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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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fragte
Telfs in den Teppich. „Sehe ich tot aus?“
    „Total. Aber pst jetzt! Tote
reden nicht.“
    Unter Telfs ausgestrecktem Arm
lag ein Taschentuch. Hatte das der Täter vergessen? War’s ihm aus der Tasche
gefallen?
    Enrico griff danach. Und
stellte fest: Es hatte die Initialen E. R., schön eingestickt am Rand.
    Enrico schob es in seine
Tasche.
    Na, los!, dachte er.
    Da! Ein schwaches Geräusch
hinter ihm. Ein Lufthauch. Ja, der Mörder kam zurück, denn er vermisste das
Taschentuch. Aber finden würde er’s nicht. Das Zimmermädchen Nicole war
sicherlich schon in der Nähe und das würde ihn verscheuchen.
    Ein sehr sanfter Hieb traf
Enrico ins Genick. Röchelnd ließ er sich nach vorn fallen. Bin bewusstlos!, dachte
er und schloss die Augen.
    Auf dem Flur klapperte der
Wagen des Zimmermädchens, beladen mit Putzzeug und den Fruchtsäften und
Spirituosen zum Auffüllen der Hausbar.
    Edu Reikl, der Mörder, fluchte
und sauste hinaus.
    Eine Minute später fand Nicole
Maiden, eine junge Schauspielschülerin von der berühmten
Eulenberg-Schauspielschule den ,ermordeten’ Telfs und den bewusstlosen Enrico.
    Sie schrie wie am Spieß, was
aber niemand hörte, weil alle Gäste in der Bar waren, bzw. in der Lobby oder
auf dem Burghof. Dann bemerkte Nicole, dass Enrico noch lebte.
    Auf seiner ausgestreckten Hand
lag das Fläschchen mit dem ‚vergifteten’ Whisky.
    „Ha!“, rief Nicole. „Den wollte
er trinken, als ihm übel wurde vor Schreck. Aber die Ohnmacht war schneller.
Jetzt muss ich’s ihm ein flößen, denn in diesem Fall ist Whisky wie Medizin.“
    Sie wälzte den jungen Kellner
herum, schraubte das Fläschchen auf und setzte es ihm an die Lippen.
    Enrico öffnete die Augen.
„Urghhhhh! So sterbe ich also!“ Er schluckte alles.

    „Ist das wirklich Whisky?“,
fragte Nicole.
    „Klar. Und ich muss danach
stinken. Wie sollen die Amateur-Detektive sonst ermitteln?“
    „ Gift ist auch drin?“ Sie
lachte.
    „Pfefferminzöl. Wird zum Gift
ernannt.“
    Er ließ sich zurücksinken und
war wieder tot.
    „O Gott!“, rief Nicole. „Das
ist ihm nicht bekommen.
    Jetzt sieht er noch schlechter
aus. Puls hat er auch nicht mehr. Und keine Atmung. Hilfe! Hiiiiiiiiilfe!“

22. ,Leiche’ im Doppelpack
     
    Diese Hotelbar ist spitze,
dachte Tim. Hätte es die im Mittelalter schon gegeben, wären die alten Ritter
nicht zu den Kreuzzügen aufgebrochen — nein! Sie wären auch keine Raubritter
geworden, sondern hätten nur hier gehockt und gebechert. Wie jetzt wir.
    Er, Karl, Klößchen und Felix
becherten Cola. Mit Zitronenschnitz am Glasrand und zwei melodisch klirrenden
Eiswürfeln pro Nase. Gaby zuzzelte an dem alkoholfreien Cocktail mit dem
schönen Namen ,Sommernachtstraum für Burgfräuleins’. Er enthielt Orangensaft
und Cocosmilch und natürlich zwei Eiswürfel.
    TKKG und Felix saßen im linken
Halbrund der Bar und beobachteten die übrigen Hotelgäste, die sich — nahezu
vollständig hier eingefunden hatten, um ihren Magen mit einem Aperitif, einem
appetitanregenden Alkoholdrink, auf das Abendessen vorzubereiten. Eine illustre
Gesellschaft. Tim erkannte viele Promis aus der Stadt: den 2. Bürgermeister,
den Verleger der größten Tageszeitung, eine Moderatorin vom örtlichen
TV-Sender, zwei Parteigrößen, die sich im Stadtparlament fast zu prügeln
pflegten, hier aber ein Herz und eine Seele waren — nämlich außer Dienst —
einige Schickimickis und auch einige ernstzunehmende Personen. Alle
schnatterten. Alle gestikulierten, Lachen perlte oder dröhnte. Alle waren
eingeladen. Niemand musste was bezahlen. Wenn das nicht froh stimmte!
    Felix hatte TKKG mit einem
knorrigen Oldie namens Robert Krämer bekannt gemacht. Er saß jetzt rechts neben
Tim und unterhielt sich mit einem eher unterdurchschnittlichen Paar, das nicht
so richtig hierher passte. Den Mann redete Krämer mit Achim an, die Frau mit
Renate. Und vorhin, als Krämer die beiden dem Burgherren und Hoteldirektor Gero
von Gebeiningen vorgestellt hatte, war auch der Nachname gefallen. Wanniger.
Die beiden wirkten verkrampft. Und Achim trank bereits den dritten Schnaps, was
geradezu unschicklich war.
    „Hilfe! Hiiiiiiiiilfe!“
    Der flehende Entsetzensschrei
übertönte das Stimmengewirr. Eine Frau schrie. Es klang nach höchster Not. Der
Ruf kam von irgendwo aus dem Haus.
    Sicherlich das Signal zum
Spielbeginn, dachte Tim. Aber wer weiß!
    Durch die lähmende Stille
sauste er zur Tür und hinaus in die Lobby, die Hotelhalle. Eine junge
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