Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monica Cantieni

Monica Cantieni

Titel: Monica Cantieni
Autoren: Grünschnabel
Vom Netzwerk:
kann.
    Milena.
    Eli.
    Sein Name: Eliseo Álvaro Manuel Raúl Caballero Pardo.
    Seine Flüche.
    Brombeeren vom Flussufer.
    Die Blondierte.
    Du.
    Papierschiffe.
    Die Tatta, die nur noch Seele ist,
    wie Sepp,
    wie Vogel
    und die Nachbarin.
    Henry und Silvester.
    Dejan und seine Gitarre.
    Mirela und ihre Silhouette.
    Madame Jelisaweta
    und alles Haar, das sie sammelt.
    Wie sie es sammelt.
    Ihr Onkel Jernej, der jetzt ein Fisch ist,
    der viele Fische ist.
    Die Fische im Fluss.
    Die Fische in allen Flüssen,
    in allen Meeren.
    Die Fische in allen Seen.
    Alle Seen,
    außer der Walensee
    und die, die darin fischen.
    Falte ein Schiff nur für mich.
    Grünschnabel
    Rauchend standen Tante Joujou und meine Mutter am Steg, wir planschten mit den Gummistiefeln im Wasser, bis das Schiff kam.
    Tante Joujou winkte, die Onkel winkten, wir fuhren im Lastkahn. Fische hatten sie uns keine zugesteckt, meine Onkel hatten keine gefangen.
    Mein Vater kniete sich hin und schaute unters Auto, trat gegen die Reifen und befühlte den Lack, aber außer einer Schlammkruste bis zur Radnabe, Grasbüscheln auf der Motorhaube und Unmengen Vogelmist auf dem Autodach konnte er nichts finden, das der Sturm angerichtet hatte. Er zupfte Gras von der Motorhaube und ging um den Toyota herum. Während meine Mutter mit einem Taschentuch den Türgriff anfasste, kam er aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus.
    – Nicht zu fassen! Sieh dir das an.
    Er knallte die Tür zu, startete den Toyota und hörte dem Knurren, Schnarren und Tuckern des Motors ein paar Minuten zu, bevor er losfuhr. Die Wangen so rot wie die Pfirsiche in Tats Garten, sah meine Mutter meinen Vater dabei zu, als würde er grade einen Zaubertrick vorführen. Sie schnippte ihre Zigarette aus dem Fenster. Schon den ganzen Morgen schaute sie so, sie und mein Vater schienen sich prächtig zu amüsieren. Er pfiff und summte, bevor meine Mutter eine Kassette einlegte. Der See warf sein Blau auf die nassen Felswände, sie tropften, das Wasser rann aus dem Fels auf die Straße.
    Eine Straßenbiegung schluckte den See; weg war das Blau, fort. Sonne schien uns ins Gesicht, und mein Vater sagte:
    – Ich versteh nicht, weshalb die den Saibling in Folie dünsten. Mit Kerbelbutter muss man ihn machen. Mit einem Hauch geschäumter Kerbelbutter.

Kein Brief von …
    K EIN BRIEF VON TAT, kein Anruf. Bloß der seiner Nachbarin. Tat hatte sein Telefon aufgesetzt und versucht, damit Kaffee zu kochen, aber sonst, sagte sie, sei alles in Ordnung mit ihm. Er mochte es, in der Sonne zu schlafen, die Katzen wechselten sich ab auf seinem Schoß, und abends musste sie ihn im Garten suchen, es half nicht, ihm böse zu sein. Er lächle sie bloß an, erzählte sie, bitte vorher um seine Zähne und etwas Geduld. Mein Vater war zufrieden.
    – Er hält auf sich.
    Mein Vater hielt mir den Hörer hin. Die Nachbarin sagte:
    – Den Brief von dir trägt er Tag und Nacht bei sich. Warte, ich geb ihn dir.
    – Grünschnabel, bist du’s?
    Er verfluchte seinen Kopf, der selbst ein geschmolzenes Telefon trinken würde, und wollte sich daranmachen, die Einkaufsliste für den nächsten Tag zu schreiben. Er schrieb wie eine Schnecke, alle Einkaufslisten für die Nachbarin fing er am Vortag an, um damit fertig zu sein, wenn sie kam.
    Das Ohr fest aufs Kissen gedrückt, liege ich im Bett. Die Wände knacken und klopfen, die Scheiben klirren, summen, das Zimmer zittert von einem Lastwagen, während sich Wörter im Kopf einrollen, warm werden und durch den Boden, durch die Böden fallen, in den Schnee hinter Tats Haus, wo Vogel sitzt und singt. Ich blinzle. Tat macht mit dem Haus Kaffee, es beginnt, nach geschmorten Äpfeln zu riechen, während er im Garten schläft, der Keller steht schon in Flammen, und die Nachbarin muss die Einkaufstaschen fallen lassen, sie trifft fast der Schlag, sie hält den brandschwarzen, glücklichen Tat im Arm, der ihr unbedingt einen Apfel schenken will, frisch geschmort und süß; aller Welt will er Äpfel schenken und der Nachbarin noch einen Kuss. Es ist einer von vielen. Sie machen Licht und Feuer, helle Sterne, Funken. Sie machen die Nacht zum Tag.
    Er kam ganz unbemerkt, der Schlaf, el sueño.

Wir fahren nachts …
    W IR FAHREN NACHTS, TRAGEN Pyjamas und Wolljacken im Auto. Mein Vater schweigt. Er steigt kariert aus dem Toyota, meine Mutter gestreift, die Nachbarin steht geblümt da, auch sie kommt aus dem Bett. Einzig Tat liegt auf seiner Couch, als wollte er noch einmal heiraten. Alle Uhren stehen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher