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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut
Autoren: Mary Higgins Clark
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typisch für mich – ich handle immer zuerst und denke hinterher nach.
    Aber nachdem sie schon soviel über sie erzählt hatte, war es ihr ein Bedürfnis gewesen, ihren Freunden Maggie nun auch vorzuführen. Und außerdem war sie zu dem Zeitpunkt, als sie ihre Freunde einlud, davon ausgegangen, daß Maggie einen Tag früher kommen würde.
    Maggie hatte jedoch am Tag zuvor angerufen, um ihr zu sagen, bei einem ihrer Aufträge gebe es ein Problem und es werde daher einen Tag länger als erwartet dauern, ihn abzuschließen. »Der Art-director ist ein nervöses Hemd und macht sich völlig verrückt mit den Aufnahmen«, hatte sie erklärt, »also kann ich erst morgen gegen Mittag losfahren. Aber ich müßte trotzdem so um vier oder halb fünf dasein.«
    Um vier hatte Maggie angerufen. »Nuala, ich hab dich schon vorher ein paarmal versucht zu erreichen, aber bei dir war besetzt. Ich packe jetzt grade mein Zeug zusammen und bin auf dem Weg zum Auto.«
    »Macht nichts, solange du nur wegkommst.«
    »Ich hoffe bloß, daß ich vor deinen Gästen ankomme, damit ich noch Zeit habe, mich umzuziehen.«
»Ach, das ist nicht so wichtig. Fahr nur vorsichtig, und ich schütte sie mit Cocktails zu, bis du da bist.«
»Einverstanden. Ich mach mich auf die Socken.«
Als sie jetzt an das Gespräch zurückdachte, lächelte Nuala. Es wäre furchtbar gewesen, wenn Maggie noch um einen weiteren Tag aufgehalten worden wäre. Mittlerweile müßte sie wohl in der Gegend von Bridgeport sein, überlegte sie. Vermutlich gerät sie in etwas Berufsverkehr, aber zumindest ist sie schon mal unterwegs. Lieber Gott, Maggie ist unterwegs zu mir.
Da es für den Augenblick nichts weiter für sie zu tun gab, beschloß Nuala sich hinzusetzen und die frühen Abendnachrichten anzuschauen. Das ließ ihr noch genügend Zeit für ein angenehm warmes, entspannendes Bad, bevor die Leute dann allmählich eintrafen.
Sie war gerade im Begriff, die Küche zu verlassen, als es an der Hintertür klopfte. Bevor sie zum Fenster hinausschauen konnte, um nachzusehen, wer es war, bewegte sich der Türgriff. Sie war zunächst verblüfft, doch als die Tür aufging und ihr Besucher eintrat, lächelte sie warm.
»Hallo du«, sagte sie. »Schön, dich zu sehen, aber du bist doch erst in ein paar Stunden fällig, also kannst du nicht lange bleiben.«
»Ich hab nicht vor, lange zu bleiben«, sagte ihr Besucher ruhig.

4
    Nachdem seine Mutter nach Florida gezogen war und das Haus verkauft hatte, das einst das Hochzeitsgeschenk des alten Squire für Liams Großmutter gewesen war, hatte sich Liam Moore Payne eine Eigentumswohnung an der Willow Street erstanden. Er benützte sie regelmäßig im Sommer, kam aber auch noch häufig, nachdem sein Segelboot am Ende der Saison stillgelegt worden war, am Wochenende von Boston her, um der hektischen Welt internationaler Finanzen zu entfliehen.
    Die Wohnung, ein geräumiges Vier-Zimmer-Apartment mit hohen Zimmerdecken und einer Terrasse mit Blick auf die Narragansett Bay, war mit den schönsten Gegenständen aus dem alten Familiensitz ausstaffiert. Als sie damals umzog, hatte seine Mutter erklärt: »Diese Sachen taugen nicht für Florida, und ich hab mir sowieso nie was aus dem ganzen Zeug gemacht. Nimm du’s nur. Du bist wie dein Vater. Du liebst diesen schweren alten Kram.«
    Als Liam aus der Dusche trat und nach einem Badehandtuch griff, dachte er an seinen Vater. War er ihm tatsächlich so ähnlich? Sein Vater war nach seiner Heimkehr von einem Tag des Handelns auf einem ständiger Veränderung unterworfenen Markt immer direkt zu der Bar im Arbeitszimmer gegangen und hatte sich einen sehr trockenen, sehr kalten Martini zubereitet. Er pflegte ihn langsam zu genießen und dann, sichtlich entspannt, nach oben zu gehen, um ein Bad zu nehmen und sich für den Abend umzuziehen.
    Liam trocknete sich kräftig ab und lächelte ein wenig bei dem Gedanken, daß er und sein Vater sich sehr ähnlich waren, obwohl sie sich im Detail voneinander unterschieden. Die schon fast zelebrierten ausgiebigen Bäder seines Vaters hätten Liam verrückt gemacht; er bevorzugte eine kräftigende Dusche. Er hatte seinen Martini auch lieber, nachdem er geduscht hatte, nicht vorher.
    Zehn Minuten später stand Liam an der Bar in seinem Arbeitszimmer und schenkte sorgfältig Finlandia-Wodka in einen gekühlten, mit Eisstücken gefüllten Silberpokal ein und rührte um. Nachdem er den Drink dann in ein feines Stengelglas abgegossen hatte, träufelte er einen oder zwei
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