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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer
Autoren: Jan Birck
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beschießen die Haut der drei wie Millionen kleiner Pfeile.
    »Legt mich auf das Board!«, keucht Steven. »Ich muss in die Wellen!«
    Snake und Shark zögern, doch dann dreht Shark das Board in Position, zieht es in die Gischt und bedeutetSnake, Steven auf das Brett zu helfen. Gemeinsam schieben sie den Freund und seine seltsame Planke hinaus durch die Brandung, bis sie von den ersten Brechern überrollt werden und den Boden unter den Füßen verlieren. Den Rest müssen die drei schwimmend schaffen.
    In diesem Moment spüren sie, dass es nicht mehr sie selbst sind, die das Surfboard vor sich hertreiben müssen. Es ist Moonsurfer, das so gierig hinauszieht, als sei es von einer unsichtbaren Macht erfasst worden.
    Bald darauf hat das Board die gewaltigen Brecher durchstoßen und die Weißwasserzone hinter sich gelassen. Jetzt werden sie vom Sog des Meeres erfasst, der das Brett und die Freunde mit gewaltiger Macht nach draußen zerrt.
    Steven hat Wasser geschluckt und hustet. Trotzdem versucht er mit seinem gesunden Auge zurückzuspähen, um den Moment des Sonnenaufganges über den Kronen der Bäume auf der Insel ausmachen zu können. Aber die Welt um ihn herum ist grau und düster, unterbrochen nur vom Weiß der Gischt.
    »Lasst mich! Schwimmt zurück!«, brüllt er, doch Snake ist bereits verschwunden. Und dann streckt auch Shark ihre Hand aus, berührt Stevens Stirn zum Abschied, stößt das Board und den Freund aus einer anderen Welt von sich … und verschwindet in den Wellen.
    Steven ist allein.
    Plötzlich wendet Moonsurfer.
    Das muss die Siebte Welle sein!
    Das Board macht eine 90 -Grad-Drehung und beginnt zu vibrieren, während es Fahrt aufnimmt. Vor Steven liegt das Wellental, hinter ihm baut sich eine gigantischeMonsterwelle auf und formt sich zu einer Tube, so groß, als wolle sie einen Tunnel für einen Tanklastzug bilden.
    »Jetzt!«, brüllt Steven in die menschenleere Sturmnacht. »Jeeeeeetzt!«
    Er richtet sich auf, doch kaum steht er auf dem Board, verliert er endgültig das Bewusstsein.

Sharkfin-Island; am Strand und auf der Veranda des Strandhauses; der Morgen nach dem Surf-Contest, Juni 2004
    Stevens Mutter starrt aus dem Fenster seines Zimmers und späht über das aufgewühlte Meer. Sie kann ein Surfboard erkennen, einen Jetski und einen Schwimmer.
    Sie wendet sich ab, stürzt aus dem Raum, stolpert die Treppe hinunter, über die Veranda und auf den Strand.
    »Ernie! Joey! Dort!«
    Ernie Hammings ist ein steinreicher Schriftsteller und investiert hin und wieder in Ben Waves’ Unternehmungen. Er war erst vor einer Woche mit seinem Hochseefischerboot von Key West heraufgekommen. Trotz seines hohen Alters ist Ernie noch immer eine stattliche Erscheinung mit einem riesigen Bauch, schlohweißen Haarenund einem mächtigen Vollbart. Auf der X-Plorer hält er sich entweder in der Nähe von Ben Waves auf oder bei Joey Sloop, der den Schlüssel zum Whiskeyschrank hütet. Joey ist der Koch der X-Plorer. An diesem Morgen haben die beiden Professor Susan Waves vom Schiff aus übergesetzt, damit die aufgebrachte Frau nach ihrem Sohn sehen kann. Angeblich hatte Ben Waves am Vorabend während des Surf-Contests einen Klumpen aus dem Wasser gefischt, der sich ein paar Stunden später als makabres Trinkgefäß entpuppt hatte: ein goldener Schädel, auf dem irgendein Spaßvogel ausgerechnet den Namen »Steven Waves« eingeritzt haben musste.
    Die beiden haben es sich auf den Schwimmkörpern des Beibootes bequem gemacht, um eine Diskussion über eine alte Legende fortzuführen, die den Schatz betrifft, der hoffentlich noch dort draußen zu finden ist.
    Gerade hat Ernie seinen massigen Rücken dem Wind zugedreht und versucht, mit seinen riesigen Pranken eine kleine Zigarette zu drehen, als er Susan Waves’ Rufe hört. Die Archäologin hetzt den Strand herunter und rudert mit den Armen, als wäre sie in Treibsand geraten.
    »Dort, Ernie, da!
    Aber der Macho alten Schlages fingert weiter an seiner Zigarette herum. »Die Archäologin scheint auch mal etwas entdeckt zu haben«, brummt er, ohne aufzublicken. »Vielleicht eine hübsche Muschel, die sie morgen auf das Jahr siebzehnhundert datieren wird …«
    »Pffffhihi!«, kichert Joey.
    Inzwischen hat Susan die beiden erreicht und rüttelt an dem massigen Oberarm des alten Mannes aus Key West.
    Ernie ist von seiner Bastelarbeit abgelenkt, und eine Böe bläst ihm den Tabak aus dem Papier.
    »Verflucht!«
    Susan ignoriert den Schaden: »Ernie, sieh doch, dort! Dort
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