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Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut
Autoren: Mary Higgins Clark
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unterhielten, und kniff die Augen bei der Vorstellung zusammen, sie würde die beiden durch das Objektiv ihrer Kamera betrachten, von der sie nun wünschte, sie hätte sie mitgebracht. Das schneeweiße Haar des Mannes, das kokettierende Lächeln der Frau, das Vergnügen, mit dem die beiden ganz offensichtlich ihr Beisammensein genossen – es hätte ein wundervolles Foto ergeben.
    »Das Four Seasons wird nie mehr dasselbe sein, wenn die Moores erst einmal fertig damit sind«, sagte Liam, als er plötzlich neben ihr auftauchte. »Amüsierst du dich gut?« fragte er, stellte ihr dann jedoch, ohne eine Antwort abzuwarten, noch einen weiteren seiner Verwandten vor, Earl Bateman, der sie nun, wie Maggie belustigt feststellte, mit unverhülltem Interesse musterte.
    Ihrer Schätzung nach war der Neuankömmling genau wie Liam Ende Dreißig. Er war einen halben Kopf kleiner als sein Vetter, war also knapp einen Meter achtzig groß. Sie fand, daß sich in seinem schmalen, nachdenklichen Gesicht eine gewisse Neigung zum Gelehrten widerspiegelte, obwohl seine blaßblauen Augen etwas Beunruhigendes an sich hatten. Mit seinen sandfarbenen Haaren und dem fahlen Teint war er nicht auf so markante Weise attraktiv wie Liam. Liams Augen waren eher grün als blau, seine dunklen Haare von attraktiven grauen Strähnen durchzogen.
    Sie wartete ab, während er sie weiterhin ausführlich betrachtete. Nach einer langen Weile schließlich fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen: »Werde ich der Überprüfung standhalten?«
    Er sah verlegen aus. »Entschuldigen Sie bitte. Ich kann mir nicht gut Namen merken, und ich habe nur versucht, Sie irgendwie einzuordnen. Sie gehören doch zum Clan, oder nicht?«
    »Nein. Ich habe zwar irische Wurzeln, die drei oder vier
    Generationen zurückliegen, aber mit dem Clan hier bin ich nicht verwandt. Es sieht im übrigen nicht so aus, als brauchten Sie noch mehr Verwandte.«
    »Damit könnten Sie gar nicht richtiger liegen. Wirklich schade allerdings, daß die meisten von ihnen nicht annähernd so attraktiv sind wie Sie. Ihre wunderschönen blauen Augen, Ihre elfenbeinfarbene Haut und Ihr zierlicher Knochenbau weisen darauf hin, daß Sie keltischen Ursprungs sind. Den beinahe schwarzen Haaren nach zu urteilen, gehören Sie dem ›schwarz-irischen‹ Teil der Familie an, deren Mitglieder ihre genetische Ausstattung zum Teil dem kurzen, aber bedeutungsvollen Besuch von Überlebenden des Untergangs der spanischen Armada verdanken.«
    »Liam! Earl! Oh, du lieber Himmel, jetzt bin ich wohl doch froh, daß ich hergekommen bin.«
Ohne Maggie weiter zu beachten, wandten sich beide Männer ab, um begeistert einen Mann mit frischer Gesichtsfarbe zu begrüßen, der sich ihnen von hinten näherte.
Maggie zuckte mit den Achseln. Das war’s dann also, dachte sie und zog sich in Gedanken in eine Ecke zurück. Dann fiel ihr ein Artikel ein, den sie vor kurzem gelesen hatte und der Menschen, die sich bei geselligen Anlässen isoliert fühlten, dazu ermutigte, Ausschau nach jemand anders zu halten, der sogar noch verlorener wirkte, und eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
Innerlich schmunzelnd beschloß sie, die Taktik zu erproben und sich dann, sollte sie am Ende noch immer auf Selbstgespräche angewiesen sein, still davonzumachen und heimzugehen. In diesem Augenblick erschien ihr die Aussicht auf ihr behagliches Apartment an der Sechsundfünfzigsten Straße in der Nähe des East River sehr anziehend. Ihr war bewußt, daß sie diesen Abend lieber hätte zu Hause verbringen sollen. Sie war erst vor wenigen Tagen von einem Fototermin in Mailand zurückgekehrt und sehnte sich nach einem ruhigen Abend, an dem sie die Füße hochlegen konnte.
Sie blickte sich um. Es schien keinen einzigen Verwandten von Squire Moore zu geben, der nicht darum kämpfte, Gehör zu finden.
Countdown zum Abgang, entschied sie. Da hörte sie in der Nähe eine Stimme – eine melodische, vertraute Stimme, die ganz unvermutet angenehme Erinnerungen zum Vorschein brachte. Maggie wirbelte herum. Die Stimme stammte von einer Frau, die soeben die kurze Treppe zur Galerie des Restaurants hinaufging und stehengeblieben war, um einer Person unterhalb von ihr etwas zuzurufen. Maggie starrte, hielt verblüfft die Luft an. War sie verrückt? Konnte das wirklich und wahrhaftig Nuala sein? Es war nun schon so lange her, und doch klang sie genau wie die Frau, die einst ihre Stiefmutter gewesen war, von Maggies fünftem bis zu ihrem zehnten Lebensjahr. Nach der
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