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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein
Autoren: Angie Fox
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KAPITEL 1
     
    Ich bin nicht sicher, was ich erwartete, als ich die Tür öffnete, um meine Großmutter zum allerersten Mal zu begrüßen. Ich weiß, dass ich nicht mit einer apfelförmigen Frau in einem Kiss-My-Asphalt -T-Shirt mit vom Wind geröteten Wangen und einem verblassenden Tattoo eines Phönix auf dem Arm gerechnet hatte. Doch worauf ich bestimmt nicht gefasst gewesen war, war eine flüchtige Umarmung, auf die ein kräftiger Stoß folgte, der mich mit voller Wucht mit dem Hintern auf dem kalten, schwarz-weiß gemusterten Boden meines Badezimmers landen ließ.
    »Lass mich hier raus!« Ich drehte an dem Knauf der Badezimmertür, bis ich mir das Handgelenk verrenkte. Wie, zum Teufel, war das passiertEben noch hatte ich die Tür aufgemacht, und im nächsten Augenblick war ich Knall auf Fall auf meinem Allerwertesten auf den Fliesen gelandet, die seit zwei Wochen auf eine ordentliche Schrubbaktion warteten.
    »Reiß dich zusammen, Süße!« Die klobigen Silberringe meiner Großmutter klirrten gegen die andere Seite der Tür, und ihre raue Stimme klang, als ob sie während der vergangenen hundert Jahre die Auspuffgase von Tiefladern eingeatmet hätte. »Es ist nur zu deinem Besten.«
    Nur zu meinem Besten Wie, um alles in der Welt, sollte sie wohl wissen, was gut für mich warIch hatte nie im Leben auch nur von der Mutter meiner Mutter gehört, bevor sie mich am Tag zuvor angerufen hatte. Das Nächste, was ich erfuhr, war, dass sie nach Atlanta gerauscht kam, um sich mit mir zu treffen. Ich hatte allerdings angenommen, dass sie mit einem Flugzeug anrauschen würde und nicht mit der heißen pinkfarbenen Harley, die jetzt in meiner Einfahrt parkte.
    Ich trat mit aller Kraft gegen die Tür. »Autsch!«, schrie ich, als ein heftiger Schmerz meinen Fuß durchfuhr. Verflixt! Drei Jahre unterrichtete ich nun an der Happy Hands Preschool, und ich konnte immer noch nicht richtig fluchen. Ich humpelte im Kreis; die Spitze meines schlichten schwarzen, hochhackigen Schuhs war zusammengerollt wie ein Elfenschuh.
    Warum musste mir das ausgerechnet heute Abend passieren
    Großmutter kicherte. »Warum trittst und schreist du, Lizzie BrownNa, Gott sei Dank hat mein Enkelkindchen Feuer. Ich weiß, dass du stinksauer bist, Prinzessin. Aber glaub mir, wenn ich dich jetzt rauslasse, wirst du all deine schönen Möbel zugrunde richten.«
    Offenbar war sie einmal zu oft mit dem Kopf auf dem Straßenpflaster aufgeschlagen. Was das Ruinieren meiner imitierten Pottery-Barn-Möbel anging, würde meine mitleiderregende Ausführung von einem Wachhund sich dessen schon annehmen. Pirate, mein Jack-Russell-Terrier, neigte dazu, beim ersten Anzeichen von Ärger zu pinkeln. Ich hämmerte gegen die Tür, bis meine Hände pochten. Von all den bescheuerten Dingen, die man tun konnte, musste ich ausgerechnet eine Fremde in mein Haus lassen.
    Lechzte ich so verzweifelt nach Zuneigung
    Wahrscheinlich. Meine Adoptiveltern, Cliff und Hillary, meinten es gut mit mir. Aber sie waren nicht gerade warmherzig und herzlich. Sie mochten es nicht einmal, sich gegenseitig zu berühren. Deshalb – ich bemitleidenswertes Ding – fühlte es sich gut an, als meine biologische Großmutter mich zum ersten Mal umarmte, auch wenn es ein wenig unbeholfen war.
    »Levitis cadre. Familio, madre« , sang sie wie ein entrückter Mönch.
    »Hör auf damit! Heute ist mein dreißigster Geburtstag, und ich werde zu spät zu meiner Party kommen, wenn du diese Tür nicht öffnest. Jetzt, sofort!« Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht. Bei meinem Gehalt konnte ich nicht oft ausgehen. Die Happy Hands Preschool brachte mir nicht gerade die dicke Kohle. Und ausgerechnet an diesem einen Abend im Jahr, an dem ich mich darauf verlassen konnte, dass all meine Freunde verfügbar waren und keine anderen Dates hatten, musste diese betagte Motorradfahrerin mich gefangen nehmen.
    Sie klopfte mit den Fingerknöcheln an die Tür. Als ob ich irgendwohin gehen würde. »Lizzie, SchatzBist du schon mal Motorrad gefahren«, fragte sie, als hätte ich einen Harley-Grundkurs in der Highschool absolviert.
    Hatte sie denn nicht mein cremefarben-weißes Wohnzimmer gesehen»Du spinnst wohl. Falls du es noch nicht bemerkt hast, ich bin eher ein häusliches Mädchen.« Nicht dass ich etwas gegen Motorräder hätte, theoretisch zumindest. Aber falls Oma dachte, dass ich mein Hinterteil auf ihren Feuerstuhl schwingen würde, hatte irgendein Schlagloch eine Schraube in ihrem Kopf gelockert.
    »Tja, Lizzie, die
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