursache des Morbus Konstantin. Verseuchte Wasservorräte oder so etwas, glaube ich.“
    „Besser als die Geistlichen, die behaupten, die Verwandlungen seien Gottesurteile, weil die Männer zu verweiblicht geworden seien und die Frau zu sehr wie Männer. Ehrlich gesagt bin ich nicht geeignet, irgendeine der beiden Theorien auf ihre Vorzüge hin zu beurteilen. Ich bin weder in der Biologie noch in der Theologie besonders bewandert. Ich denke, ich kann die Sache mit Value selbst regeln.“
    „Papperlapapp“, sagte Freddy. „Wo triffst du ihn? Im Luna Club?“
    „Ich will in meinem Club nicht mit ihm gesehen werden, und das weiß er. Er schlägt vor, dass wir uns hier
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