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Mondkuss

Mondkuss

Titel: Mondkuss
Autoren: Astrid Martini
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„Herzschmerz habe ich sowieso. Was also hätte ich zu verlieren?“ „Deinen Stolz!“ „Ich pfeife auf meinen Stolz. Ich will dich – und möchte nichts unversucht lassen, dich vielleicht doch noch für mich gewinnen zu können.“ „Ich bin nicht bereit für große Gefühle. Und nach meiner Enttäuschung mit Marcel beschränken sich meine sexuellen Aktivitäten lediglich auf die berufliche Ebene.“ Rafael griff nach einem Badetuch. „Ich gehe jetzt duschen.“ Er zwinkerte ihr freundschaftlich zu. „Allein! Aber wenn du magst, können wir anschließend gerne noch einen gemeinsamen Schlummertrunk in der Bar nehmen.“ Sarah zog einen Schmollmund. Rafaels bestimmter Blick zeigte ihr jedoch, dass jeder weitere Versuch zwecklos war. Nun gut, sie würde das Feld räumen. Heute. Was aber nicht bedeutete, dass sie es nicht ein anderes Mal erneut probieren würde. Rafael blickte ihr nachdenklich hinterher, als sie die Garderobe verließ. Verrückte Person. Aber liebenswert verrückt. Sie hat einen Mann verdient, der sie um ihretwillen liebt und auf Händen trägt. Er seufzte kurz auf, dann wischte er die Gedanken fort, streckte sich und gönnte sich eine ausgiebige heiße Dusche. Eine halbe Stunde später betrat er erneut die Bar. Diesmal als Gast. Er schlenderte zur Theke, bestellte sich einen Drink und ließ seinen Blick über die Tanzfläche gleiten, die zwischen den Showeinlagen stets gut gefüllt war. Die einladenden Blicke, die er hier und da immer wieder zugeworfen bekam, ignorierte er. Er hatte Feierabend, und seit gut einem Jahr ließ er Erotik und Sex nur noch auf beruflicher Basis an sich heran. Ein bitterer Zug legte sich um seinen Mund, als er an die Ursache dieser „Lebensplanung“ dachte. Rasch nahm er von seinem Drink einen großen Schluck in der Hoffnung, die Bilder, die nun langsam in ihm aufzusteigen begannen, damit ertränken zu können. Keine Chance! Aufdringlich drängten sie in sein Bewusstsein und erinnerten so auf äußerst unerfreuliche Weise an den attraktiven jungen Mann, der ihn so bitter enttäuscht und ihm fast das Herz gebrochen hatte. Rafael seufzte tief auf. Nicht, dass er noch Gefühle für Marcel hegte, aber die Art und Weise, wie dieser ihn damals abserviert hatte, hinterließ einen spitzen Stachel in seinem Herzen, der gnadenlos zupiekte, sobald derartige Bilder und Erinnerungen aufkamen. Mit dem Thema „Liebe und Beziehungen“ hatte er jedenfalls abgeschlossen, und er dachte nicht im Traum daran, diesen selbst gesetzten Grundsatz zu verändern, geschweige denn, ganz davon abzuweichen. Rafael wollte schon nach seiner Jacke greifen und den Heimweg antreten, als sein Blick auf Sarah fiel. Sie war mehr als beschwipst, tanzte ausgelassen und lachte übertrieben laut, wenn die anwesenden Männer ihr etwas ins Ohr flüsterten. Als ihr Blick den seinen kreuzte, warf sie ihren Kopf in den Nacken, schlang ihre Arme um den Hals eines Verehrers und ließ sich von ihm über die Tanzfläche führen. Ihre Art, im Raum herumzuwirbeln, hatte fast etwas Verzweifeltes. Sie flog von einem Mann zum andern, kicherte laut und blieb nie lange in den Armen ihres jeweiligen Tanzpartners. Die Männer waren allesamt hingerissen von den anmutigen Bewegungen ihres geschmeidigen Körpers und der Rückhaltlosigkeit, mit der sie sich der Musik und ihren Tanzpartnern hingab. Rafael fragte sich, ob er wohl der Einzige war, der die Verzweiflung bemerkte, die sich hinter dieser Fassade der Ausgelassenheit verbarg. Fast jeder Tänzer im Raum hatte sie schon einmal im Arm gehalten, aber jedem flatterte sie wieder davon wie ein Schmetterling, der von Blume zu Blume schwebte. Rafaels Blick verfinsterte sich, als einer ihrer Tanzpartner ihr ein Glas Tequila reichte, und sie es austrank, als handelte es sich um Wasser. Sarah schwankte leicht und Rafael wusste, dass es Zeit war, einzugreifen. Entschlossenen Schrittes bewegte er sich quer über die Tanzfläche auf seine Kollegin zu.
    ~~~
    Sarahs Schwindelanfälle wurden hartnäckiger. Nach dem letzten Glas Tequila hatte sich der Raum auf einmal in beängstigender Art und Weise zu drehen begonnen. Es kostete sie einige Willensanstrengung, die Augen offen zu halten.
    Instinktiv nahm sie Rafaels Nähe wahr, lächelte ihn an und war froh über die Ausstrahlung von Rechtschaffenheit und Verlässlichkeit, die von ihm ausging. Genau das brauchte Sarah jetzt: Jemanden, der ihr festen Halt geben konnte.
    „Rafael“, hauchte sie, während sie seine Hand ergriff. An die
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