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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut
Autoren: Mary Higgins Clark
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Tropfen Olivensaft auf die Oberfläche, zögerte kurz und nahm mit einem anerkennenden Seufzer den ersten Schluck.
»Amen«, sagte er laut.
Es war zehn vor acht. Er wurde in zehn Minuten bei
    Nuala erwartet, und obwohl die Fahrt dorthin mindestens neun Minuten dauern würde, war es ihm nicht weiter wichtig, auf die Minute pünktlich zu sein. Jeder, der Nuala kannte, wußte, daß ihre Cocktailstunde gut und gerne bis neun und manchmal auch noch länger dauerte.
    Liam beschloß, sich ein wenig Zeit zum Abschalten zu gönnen. Er ließ sich auf das schöne, mit dunkelbraunem marokkanischem Leder bezogene Sofa fallen und legte seine Füße sorgsam auf einen alten Couchtisch, der in seiner Form einem Stapel uralter Hauptbücher glich.
    Er schloß die Augen. Es war eine lange, anstrengende Woche gewesen, aber das Wochenende versprach interessant zu werden.
    Maggies Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf. Es war ein bemerkenswerter Zufall, daß sie tatsächlich zu Newport eine Verbindung hatte, eine ausgesprochen enge Verbindung, wie es sich erwies. Er war erstaunt gewesen, als er von ihrer Beziehung zu Nuala erfahren hatte.
    Er dachte daran, wie aufgeregt er gewesen war, als er merkte, daß Maggie die Party im Four Seasons verlassen hatte, ohne ihm Bescheid zu sagen. Da er wütend auf sich selbst war, weil er sie so gründlich vernachlässigt hatte, setzte er dann alles daran, sie zu finden und die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Als seine Nachforschungen ergaben, daß Maggie gesehen worden war, wie sie vor dem Essen mit Nuala wegging, war ihm die Eingebung gekommen, die beiden könnten im Il Tinello sein. Für eine junge Frau hatte Maggie ziemlich feste Gewohnheiten.
    Maggie. Er malte sie sich für einen Moment aus, ihr schönes Gesicht, die Intelligenz und die Energie, die sie ausstrahlte.
    Liam trank seinen Martini aus und rappelte sich mit einem Seufzer aus seiner bequemen Lage hoch. Zeit, sich auf den Weg zu machen, dachte er. Er überprüfte sein Aussehen in dem Spiegel am Eingang und fand, daß die rot-blaue Hermes-Krawatte, die ihm seine Mutter zum Geburtstag geschickt hatte, nicht schlecht zu seinem marineblauen Blazer paßte, obwohl eine traditionell gestreifte wohl noch besser gewesen wäre. Mit einem Achselzucken entschied er sich, der Sache keine Bedeutung beizumessen; es war wirklich Zeit, zu gehen.
    Er nahm seinen Schlüsselbund an sich, und nachdem er die Tür abgeschlossen hatte, brach er auf zu Nualas Abendessen.

5
    Earl Bateman lag mit einem Glas Wein in der Hand auf dem Sofa ausgestreckt da, das Buch, das er soeben ausgelesen hatte, auf dem Tisch neben ihm. Er wußte, daß es Zeit war, sich für Nualas Abendessen umzuziehen, aber er genoß ein Gefühl von Muße und nutzte den Moment aus, um sich die Ereignisse der vergangenen Woche noch einmal vor Augen zu führen.
    Bevor er von Providence hergekommen war, hatte er noch die Arbeiten seiner Studenten im Einführungskurs Anthropologie 101 fertig korrigiert und mit Freude festgestellt, daß fast alle Studenten ausgezeichnete Noten erzielt hatten. Es würde ein interessantes – und vielleicht ein herausforderndes – Semester mit ihnen werden, dachte er sich.
    Und nun konnte er sich auf Wochenenden in Newport freuen, die erfreulicherweise von diesen für die Sommersaison so typischen, die Restaurants belagernden und Verkehrsstaus verursachenden Menschenmassen frei waren.
    Earl wohnte in einem Gästeflügel des Familiensitzes Squire Hall, dem Haus, das Squire Moore für seine jüngste Tochter anläßlich ihrer Hochzeit mit Gordon Bateman gebaut halten, dem »Grabplünderer«, wie Squire ihn genannt hatte, weil die Batemans schon seit vier Generationen als Direktoren von Bestattungsunternehmen fungierten.
    Von allen Wohnsitzen, die er seinen sieben Kindern geschenkt hatte, war es bei weitem der kleinste, was den Umstand widerspiegelte, daß er gegen die Hochzeit gewesen war. Das war nicht persönlich gemeint, doch Squire hatte einen Horror vor dem Sterben und verbat sich sogar die bloße Erwähnung des Wortes »Tod« in seiner Gegenwart. Den Mann in den Schoß der Familie aufzunehmen, der zweifellos die mit seinem eigenen Ableben verbundenen rituellen Handlungen dereinst beaufsichtigen würde, bedeutete, von nun an beständig an das verbotene Wort gemahnt zu werden.
    Als Reaktion darauf hatte Gordon Bateman seine Frau überredet, ihr gemeinsames Heim Squire Hall zu nennen, als spöttischen Tribut an seinen Schwiegervater und als subtilen Hinweis,
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