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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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Achseln,
verzog das Gesicht, benahm sich leicht affig und ließ sich in einen der Sessel
fallen. Alles grinste.
    „Karl“, sagte Tim, „lass dich
bitte von Felix zu Enricos Zimmer führen und sieh nach, ob es dort vielleicht
Gift gibt. Jenes, wie wir inzwischen wissen, nach Pfefferminz riechende Gift,
mit dem der Whisky in dem Mini-Fläschchen zur tückischen Mordwaffe wurde.“
    Karl und Felix schoben ab.
Alles grinste erneut.
    „Nun zu Ihnen, Nicole“, wandte
sich Tim an das Zimmermädchen.
    „Ja, bitte?“ Ihre Stimme
piepste. Wieder war der Blick zu Boden gerichtet.
    „Kannten Sie Enrico persönlich
— ich meine: privat?“
    „Ein wenig. Äh, ziemlich gut.“
    „Woher stammt er?“
    „Aus Palermo.“
    „Warum ist er nicht dort
geblieben?“
    „Er hasste diese Stadt,
weil...“
    „Bitte, weiter! Weil...?“
    „Weil dort seine Schwester
ermordet wurde.“
    „Schrecklich! Wie hieß die
Schwester?“
    „Anna.“
    „Und was war passiert?“
    Nicole berichtete, was sie
angeblich von Enrico wusste: nämlich von dem Feuerüberfall, bei dem Anna
zufällig ein Opfer wurde.
    „Jaja, die Mafia“, seufzte Tim.
Dann: „Enrico hatte also den MP-Schützen, den Täter, Annas Mörder — hatte ihn
also gesehen und konnte ihn beschreiben. Und Ihnen, Nicole, hat er den auch
beschrieben, nicht wahr?“
    Sonst kämen wir nämlich hier
nicht weiter, dachte Tim. Und fragte, wie der Fiesling denn aussähe.
    „Groß“, sagte Nicole.
„Vermutlich jedenfalls, denn er saß ja im Auto. Kräftig auf jeden Fall. Mit
eckigem Gesicht. Und einer Tätowierung auf dem Handrücken. Aber Enrico meinte,
die brauche er gar nicht zu sehen, um den Mörder wiederzuerkennen. Ein Blick
ins Gesicht würde genügen. Auch in hundert Jahren noch.“
    „Danke, Nicole!“ Tim wandte
sich an die Versammlung. „Damit ist klar: Titus Telfs war Annas Mörder. Enrico hat
ihn hier erkannt und wollte ihn umbringen. Aber wie? Mit dem Messer? Oder mit
Gift?“
    In diesem Moment kamen Karl und
Felix zurück. Karl schwenkte ein Fläschchen, an dem ein Zettel klebte.
    „Gift! Mit Pfefferminzduft. Es
stand bei Enrico auf dem Nachttisch.“
    Tim kratzte sich am Kinn. „Mhm!
Damit dürfen wir aus der Vermutung, dass Enrico den Telfs vergiften wollte,
eine Gewissheit machen. Aber Telfs wurde erstochen. Und wieso hat Enrico sein
Giftgebräu selber getrunken? Ich hoffe doch, dass es dafür einen handfesten
Grund gibt, einen nachvollziehbaren. Und nicht irgendwelchen Psychokrempel wie
zum Beispiel: Freitod, nachdem die Schwester gerächt ist.“
    Nicole versteckte ein Lächeln.
Reikl grinste unmerklich.
    „Aber bis hierher“, rief die
Moderatorin, „war das ja ein ganz großartiges Verhör. Du hast den Hintergrund
schon toll ausgeleuchtet. Den Rest finden wir noch.“
    Klößchen trat einen Schritt
vor. „Das Messer, Tim! Soll ich mich mal mit Felix in Herrn Reikls Zimmer
umsehen?“
    „Ich protestiere!“ Reikl sprang
auf.

    „Dann besorgen wir uns einen
Durchsuchungsbefehl“, wurde er von Klößchen abgeschmettert. „Dafür wäre Herr von
Gebeiningen zuständig als Hausherr.“
    Der nickte. „Kriegt ihr von mir
jeder Zeit.“
    Reikl ballte die Fäuste, begann
zu zittern, stieß wilden Atem über die Zähne und sank wieder auf seinen Sessel.
    „Also gut“, keuchte Reikl.
„Bevor ihr in meinem Zimmer alles durcheinander wühlt, gebe ich zu: Unter dem
Bett liegt ein blutverschmiertes Klappmesser. Aber damit habe ich nicht den
verdammten Terminator umgebracht, sondern... ja, heute Mittag habe ich ein
Kaninchen geschlachtet.“
    „Fällt Ihnen nichts Schlaueres
ein?“, fragte Tim. „Weshalb bringen Sie das Messer mit? Weshalb ist es nicht
gereinigt? Weshalb liegt es unter dem Bett? Und wer ist der verdammte
Terminator, der Vollstrecker? Telfs, natürlich! Sie kannten ihn und Sie hatten
den Auftrag, ihn zu liquidieren. Nur deshalb sind Sie hier. Und die
Untersuchung im Polizeilabor wird beweisen, dass das Blut an Ihrem Klappmesser
mit Telfs Blut übereinstimmt. Sie sind überführt.“
    Reikl hob die Hände. „Bekomme
ich mildernde Umstände, wenn ich ein Geständnis ablege?“
    „Das nicht“, erwiderte Tim,
„aber Sie dürfen nachher am Abendessen teilnehmen.“
    Applaus. Alle klatschten. Der
2. Bürgermeister und der Verleger klopften Tim auf die Schulter. Doch der
wehrte ab.
    „Ein Mord ist geklärt, meine
Damen und Herren. Verbrecherische Organisationen bekriegen sich und löschen
gegenseitig ihre Killer aus. Soweit sind wir. Aber
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