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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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luxuriösen
Zimmer waren.
    Ein Mann kam ihnen entgegen. Er
war groß und stabil gebaut, hatte ein eckiges Gesicht und trug einen schlecht
sitzenden Anzug, der für die Jahreszeit zu warm war.
    Felix grinste erfreut. „Herr
Telfs, darf ich Ihnen meine Freunde vorstellen?“ Und zu TKKG: „Herr Titus Telfs
ist ein langjähriger Freund meines Vaters.“
    Telfs lächelte etwas von oben
herab und gab allen die Hand. Tim sah, dass er auf dem Handrücken tätowiert
war. Eine bläuliche Schlange hatte sich zusammengerollt, hob aber den Kopf.
    „Aha!“, sagte Telfs. „Deine
Freunde, Felix? Nette Freunde. Na, dann viel Spaß. Wir sehen uns ja noch.“
    Er ging weiter, wahrscheinlich
in den Palas zur Bar. Oder auf sein Zimmer.
    Komischer Freund, dachte Tim.
Gero von Gebeiningen ist doch mehr ein Etepetete-Typ, der seine Freunde in der
Adels-Branche hat. Telfs sieht aus wie ein Baggerführer mit dem Hobby,
Überstunden abzuleisten. Wirklich seltsam!
    Doch im selben Moment hatte er
eine Idee. Wurde ihnen dieser Telfs von Felix vielleicht nur deshalb
vorgestellt, weil er was mit dem Mörderspiel zu tun hatte?
    „Felix“, sagte Tim, während sie
weitergingen, „was ich dich längst fragen wollte: Bist du eingeweiht, was das
Mörderspiel betrifft?“
    Felix nickte heftig. „Klar!
Muss ich doch. Einige müssen eingeweiht sein: mein Vater, ich, der
Geschäftsführer, der Empfangschef, der Portier, der Oberkellner und meine
Mutter. Alle guten Geister, die hinter den Kulissen arbeiten, wissen nichts,
dürfen aber troztdem nicht teilnehmen am Mörderspiel. Wegen der Belohnung von
1000 Mark und dem Wochenaufenthalt für zwei Personen. Wäre ja ein Unding, wenn
einer vom Hause den Preis abzockt.“
    „Unmöglich!“, nickte Tim. „Habt
ihr eigentlich einen Italiener unter den Gästen?“
    „Nein. Warum fragst du?“
    Tim grinste. „Mich
interessiert, wie international ihr seid?“
    „Wahrscheinlich gewinnen wir
globale Bekanntheit und die Amis und die Japaner reisen an zuhauf.“
    Aus einem der Nebengebäude kam
ein junger Kellner, eilte über den Hof und verschwand im Hoteleingang.
    Tim starrte hinterher. Der
Kellner hatte dunkle Locken, die olivbraune Haut des Mittelmeer-Anwohners und
auch dessen Geschmeidigkeit.
    „Felix! Das war doch eben
eindeutig ein Italiener.“
    Der Sohn des Burgherren nickte.
„Sizilianer. Enrico ist... äh... einer unserer Kellner.“
    „Also gibt es hier doch einen
aus dem Land, wo die Spaghetti blühen?“
    „Klar. Aber nicht als Gast. Du
hast nach einem italienischen Gast gefragt. Das Personal ist doch heute aus
aller Herren Länder. Die Kellner sind aus Italien, Österreich oder Frankreich.
Die Köche auch. Die Zimmermädchen aus Jugoslawien oder Polen. Man muss froh
sein, wenn der Eigentümer noch aus Deutschland ist und nicht aus Nahoder
Fernost.“
    „Alles klar“, meinte Tim und
versteckte ein Grinsen.
    Er sah Gaby an. Sie blinzelte
ihm zu. In ihren Blauaugen stand die Überlegenheit der Eingeweihten.

21. Auftakt zum Mörderspiel
     
    Für Zimmer 111 eine Portion
Kaffee. Enrico hatte serviert und ging jetzt durch den Flur zurück. Links die
Türen der Zimmer. Rechts die wuchtige Mauer des Palas-Gebäudes mit den tiefen
Fensternischen und Samtvorhängen, die sich am Boden bauschten.
    Enrico war 25 und geboren in
Palermo. Hier im Burghotel war er Kellner. Im Moment machte er Zimmerservice.
Aber in einer halben Stunde sollte er in der Bar bedienen — vor und hinter dem
Tresen, weil der für die Eröffnung vorgesehene Barmann im letzten Moment
abgesagt und einen Job in Cannes angenommen hatte, vielleicht wegen der
Filmfestspiele.
    Ein neuer Gast kam ihm
entgegen. Enrico trat zur Seite. Dann setzte sein Herz aus. Der Gast schritt
vorbei. Ein massiger Typ mit eckigem Gesicht und schlecht sitzendem Anzug, auf
dem Handrücken eine tätowierte Schlange. Doch nicht daran hatte Enrico ihn
wiedererkannt.
    Als der Gast um die Ecke
verschwand, stützte sich Enrico gegen die Wand. Aus der Erinnerung stieg ein
quälendes Bild auf.
    Palermo. Früher Nachmittag.
Enrico wartete an der Ecke — wartete auf Anna, seine Schwester.
    Jetzt trat sie aus dem Geschäft
— drüben auf der anderen Seite des Platzes, blieb aber stehen und schwatzte
noch mit Signore Ponente, ihrem Chef.
    Zwei Männer gingen vorbei. Ein
Wagen hielt. Und Enrico sah den Mann, den Fahrer. Er feuerte durchs Fenster.
Eine automatische Waffe. Kugelregen. Die Männer durchsiebt. Anna zu Füßen von
Ponente. Tot. Der Mörder entkam. Kein
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