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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: T. Aaron Payton
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großen Dichter, bauten Häuser, tanzten auf Festen, belieferten ihn mit ihren schönen Toten und enttäuschten ihn ewig. Es gab Zeiten, in denen er die langen Jahre vermisste, die er in einer Art Winterschlaf in der Arktis verbracht hatte, grübelnd und in Erwartung des Todes, der niemals kam.
    Die Stadt, sinnierte er, glich fast einer riesigen Versuchsanordnung mit Adam als Versuchsperson. Ihr Ziel war es, herauszufinden, wie lange es dauern würde, bis sein Verlangen nach Liebe sich zu etwas sehr viel Dunklerem wandelte.

Die Ehe zweier Herren

    P embroke „Pimm“ Halliday erwachte mit schrecklichen Kopfschmerzen. Seine Kehle war so trocken wie mehrere Wochen altes Brot, und sein Atem duftete nach dem Erbrochenen von letzter Nacht. Er klingelte nach seinem Diener und vom Läuten der Glocke schien ihm schier der Schädel zu zerspringen. Doch der verfluchte Mensch erschien nicht mit der üblichen Tasse Tee und einem dienstbeflissenen Lächeln in der Tür. Er erschien überhaupt nicht.
    Pimm quälte sich in seinen orientalischen Morgenmantel aus Seide. Es war ein bisschen wie ein Ringkampf mit einem Affen, was Pimm tatsächlich schon einmal erlebt hatte, allerdings nicht in nüchternem Zustand. Dann ging er sehr vorsichtig ins Empfangszimmer seines Apartments. Mit leiser Stimme fragte er: „Ransome, sind Sie da?“. Ein lauteres Rufen hätte nur einen weiteren Aufruhr in seinem Schädel verursacht.
    „Ransome hat gekündigt“, sagte Freddy. Pimms ältester Freund und liebster Vertrauter saß in einer hellen Ecke des Zimmers und las Zeitung. Er hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht, der leider an einem nicht verhangenen Fenster auf der Ostseite stand. „Hast du die neueste Ausgabe des ‚Argus ‘ gesehen? Ach, natürlich nicht, du lagst ja noch im Bett. Dieser Artikel von Mr. E. Skye über die sogenannten Flussmonster, die angeblich in der Themse gesehen worden sind, und ein Zeuge betrunkener als der andere? Er ist entzückend. Obwohl ich wette, dass keiner der Zeugen betrunkener war als du letzte Nacht, mein Lieber. Du hättest ein Flussmonster nicht einmal bemerkt, wenn es durch deine Badewanne geschwommen wäre. Mr. Skyes Geschichte trifft genau den richtigen Ton, bissig und lustig zugleich, ohne in Respektlosigkeit abzugleiten. Er zitiert ausführlich die Flussarbeiter und lässt ihre eigenen Worte wirken. Im Journalismus ist sein Talent wirklich vergeudet, er sollte lieber …“
    Pimms Verstand näherte sich langsam wieder seinem üblichen Effizienzgrad. „Ransome ist fort? Er hat gekündigt? Warum zum Teufel sollte er das tun?“ Pimm ließ sich in einem anderen Sessel nieder, so weit weg vom Licht wie nur möglich. Er blinzelte. Freddy schien nicht viel anzuhaben, und wenn das Gegenlicht nicht gewesen wäre, hätte er wohl schockierend viel Haut gezeigt. „Herrgott, Mann, bedecke dich! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich kein Bedürfnis habe, deine nackte Haut zu sehen?“
    „Dann schau nicht hin.“ Freddy schlürfte unbeeindruckt seinen Tee und war dabei geschickt genug, Tasse, Zeitung und Zigarette gleichzeitig zu halten. „Wenn du ein Korsett anziehen müsstest, wann immer du das Haus verlässt, würdest du diese befreiten Augenblicke ebenso sehr genießen wie ich. Was Ransome angeht: Er sagte, er könne es einfach nicht mehr ertragen, ständig die Waschschüsseln von deinem Erbrochenen zu reinigen. Deshalb sprach er uns sein Bedauern aus. Ich sagte ihm, ich könne das recht gut verstehen und zahlte ihm seinen restlichen Monatslohn. Ich habe ihm versprochen, dass sein Zeugnis voll des Lobes sein würde, obwohl mir scheint, man hat ihm bereits eine neue Stellung angeboten.“
    „Ich hoffe, du warst während des Gesprächs nicht so angezogen wie jetzt.“ Pimm wand sich in seinem Sessel und zog sich die Vorderseite seines Morgenmantels über den Kopf, um seine Augen zu bedecken. Oh, seliges Halbdunkel. „Oder sollte ich sagen, ausgezogen.“
    „Wenn ich so angezogen gewesen wäre wie jetzt, wäre er bestimmt geblieben, meinst du nicht? Er hätte mir vermutlich seine Dienste angetragen. Er war doch immer so schockiert, dass ich keine Kammerzofe habe.“
    „Nicht so schockiert wie die Kammerzofe, die käme, um dich zu bedienen“, sagte Pimm. „Hättest du nicht versuchen können, ihn umzustimmen? Ransome macht guten Tee und noch besseren Brandy mit Soda. So einen könnte ich jetzt gebrauchen. Welches von beiden ist mir gleich. Am liebsten beide.“ Er lugte kurz unter seinem
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