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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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kehrte letztes Wochenende in seine Villa zurück.
Dann hat er — leichtsinnigerweise — einigen Leuten erzählt, dass sich sein
Schmuck im Schließfach Nr. 211 des Bankhauses Obersoll befinde. Tja, und damit
änderte mein Kumpel seinen Plan. Statt bei Krämer einzubrechen — was leichter
gewesen wäre beschloss er, unter Lebensgefahr den Bankraub auszuführen. Und
dort jenes Schließfach zu knacken. Es musste jetzt sein. Nämlich gestern. Weil
der Aufkäufer des Schmucks ein Ölscheich ist, der die Klunkern seiner Lieblingsfrau
im Harem zum 18. Geburtstag schenken will oder wollte — und ein Geburtstag
lässt sich nun mal nicht verschieben. Und besonders im Harem herrscht ja
bekanntlich strikte Ordnung. Hat also mein Kumpel das Schließfach Nummer 211
aufgebrochen — in dem Sie, Wanniger, angeblich den Schmuck deponiert hatten.
Aber nichts war drin. Kein Stück. Nichts, nichts, nichts! Mein Kumpel hat dann
vor Wut und aus Frust andere Schließfächer geknackt und ansehnlich abgesahnt.
Stunden später ging alles schief — aber das ist jetzt nicht das Thema. Sondern:
Wo, Wanniger, hast du den Schmuck? Spuck’s aus! Oder ich knalle dich ab. Euch
beide. Ich habe einen Schalldämpfer für meine Waffe. Niemand wird die Schüsse
hören.“
    Stille.
    Die Frau wimmerte.
    „Ich zähle bis drei“, sagte
Reikl. „Eins, zwei...“

    „Ich... habe... habe... den
Schmuck nicht mehr“, keuchte Wanniger. „Wir dachten, der Alte... gibt den
Löffel ab. Und wir brauchen so verdammt nötig Geld. Also habe ich den Schmuck
im Ausland verkauft.“
    „Na, wunderbar. Er ist
zweieinhalb Millionen wert. Wieviel hast du gekriegt?“
    „960 000 Mark.“
    „Wo ist das Geld?“
    Wanniger schien mit der Antwort
zu zögern. Dann: „Ich sag’s, wenn wir teilen. Renate ein Drittel, ich ein
Drittel, Sie ein Drittel.“
    „Nur fifty-fifty! Ihr die
Hälfte, ich die Hälfte.“
    „Woher sollen wir wissen, dass
Sie sich daran halten?“
    „Die Garantie kriegt ihr
gleich. Aber vorher will ich wissen, was du eben vorhattest — als du maskiert
unterwegs warst.“
    „Äh... nun! Der Alte will den
Schmuck zurückhaben. Nur ich habe Zugang zum Schließfach. Montag ist es soweit
und... was sollten wir denn machen? Ich bin sonst gegen Gewalt. Aber wenn der
Alte heute Nacht nicht aus dem Fenster fällt und sich den Hals bricht, sind wir
am Montag geliefert. Jedenfalls haben wir das geglaubt. Aber jetzt kann uns
nichts mehr passieren. Ihr Kumpel, Mann, hat den Schmuck. So sieht es doch nun
aus. Verstehst du, Renate, wir haben ein Alibi. Selbst wenn der Bankräuber
aussagt, das Fach sei leer gewesen — dem Typ glaubt man nicht. Aber mir! Gott
sei Dank! — ich muss den Alten nicht umbringen.“
    „Das bleibt dir erspart“, sagte
Reikl — der sich nun endgültig zum Duzen entschloss. „Aber mit mir müsst ihr
teilen. Ich kriege 480 000. Wo ist das Geld?“
    „Bei uns zu Hause. Versteckt im
Keller. Hinter dem Öltank.“
    „Wieviel habt ihr schon
ausgegeben?“
    „Nichts. Keine Mark.“
    „Gut. Morgen früh um zehn
fahren wir zu euch. Jetzt geht’s nicht, weil das Burgtor geschlossen ist. Und
damit ihr wisst, wer ich bin, werde ich mich nun demaskieren.“ Offenbar
streifte er Maske und Kapuze ab. Wanniger grunzte verblüfft. Seine Renate
quiekte. Schritte kamen zur Tür. Tim und Gaby stoben den Flur entlang zum
Ausgang und ins Freie. Im Schatten einer vorspringenden Mauer versteckten sie
sich.
    „Ich fasse es nicht“, flüsterte
Gaby. „Dieser Wanniger wollte seinen Ex-Schwiegervater umbringen! Wäre es
wirklich dazu gekommen? Hätte Wanniger das gekonnt? Oder wäre er im letzten
Moment zurückgeschreckt?“
    „Sicherlich. Hoffen wir’s mal.
Gehen wir davon aus. Sonst könnte man ja wirklich verzweifeln, Pfote. Aber wie
dem auch sei — die Wannigers kriegen ihr Fett. Denn an diesem betrügerischen
Diebstahl gibt’s nichts zu deuteln. Über diesen Reikl staune ich. Ich dachte,
der wäre eine total taube Nuss. Für einen Bankräuber-Komplicen hatte ich den
nicht gehalten. Trotzdem ist das irgendwie seltsam.“
    „Was meinst du?“
    „Die beiden Ganoven müssen
organisatorisch völlige Nieten sein. Sonst hätte Hugo Mauler nicht mit seinem
schwarzen Porsche und der Beute an der Uferstraße geparkt und sich eine beinahe
tödliche Droge reingeballert, während Kumpel Reikl... Pst! Da kommt er.“
    Reikl trat aus dem Gebäude,
hielt Maske und Spielzeugpistole in einer Hand und schlurfte ungeniert über den
Burghof zum Palas. Dort
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