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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut
Autoren: Mary Higgins Clark
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Regina University vorbei, ehemals als Ochre Court bekannt, einer Hundert-Zimmer-Extravaganz, die sich mit ihren wunderschön erhaltenen Kalksteinfassaden und dem gepflegten Mansardendach prächtig gegen den Horizont abzeichnete. Fünf Minuten später war er dann bei Latham Manor angelangt, dem großartigen Gebäude, das ein geschmackvolles Gegenstück zum Breakers darstellte. Ursprünglich der stolze Besitz der exzentrischen Familie Latham, war es zu Lebzeiten des letzten Latham immer mehr verfallen. Nachdem es vor dem völligen Zerfall bewahrt und weitgehend zu seiner vormaligen grandiosen Schönheit wiederhergestellt worden war, diente es nun als Wohnsitz für wohlhabende Privatiers, die hier ihren Lebensabend in einer opulenten Umgebung verbrachten.
    Er blieb stehen und weidete seine Augen an der majestätischen Marmorfassade des Latham Manor. Er griff in die tiefe Tasche seiner Windjacke und zog ein Mobiltelefon hervor. Er wählte rasch, lächelte ein wenig, als die Stimme erklang, die er zu hören gehofft hatte. Eine Sache weniger, um die er sich später kümmern mußte.
    Er sagte drei Wörter: »Nicht heute abend.«
»Wann dann?« fragte eine ruhige, unverbindliche
    Stimme nach einer kurzen Pause.
»Weiß ich noch nicht. Ich muß was anderes erledigen.«
    Seine Stimme war scharf. Er ließ keine Fragen zu seinen Entscheidungen zu.
»Selbstverständlich. Entschuldigung.«
    Während er ohne weiteren Kommentar die Leitung unterbrach, drehte er sich um und machte sich rasch auf den Weg.
    Es war Zeit, sich für Nualas Einladung fertigzumachen.

3
    Nuala Moore summte vor sich hin, während sie auf dem Schneidebrett ihrer sympathisch unaufgeräumten Küche mit schnellen, sicheren Bewegungen Tomaten in Scheiben schnitt. Die Spätnachmittagssonne war im Begriff unterzugehen, und eine steife Brise brachte das Fenster über dem Spülbecken zum Klappern. Sie konnte bereits spüren, daß ein Anflug von Kälte durch die schlecht isolierte hintere Wand eindrang.
    Trotzdem wußte sie, daß ihre Küche mit ihrer rotweißen, im Kolonialstil gemusterten Tapete, dem abgetretenen roten Linoleum-Fußboden und den Regalen und Einbauschränken aus Kiefernholz warm und einladend war. Als sie mit dem Schneiden der Tomaten fertig war, griff sie nach den Zwiebeln. Ein Tomatensalat mit Zwiebeln, einer Vinaigrette und großzügig mit Oregano bestreut war eine perfekte Ergänzung zu einer gebratenen Lammkeule. Sie hoffte inständig, daß Maggie noch immer so gerne Lammfleisch aß. Als sie klein gewesen war, hatte es zu ihren Lieblingsgerichten gehört. Vielleicht hätte ich sie ja danach fragen sollen, dachte Nuala, aber ich will sie überraschen. Zumindest wußte sie, daß Maggie keine Vegetarierin war – an ihrem gemeinsamen Abend in Manhattan hatte sie Kalbfleisch bestellt.
    Die Kartoffeln tanzten bereits in dem großen Topf. Wenn sie gar gekocht waren, würde sie sie abgießen, aber erst im allerletzten Moment zu Brei stampfen. Ein Backblech mit Brötchen stand bereit und mußte nur in den Ofen geschoben werden. Die grünen Bohnen und die Karotten waren geputzt und geschält, damit sie, kurz bevor Nuala ihre Gäste zu Tisch bat, gedämpft werden konnten.
    Sie warf einen Blick ins Eßzimmer und überprüfte noch einmal alles. Der Tisch war gedeckt. Das hatte sie schon am Morgen als erstes getan. Maggie würde ihr gegenüber in dem anderen Gastgeberstuhl sitzen. Eine symbolische Geste, das war ihr klar. Gemeinsame Gastgeberinnen für diesen Abend, wie Mutter und Tochter.
    Sie lehnte sich eine Weile an den Türrahmen und dachte nach. Es würde wundervoll sein, einen Menschen zu haben, dem sie endlich diese schreckliche Sorge anvertrauen konnte. Ein oder zwei Tage wollte sie zunächst abwarten, und dann würde sie sagen: »Maggie, ich muß mit dir über etwas Wichtiges reden. Du hast recht, ich mache mir Sorgen wegen einer Sache. Vielleicht bin ich ja verrückt oder bloß eine alte, mißtrauische Närrin, aber …«
    Es wäre wohltuend, ihre Verdachtsgründe Maggie gegenüber offenzulegen. Selbst als sie noch klein war, hatte sie schon einen klaren, analytischen Verstand gehabt. »Finn-u-ala«, begann sie dann, wenn sie mich in etwas einweihen wollte, ihre Art, mich wissen zu lassen, daß es um eine sehr ernsthafte Besprechung ging, erinnerte sich Nuala.
    Ich hätte bis morgen abend warten sollen, um dieses Essen zu veranstalten, dachte sie. Ich hätte Maggie die Chance geben sollen, wenigstens erst mal Luft zu holen. Nun ja, wieder mal
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