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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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Resultat bei der Fahndung. Trotz Enricos
Beschreibung. Es ging um Bandenkrieg Rauschgift, Mafia.
    Aber jetzt, dachte Enrico,
jetzt ist es soweit. Rache, Rache, Rache!
    Er zog ein schmales Manuskript
aus der Brusttasche und las die Regie-Anweisung.
    ...Kaffee für Zimmer 111...
zurück durch den Flur... er kommt mir entgegen... Erschrecken... Erkennen...
Erinnerung! Und nun? Aha! Feststellen, wer er ist.
    Enrico Cortese, der wirklich so
hieß, aber kein Kellner war, sondern Schauspieler — Enrico ging zum Empfang und
stellte unauffällig am Computer fest, wer der Gast war, den er umbringen würde
wegen des Mordes an seiner Schwester Anna, die es nie gegeben hatte. Enrico
hatte nur Brüder. Sieben insgesamt. Die Familie stammte aus Mailand, wo die
anderen noch waren und was Ordentliches gelernt hatten. Gastronomen waren sie
und Geschäftsleute. Nur Enrico, der Jüngste, war Schauspieler geworden.
    ...also feststellen, wer er
ist. Alles musste richtig geschehen, damit die Ermittler eine Spur auch verfolgen
konnten. Kein Schauspieler durfte pfuschen. Und Telfs würde eine ordentliche
Leiche sein.
    Ja, natürlich! Er hieß Telfs.
Titus Telfs aus Wien. Vermögensberater. Abreise Montag. Zimmer 122.
    Was stand im Manuskript?
Hingehen. Handtücher auswechseln. Auch wenn das ein Job fürs Zimmermädchen ist.
Aber vorher das Gift holen. Ja, das tödliche, geschmacksfreie Gift — nach einem
uralten Blutrache-Rezept von Großmutter Sophia.
    Enrico nahm ein paar Handtücher
und klopfte an die Tür von Zimmer 122.
    Jede Phase musste gespielt
werden — als
wäre es das wirkliche Leben. Nichts aus lassen! Den genauen Gang der Handlung,
bitte! Denn bald würde es hier zwei,Leichen’ geben — und dann mussten die
Hotelgäste ermitteln, fragen, fragen, fragen! Beim Personal. Bei den Gästen.
Was könnte das Motiv sein, wie der Zusammenhang? Und vor allem: Wer hier war,
wann, wo gewesen? Das war dann das Alibi — oder auch nicht.
    Hinter der Tür von 122 rührte
sich nichts.
    „Darf ich das Bett auf decken
und die Handtücher wechseln, mein Herr?“
    Keine Antwort.
    Enrico schloss auf mit dem
Hauptschlüssel. Zimmer leer. Telfs war nicht da. Aber auf der Zimmer-Bar
standen fünf leere Fläschchen. Whisky. Die Bar enthielt von allem etwas. Doch
Telfs hatte offenbar einen ausschließlichen Geschmack. Nur Whisky!
    Enrico grinste. Aber das
verging ihm. Verdammter Mist! Er hatte das Gift vergessen. Auch das stand im
Rollenbuch. Also los!
    Er verließ 122, aber nicht ohne
vorher eins der leeren Fläschchen einzustecken. In seinem Zimmer — drüben im
Nebengebäude — füllte er es mit dem Whisky aus seiner Privatflasche. Und mit 24
Tropfen von Urgroßmuter Sophias tödlichem, aber geschmacksfreiem Gift.
    Zurück zu Zimmer 122. Es lag
hinter der Biegung des Flurs. Enrico war noch einige Schritte entfernt, wieder
die Handtücher im Arm. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und ein Mann
trat heraus. Aber nicht Telfs, sondern...
    Ja, das war einer der Gäste:
Mitte Fünfzig, groß und gutaussehend wie ein männliches Model für Pullover und
Oberhemden. Der Typ hatte hellbraune Locken, irrsinnig blaue Augen und unechte
Strahlerzähne. Die presste er jetzt zusammen und seine Miene drückte
grenzenlose Verachtung aus vor allem Lebenden.
    Er stolperte an Enrico vorbei
und suchte in seinen Taschen herum — wahrscheinlich nach dem Taschentuch, um sich Schweiß von der Stirn zu
wischen.
    Unmöglich!, dachte Enrico. So
benimmt sich kein Mörder. Lächerlich gespielt. Dieser Edu Reikl ist eine Niete.
    Aber das vergaß der angebliche
Sizilianer, der in Mailand geboren war, rasch wieder. Denn jetzt musste er sich
rollengerecht verhalten. Und denken: Aha! Telfs ist jetzt also auf seinem
Zimmer. Na, schön, du Bestie! Dann eben nachher.
    Aber als er vorbeiging, sah er,
das die Tür nicht eingeklinkt war. Er blieb stehen. Kein Geräusch in 122. Er
klopfte. Nichts. Er schob die Tür auf, trat ein und sah zuerst nur Telfs Füße.
    Der Mann lag vor seinem Bett,
bäuchlings. Der Blutfleck über dem Schulterblatt war beachtlich und sah fast
aus wie Blut. Der Stich einer schmalen Klinge durch den Rücken ins Herz war
natürlich sofort tödlich gewesen.
    Enrico kniete neben der
,Leiche.’ Seine Hand umklammerte das Fläschchen mit dem vergifteten Whisky.
    Bandenkrieg! Oder was auch
immer Westliche Mafia gegen östliche Mafia? Ihn interessierte das nicht. Dieser
Mistkerl war tot. Ein Killer hatte den anderen beseitigt.
    „Liege ich richtig?“,
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