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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut
Autoren: Mary Higgins Clark
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deinem Vater?«
»Er ist vor drei Jahren gestorben.«
»Oh, das tut mir leid, mein Schatz. Aber ganz bestimmt war er bis zum Schluß vollkommen unmöglich.«
»Einfach war er nicht gerade«, gab Maggie zu.
»Schatz, ich war mit ihm verheiratet. Weißt du noch? Ich weiß doch, wie er war! Immer im Brustton der Moral, mürrisch, mißmutig, launisch und nörglerisch. Was soll’s, es hat keinen Sinn, weiter darüber zu reden. Der arme Mann ist tot, möge er in Frieden ruhen. Aber er war so altmodisch und steif, ehrlich, der hätte für ein farbiges Glasfenster aus dem Mittelalter Modell stehen können …«
Da sie plötzlich merkte, daß verschiedene Leute ungeniert zuhörten, schob Nuala den Arm um Maggies Taille und verkündete: »Das ist mein Kind! Ich hab sie natürlich nicht zur Welt gebracht, aber das ist völlig unwichtig.«
Maggie merkte, daß auch Nuala gegen Tränen ankämpfte.
Ebenso begierig darauf, miteinander zu reden wie dem Ansturm des dicht gefüllten Restaurants zu entkommen, huschten sie gemeinsam zum Ausgang. Maggie konnte Liam nicht finden, um sich zu verabschieden, war sich aber ziemlich sicher, daß er sie nicht vermissen würde. Arm in Arm wanderten Maggie und Nuala durch den dämmernden Septemberabend die Park Avenue hinauf, wandten sich an der Sechsundfünfzigsten Straße nach Westen und kehrten im Il Tinello ein. Bei Chianti und delikaten Streifen gebratener Zucchini begannen sie einander zu erzählen, was sie inzwischen erlebt hatten.
Für Maggie war es einfach. »Internat; ich wurde, gleich nachdem du weg warst, reingesteckt. Dann ins CarnegieMellon, und schließlich hab ich einen Magister in angewandter Kunst an der New York University gemacht. Ich verdiene jetzt gut als Fotografin.«
»Das ist wunderbar. Ich hab mir schon immer gedacht, es würde entweder das sein oder Bildhauerei.«
Maggie lächelte. »Du hast ein gutes Gedächtnis. Ich mache liebend gern Skulpturen, aber bloß als Hobby. Fotografin zu sein ist wesentlich praktischer, und um ganz ehrlich zu sein, bin ich, glaub ich, ziemlich gut. Ich hab ein paar hervorragende Kunden. Jetzt aber, wie steht’s mit dir, Nuala?«
»Nein. Erzähl erst mal von dir zu Ende«, unterbrach sie die ältere Frau. »Du wohnst in New York. Du hast eine Arbeit, die dir gefällt. Du hast es durchgezogen, etwas zu entwickeln, was eine angeborene Gabe ist. Du bist genauso hübsch geworden, wie ich’s mir immer gedacht habe. Du bist an deinem letzten Geburtstag zweiunddreißig geworden. Wie steht’s mit der Liebe oder einem Menschen, der dir wichtig ist, oder wie immer ihr jungen Leute so was heutzutage nennt?«
Maggie spürte den wohlvertrauten schmerzlichen Stich, als sie sachlich berichtete: »Ich war drei Jahre lang verheiratet. Er hieß Paul, und er machte seine Ausbildung bei der Air Force Academy. Er war damals gerade für das NASA-Programm ausgesucht worden, als er bei einem Trainingsflug ums Leben kam. Das war vor fünf Jahren. Es ist ein Schock, über den ich vermutlich nie hinwegkommen werde. Es fällt mir jedenfalls immer noch schwer, über ihn zu reden.«
»Oh, Maggie.«
Eine Welt des Verstehens sprach aus Nualas Stimme. Maggie dachte daran, daß ihre Stiefmutter eine Witwe gewesen war, als sie ihren Vater heiratete.
Mit einem Kopfschütteln murmelte Nuala: »Warum nur müssen solche Sachen passieren?« Dann wurde ihr Tonfall fröhlicher. »Sollen wir bestellen?«
Beim Essen gingen sie zweiundzwanzig Jahre gemeinsam durch. Nach der Scheidung von Maggies Vater war Nuala nach New York gezogen, sah sich dann eines Tages Newport an und traf dort Timothy Moore – einen Mann, mit dem sie tatsächlich schon als Teenager ausgegangen war – und heiratete ihn. »Mein dritter und letzter Ehemann«, erklärte sie, »und wirklich ganz wunderbar. Tim ist letztes Jahr gestorben, und ich vermisse ihn einfach schrecklich! Er war keiner von den reichen Moores, aber ich habe ein süßes Haus in einem wunderschönen Viertel von Newport und ein angemessenes Einkommen, und natürlich spiele ich noch mit der Malerei herum. Also geht’s mir gut.«
Aber Maggie sah ein kurzes Aufflackern der Verunsicherung über Nualas Gesicht huschen und erkannte in diesem Moment, daß Nuala ohne den energischen, fröhlichen Ausdruck genauso alt aussah, wie sie war.
»Wirklich gut, Nuala?« fragte sie leise. »Du scheinst … dir Sorgen zu machen.«
»O doch, mir geht’s bestens. Es ist bloß … Also, weißt du, letzten Monat bin ich fünfundsiebzig geworden. Vor Jahren hat
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