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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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mehr gesagt. „Hier läuft tatsächlich was,
Pfote. Ein Maskierter haut ab. Der andere fällt auf die Nase. Mal sehen, was
daraus wird. Wir schleichen hinterher.“
    Beim Brunnen richtete sich eine
Gestalt auf, ein Schemen. Der Kopf war mit einer schwarzen Kapuze verhüllt. Sie
gehörte zu einem schwarzen Jogging-Anzug. Doch auch das Gesicht verbarg sich —
wie Tim jetzt im Mondlicht erkennen konnte — hinter einer dunklen Maske mit
Sehschlitzen. Der Figur nach konnte es Reikl sein. Auch die Bewegungen entsprachen
ihm.
    Er tappte los und hielt auf
dasselbe Gebäude zu, in dem der andere verschwunden war. Tim und Gaby folgten
völlig lautlos.
    „Ich glaube, es ist Reikl“,
flüsterte Tim.
    „Hast du den Schatten bemerkt
über dem andern — über dem Lila-Maskierten, als er auf uns zukam? Sah aus wie
ein großer Raubvogel. Wie Swinger, der König der Lüfte. Ich dachte, der will
sich auf ihn stürzen. Aber dann hat er wohl gemerkt, dass es nicht die richtige
Beute ist. Und lautlos glitt er davon ins Dunkel der Nacht.“
    „Ist mir entgangen, Pfote. Ich
hatte den Brunnen im Auge.“
    Die schwarze Kapuze betrat das
ehemalige Stallgebäude. Es enthielt Hotelzimmer, die behandelt wurden wie eine
dritte Etage, nämlich alle 300er-Nummern hatten. Der Flur war matt erleuchtet.
Tim und Gaby lugten um die Ecke des Eingangs. Reikl — er schien es tatsächlich
zu sein — stand vor Zimmer 303 und zog eine schwarze Pistole aus der Tasche.
Die Waffe fiel ihm aus der Hand und berührte den Boden so leicht wie nur eine
Spielzeugpistole aus Plastik aufschlägt.
    Aha!, dachte Tim. Harmloses
Werkzeug. Sieht aber echt aus.
    Reikl klopfte. Eine
Frauenstimme antwortete.
    „Ich bin der Hausboy“, erklärte
Reikl — ja, es war seine Stimme. „Ich habe eine Nachricht von Herrn Robert
Krämer.“
    „Augenblick!“, antwortete die
Frau — und Tim erkannte auch diese Stimme.
    Sie gehörte zu Renate Wanniger,
der weiblichen Hälfte des seltsamen Paars, das unweit von Tim an der Bar
gesessen hatte — zusammen mit dem knorrigen Oldie Robert Krämer.
    Die Tür wurde geöffnet. Sofort
riss Reikl die Spielzeugpistole hoch.
    „Ruhe! Wenn Sie schreien,
schieße ich.“ Er sprach jetzt mit verstellter Stimme — als hätte er Stimmbruch
und Halsweh zugleich. „Dies ist kein Mörderspiel. Ich bin Profi und zu allem
entschlossen.“
    Er stieß die freie Hand nach
vorn, stieß Renate offensichtlich ins Zimmer zurück, setzte nach und schloss
die Tür hinter sich.
    „Mein Goldfisch bügelt“,
flüsterte Tim. „Was fällt denn dem Reikl ein? Spinnt er? Oder ist er nur
betrunken?“
    „So betrunken auch wieder
nicht. Eben hat er überhaupt nicht gelallt.“
    Sie huschten zu Zimmer 303 und
horchten an der Tür. Die Stimmen dahinter klangen etwas gedämpft. Dennoch war
alles klar zu verstehen.
    „Hah!“, tönte Reikl mit
Knurrstimme. „Was sehe ich denn da? Achim Wanniger mit blauer Sturmhaube. Und
eben war er maskiert auf dem Burghof. Dann habe ich mich also nicht verguckt.
Wohin wollte er denn? Raus mit der Sprache, Mann! oder ich blase dir ein Loch
in die Figur. Und Sie, Renate Wanniger, hören mit dem Geheule auf. Eure Situation
ist sowieso verfahren. Aber ihr habt noch eine Chance. Wisst ihr, wer ich bin?“
    „Nein!“, stammelte Renate.
    „Nein!“, stotterte ihr Mann.
    Reikl hatte offenbar vergessen,
dass Wanniger mit der ,Sprache raus sollte’ und blieb bei seiner Selbstdarstellung.
    „Ich bin der Komplice. Der
Kumpel des Bankräubers. Des Bankräubers, der im Bankhaus Obersoll die
Schließfächer geknackt hat. Das war zwar mein Kumpel und den haben sie erwischt
— aber für mich ist das Spiel noch nicht verloren.“
    „Wovon reden Sie!“, rief
Wanniger. „Von dem Bankraub wissen wir nichts... O Mann! Das ist ja wundervoll.
Dann sind wir... äh... aus dem Schneider.“
    „Noch lange nicht, du
Armleuchter. Denn jetzt komme ich. Und worum es geht, werde ich euch in aller
Deutlichkeit erklären. Also macht die Ohren auf. Sie, Wanniger, sind der
Ex-Schwiegersohn von Robert Krämer. Der hat eine superwertvolle
Schmucksammlung. Als Krämer als Pflegefall während der letzten Wochen bei Ihnen
im Haus war, erhielten Sie von ihm den Auftrag, diese Schmucksammlung — die
sonst in Krämers Villa im Safe liegt — in einem Schließfach beim Bankhaus
Obersoll unterzubringen. Aus Sicherheitsgründen. Haben Sie ja auch getan, nicht
wahr? Krämer, der eigentlich dem Tod schon versprochen war, wurde wider
Erwarten völlig gesund und
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