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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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    K ovac drückte sich an den Rand des Abgrunds. Unter ihm zog sich der gewaltige Riss im Gletscher noch mehrere hundert Meter weit dahin und wurde mit zunehmender Tiefe immer schmaler. Er hatte keine Ahnung, wie tief dieser Abgrund war, aber er wusste, dass ein Sturz ihn umbringen würde.
    Sein weißer Umweltanzug, dessen Oberfläche mit Steigeisen ausgestattet war, klebte sicher an dem glatten Eis, sodass er die Hände frei hatte. Eine davon umklammerte das Gewehr; die andere lag an seiner Seite.
    Seine Füße baumelten über dem Nichts unter ihm, doch er war klug genug, sie nicht zum Abstützen zu benutzen. Zu viel Druck auf die Seitenwand des Risses könnte eine Lawine auslösen, und dann wäre der Monat vergebens, den er damit zugebracht hatte, die Umgebung auf der Suche nach einer passenden Stelle auszukundschaften.
    Kovacs Kopf lugte kaum über den Rand des Abgrunds hinaus; nur seine Augen und seine Nase waren den Elementen offen ausgesetzt. Den Helm seines Umweltanzugs hatte er nicht aufgesetzt; um den Sauerstoffgehalt der Luft musste er sich keine Sorgen machen, und er hoffte, nicht lange genug hier zu sein, dass seine Haut durch die Gefahren großer Kälte Schaden nehmen würde.
    Der vor ihm liegende Teil des Gletschers führte weiter abwärts, und mit Hilfe seiner auf lange Reichweiten ausgelegten Vergrößerungsbrille konnte er das beinahe vierzig Klicks entfernte Dorf so gut erkennen, als läge es direkt vor ihm.
    Das Dorf war gitterförmig aufgebaut, und die Gebäude, die sich strahlend weiß von dem Grün der einheimischen Pflanzen abhoben, bestanden aus einer betonartigen Substanz, die den harten Wintern im Tal standhalten konnte.
    Fahrzeuge waren hier nicht erlaubt; daher waren die Straßen schmal. Weitläufig war nur der Marktplatz, der jeden Sommer mit provisorischen Verkaufsbuden und offenen Tischen angefüllt war, auf denen handgefertigte Güter und Erzeugnisse aller Art angeboten wurden, ganz so, wie es die Menschen schon von alters her getan hatten.
    Im Augenblick bevölkerten viele Menschen den Platz. Das war der erstaunlichste Punkt in Bezug auf diesen Ort: die Tatsache, dass es hier nur Menschen gab. Keine Aliens gleich welcher Art suchten diesen Ort auf, und die Einheimischen – so es welche gegeben hatte – waren schon lange fort.
    Trieinsf’rd hatte Kovac so weit fortgeführt wie noch kein anderer Auftrag. Das Aussteigerparadies lag beinahe eine Zwei-Jahres-Reise vom Raum der Erdallianz entfernt. Ursprünglich war der Planet von einer Gruppe besiedelt worden, die gegen die Erdallianz rebelliert hatte. Über die Jahre hinweg waren weitere Kolonien entstanden, von denen keine der Erdallianz angeschlossen war. Sie wurden allesamt von Leuten bevölkert, die keinen Kontakt zu außenstehenden Regierungen wünschten, aus welchen Gründen auch immer.
    Das Dorf dort unten, von den Bewohnern »Nirgendwo« genannt, war so weit von allem anderen entfernt wie nur möglich. Dies war das einzige bewohnbare Tal im nördlichsten Kontinent von Trieinsf’rd – ein Tal von mehreren Hundert Kilometern Länge und einhundert Kilometern Breite. Aber um nach Nirgendwo zu gelangen, musste man drei große Bergketten überqueren, von denen die meisten noch immer in jene Gletscher gehüllt waren, die einst das Tal geformt hatten.
    Die Berge waren so hoch, dass sie mit üblichen Luftwagen nicht überquert werden konnten, und die Gletscher so brüchig, dass die meisten Jachten nicht einmal in ihrer Nähe hätten landen können.
    Um hierherzukommen, waren die Leute üblicherweise gezwungen, ein speziell für derartige Zwecke entwickeltes Fahrzeug in einer der Städte am Rand der Gebirgskette zu mieten. Wann immer ein solches Fahrzeug vermietet wurde, informierte der Vermieter die Behörden in Nirgendwo darüber, dass jemand auf dem Weg ins Dorf war.
    Kovac wollte jedoch nicht, dass irgendjemand informiert wurde. Er hatte sein eigenes Fahrzeug zu dieser Welt mitgenommen und einen seiner Partner als Fahrer eingesetzt, als er das Fahrzeug rechtswidrig über der Schwarzen See von Trieinsf’rd ausgesetzt hatte. Kovac war nahe am Boden geflogen und in einer Senke gelandet, etwa vier Kilometer von seiner derzeitigen Position entfernt, ehe er sich an den Abgrund gehängt hatte.
    Das Gewehr in seiner Hand fühlte sich glatt an. Der Umweltanzug war an seinen Handgelenken versiegelt, sodass seine Hände nicht von Stoff behindert wurden. Er trug keine Handschuhe. Stattdessen hatte er zwei Lagen DuraSkin aufgetragen
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