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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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ab?“
    „Entschuldige, Pfote!“
    Tatsächlich haftete etwas
grünliche Paste in ihren Goldsträhnen und Tim zückte sein rot kariertes
Taschentuch, um abzuwischen, was sich abwischen ließ.
    „Lass!“, fiel sie ihm in den
Arm. „Das Geklebe wird nur schlimmer und ich muss mir sowieso die Haare
waschen.“
    Dr. Enzo Grokk pirschte
krummrückig heran und hatte sein Nichtwisser-Lächeln angeknipst. Er war 65,
wollte im Herbst in Pension gehen und rauchte 70 Zigaretten am Tag. Das hatte
Enzo Grokk ziemlich geschafft, man konnte ihn ohne Bosheit auf 80 schätzen,
aber auf einen verbrauchten 80er. Zu seinen Gewohnheiten gehörte es, dass er
seinen Schülern und Zöglingen des Öfteren erzählte, er wäre lieber
Zirkusdirektor geworden oder wenigstens Clown. Stattdessen hätten ihn seine
Eltern zum Studium gezwungen und zur Laufbahn im Schuldienst. Grokk
unterrichtete Geschichte und Latein. Außerdem war er mit Infos und News nie auf
dem Laufenden, hing um Wochen hinterher. Er war immer der Letzte, der irgendwas
erfuhr.
    „Hallo, TKKG!“ Er lächelte.
    „Hallo, Herr Doktor!“, sagte
Tim für die Gruppe.
    „Ist ja toll — die Sache!“
    „Mhm.“ Was meint er?, dachte
Tim.
    „Ich habe es gerade gehört.“
Grokk lächelte Gaby an und versuchte, seinen Krummrücken aufzurichten.
    Aha!, dachte Tim. Dann ist es
also eine alte Message. Wahrscheinlich spricht er von Ostern.
    „Das Kriminal-Rätsel“, sagte
Grokk, „ist ja in gewisser Weise — aus höherer Sicht — dem Lateinischen
verwandt. Man benötigt Logik und die Fähigkeit zum Kniffein. Ein guter
Lateinschüler wird auch immer ein ausgezeichneter Kriminalist. Es sei denn, er
zieht das Medizinstudium vor oder er wird Pfarrer.“
    Oje!, dachte Tim. Er redet vom
Mörderspiel. Also nur drei Wochen Info-Rückstand. Dr. Grokk bessert sich zum
Ende seiner Laufbahn.
    „Ich habe nur nicht so richtig
verstanden, wie das geht“, sagte Grokk.
    „Welcher Wissensstand liegt
vor?“, erkundigte sich der TKKG-Häuptling.
    „Ich weiß eigentlich nur, dass
ihr vier zu einem Mörderspiel eingeladen seid. Hat das was mit deinem Vater zu
tun, Gaby? Kriminalistische Nachwuchs-Schulung? Oder soll auf spielerische
Weise ein Mord verhindert werden? Oder ist es eine Theater-Aufführung?“
    Gaby widmete sich dem
restlichen Pausenbrot. Karl verkniff sich ein Grinsen. Klößchen versuchte das
auch, hatte aber weniger Erfolg.
    „Also“, sagte Tim, weil jede
Erklärung so anfängt, obwohl das als unguter Stil gilt, „die Sache ist so. Wir
haben hier, wie Sie wissen, unseren Mitschüler Felix von Gebeiningen.
Heimschüler, Klasse 9 c, Bude Kabäuschen im Haupthaus. Felix’ Anwesenheit ist
ähnlich gelagert wie Klößchens Heimschüler-Zustand, aber nicht ganz. Klößchen
könnte durchaus morgens als Fahrschüler herkommen, Felix zwar auch — aber mit
einem zeitlichen Mehraufwand von mindestens 45 Minuten. Sowohl hin als auch
zurück. Denn Felix’ Elternhaus ist das Burghotel Falkenhain — und das liegt ja
ein sattes Stück außerhalb unserer Millionenstadt.“
    Für Grokk schien das alles neu
zu sein. Er hörte großäugig zu, nur seine vom Rauchen geschwächten Bronchien
rasselten leise beim Atmen.
    „Falkenhain war früher eine Burg“,
erläuterte Tim weiter. „Im Mittelalter, meine ich. Also seit Anfang an bis
jetzt. Nun aber hat Felix’ Vater — Herr Gero von Gebeiningen — das wehrhafte
Bauwerk in ein schickes Hotel umgewandelt. Herr von Gebeiningen ist ja
gelernter Hotelfachmann und Direktor, hat aber bislang vorwiegend im Ausland
gearbeitet: Wien, Marbella, London, St. Moritz und Budapest. Jetzt ist er also
Direktor im eigenen Hotel — noch dazu in einem Burghotel mit super-dicken
Mauern, super-romantischer Ausstattung, super-interessanter Fernsicht und
superhistorischer Vergangenheit.“

    „Phantastisch!“, nickte Grokk.
„Das ist wie ein eigener Zirkus. Den habe ich mir immer gewünscht. Mit mir als
Direktor.“
    „Mhm!“, machte Gaby, die mit
dem Semmelrest fertig war. „Ihr Vergleich, Herr Doktor, trifft in gewisser
Weise zu. Herr von Gebeiningen wird zwar sein Hotel sorgsam und ernsthaft
betreiben, aber als Eröffnungsfest, als Auftakt, als unverwechselbaren Start —
da hat er sich tatsächlich eine Schau ausgedacht. Etwas noch Spannenderes als
Zirkus.“
    „Nichts ist spannender als
Zirkus“, wurde Gaby von Grokk belehrt.
    „Also die Krimis“, sagte
Klößchen, „die ich als Vorbereitung verschlungen habe, waren mörderisch
spannend. Dagegen
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