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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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In der letzten Talk-Show
hatte sie ihm unbequeme Fragen gestellt. „Unmöglich! Denn ich sehe nirgendwo
eine Tatwaffe. Ein Messer oder einen Dolch. Und so ein Ding kann ja nicht
wegfliegen, nicht wahr?“
    „Vielleicht hat das
Zimmermädchen das Messer weggeräumt“, gab die Moderatorin zu bedenken. „Oder
Enrico hat’s in der Tasche.“
    Sie begann den ‚Toten’ zu
durchsuchen, fand aber nichts. „Wo ist Nicole?“, fragte der Burgherr.
    Sie meldete sich aus dem
Hintergrund, zitternd wie eine Espe. Stammelnd und mit niedergeschlagenem Blick
erklärte sie, es wäre keine Stichwaffe am Tatort gewesen, als sie die beiden
Toten hier vorfand.
    Mhm!, überlegte Tim. Die Nicole
sieht ja selbst aus wie das leibhaftige schlechte Gewissen. Schuldbewusstsein
lastet auf der grazilen Gestalt. Aber als Täterin kommt sie eigentlich nicht in
Frage. Jedenfalls wäre dann die Rolle total falsch besetzt. Was also drückt die
Zimmerfee?
    Karl zupfte Tim am Ärmel,
grinsend. „Kleine Besprechung draußen“, flüsterte er.
    Gaby, Felix und Klößchen kamen
natürlich mit. Alle traten auf den Flur, wo sie ungehört waren.
    „Mir geht jetzt ein Licht auf“,
sagte Karl. „Und in diesem erahne ich, was eure Geheimniskrämerei zu bedeuten
hat.“
    „Da hänge ich noch ein bisschen
hinterher“, meinte Klößchen. „Trotz meiner kriminalistischen Schulung durch
Krimi-Lektüre.“
    Karl sah ihn an. „Ist dir nicht
klar, dass dieser Enrico der Sizilianer sein muss, der seine Schwester Anna in
Palermo verloren hat. Durch den Feuerüberfall der Mafia, einen unglückseligen
Zufall.“
    „Woher wisst ihr das?“, staunte
Felix.
    „Wissen wir von einem Berber,
einem Obdachlosen“, erklärte Tim. „Der hat neulich Nacht zufällig belauscht,
wie besagter Italiener jemandem von dem Mordvorhaben hier bei euch im Hotel
erzählte. Und...“
    Tim berichtete knapp, aber
umfassend.
    Felix schlug die Hände
zusammen. „Irre! So ein Zufall! Ja, das muss Enrico gewesen sein. Seine
vermeintliche Vorgeschichte mit dem Tod seiner Schwester Anna ist Teil des Mörderspiels.“
    Karl wandte sich an Tim. „Aber
wieso hast du das schon im Vorfeld gewusst?“
    Tim lächelte. „Zum ersten Mal
wurde ich gestern Abend stutzig. Als wir Gabys Vater informierten. Er hat bei
den Nachforschungen vom Schreibtisch aus zwar so getan, als nähme er die Sache
ernst. Er hat den Kollegen angerufen, der im Computer nachgucken sollte. Aber
er, Gabys Vater, wusste längst, dass die nächtliche Besprechung an der
Uferstraße eine Mörderspiel-Besprechung war und kein wirklicher Mordplan. Dein
Vater, Gaby, ist also total eingeweiht. Dann rief sein Kollege Lorenz zurück.
Vermutlich hat er nur gesagt, dass nichts Diesbezügliches anliegt. Aber dein
Vater, Pfote, hat uns die wüste Geschichte von Nana und Giuseppe erzählt. Was
mich stutzig machte, war das Verhalten, die Einstellung. Auch du hast dich
gewundert, Gaby. Denn dein Vater hat nichts zur Vorbeugung unternommen. Rein
gar nichts. Logo! Das hätte ja hier nur Aufruhr gemacht und alles durcheinander
gebracht. Noch stutziger wurde ich heute Mittag — nach der Verhaftung von Voss
und Biegehart. Denn nun stand fest, dass es hier keinerlei kriminalpolizeiliche
Anwesenheit geben wird. Und das, wo doch ein Unbekannter einen Rachemord plant!
Völlig untypisch für deinen Vater, Gaby.“
    Tim wandte sich Karl und Klößchen
zu. „Deshalb habe ich gegrinst. Kommissar Glockner hat’s bemerkt. Wir haben uns
verständigt und die Sache war klar. Aber es geht bei der Lösung des
Mörderspiels um einen Preis. Um 1000 Mark und den kostenlosen Hotelaufenthalt.
Also wäre es auf eine unzulässige Vorteilsnahme hinausgelaufen, wenn ich mich
hier mit meinem privaten Voraus-Wissen einschalten würde. Auf den Zettel, den
Gabys Vater dann kleinschnitzelig zerrissen hat, hatte ich nur zwei Worte
geschrieben. Nämlich: Mörderspiel und Annas Bruder. Gaby hat mich
dann ausgequetscht und ebenfalls beschlossen, sich bei der Rätselei
herauszuhalten. Euch wollten wir den Spaß lassen. Aber jetzt gehört ihr zu den
Eingeweihten.“
    „Verdammt!“, murmelte Karl.
„Man sagt zwar, Wissen sei Macht. Aber manchmal ist es auch Ohnmacht.“
    Alle schwiegen.
    Schließlich begann Klößchen zu
grinsen. „Außer deinem Vater, Gaby, weiß ja niemand, dass wir bevorteilt sind.
Wir könnten doch mitmachen, den Fall lösen und Felix, der ja nun in unsere
Komplicenschaft gehört, am Gewinn beteiligen. Dann geht eben der Tausender
nicht durch vier,
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