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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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warum starb Enrico?“
    Wieder breitete sich
Ratlosigkeit über die Gesichter und auch Tim verwarf die Ideen, die ihm durch
den Kopf schwirrten. Nein, an verquasten Psychokrempel wollte er nicht denken.
Das würde eine schwache Lösung sein.
    Gaby hatte ihren forschenden
Blick auf Nicole gerichtet. Die stand immer noch da, als würde sie am liebsten
im Boden versinken. Kameradschaftlich legte ihr Gaby eine Hand auf die Schulter.
    „Nicole, ich bin Gaby. Wie gut
kannten Sie Enrico? Ich meine: Bestand eine Beziehung zu ihm?“
    „Äh... ja.“
    „Ihr Freund?“
    „Ja.“ Sie schluchzte auf.
    „Sein Tod geht Ihnen nahe?“
    „Sehr.“ Erneutes Schluchzen.
    „Wussten Sie, dass er Gift
besitzt?“
    „Nein.“
    „Tatsache ist“, sagte Gaby:
„Enrico wollte Telfs vergiften. Aber Eduard Reikl war ihm, Enrico, als Mörder
zuvorgekommen. Enrico wollte das von ihm vergiftete Whiskyfläschchen vermutlich
in die Zimmerbar stellen. Doch er fand Telfs als Leiche vor. Was geschah dann?
Warum trank er das Giftzeug?“
    Nicole schluchzte noch lauter.
    Sind tatsächlich echte Tränen,
dachte Tim. Sie weint wie eine große Tragödin. Wird mal ‘ne tolle
Schauspielerin. Sollte ans Theater gehen und sich nicht in TV-Serien verheizen
lassen.
    „Nicole“, sagte Gaby, „Sie
haben schreckliche Schuldgefühle.“
    „Ich? Nein.“
    „Doch.“
    „Nein. Warum sollte ich? Ich
weine, weil er tot ist.“
    „Irgendwie sind Sie daran
schuld?“
    „Nein! Nein! Nein! Nein! Nein!
Nein! Nein!“
    Stille. Alle starrten Nicole
an. Die schien Bauchkrämpfe zu haben, verbarg aber trotzdem das Gesicht in den
Händen.
    Gaby ist auf der richtigen
Fährte, dachte Tim bewundernd. Trotzdem kommen wir so nicht weiter. Nicole ist
noch nicht reif für den psychologischen Abschuß. Da gehört noch mehr Druck auf
die künftige Staatsschauspielerin. Aber ich habe ja auch noch ‘ne Spur.
    Er trat zu der TV-Moderatorin,
die zusammen mit drei anderen Damen auf einer der Couches saß.
    „Ich sehe nur sehr selten
TV-Programme. Deshalb ist mir im Moment Ihr Name nicht geläufig, meine Dame.“
    „Jasmine-Stivta von Unruu.“
    „Frau von Unruu, sammeln Sie
Souvenirs?“
    „Eigentlich nicht.“
    „Sie haben vorhin Enricos
Leiche durchsucht.“
    „Ich? Das muss ein Reflex
gewesen sein. Im Allgemeinen grause ich mich vor Leichen.“
    „Nun, wir alle haben es
gesehen. Mit geschickten Händen haben Sie seine Taschen durchsucht. Aber
wahrscheinlich habe nur ich bemerkt, wie Sie heimlich etwas an sich nahmen.“
    „Ich?“
    „Es steckt in Ihrer
Handtasche.“
    „Du irrst dich.“
    „Es sah aus wie ein Zettel.
Oder ein Tuch. Öffnen Sie Ihre Handtasche freiwillig, oder“, Tim bleckte die
Zähne, „muss ich Gewalt anwenden?“
    Die junge Frau lächelte. „Du
bist wirklich schrecklich. Im wirklichen Leben muss man vor dir auf der Hut
sein. Vielleicht hole ich dich mal zu einer Talk-Show.“
    „Bitten Sie lieber den 2.
Bürgermeister. Er freut sich darauf.“
    Alle lachten. Jasmine-Stiyta
von Unruu öffnete ihre Handtasche, entnahm ihr ein weißes Herrentaschentuch und
reichte es Tim. Der TKKG-Häuptling betrachtete es, ging zu Reikl und wedelte dem
damit vor dem Gesicht herum.
    „Ist Ihres, nicht wahr? Es hat
die Initialen E. R. Außerdem riecht es nach Ihrem Rasierwasser, das ich
übrigens schrecklich aufdringlich finde.“
    „Ist nicht meins.“
    „Zeigen Sie Ihres.“
    „Habe keins. Ich... äh... nehme
immer den Ärmel.“
    Tim wandte sich an die
Versammlung. „Es könnte so gewesen sein: Reikl ersticht Telfs, verliert dabei
sein Taschentuch, merkt das aber nicht sofort, sondern haut ab. Enrico findet
Telfs Leiche, sieht auch das Taschentuch und steckt es ein. Reikl kommt zurück,
weil er inzwischen sein Tuch vermisst hat, schlägt Enrico hinterrücks nieder,
hat aber keine Zeit mehr, nach dem Tuch zu suchen, denn Nicole naht. Was sich
lautstark ankündigt mit dem Gerätewagen, der ja noch vor 122 steht. Reikl
türmt, Nicole findet die beiden und...“ Er zögerte.
    „...und Enrico ist noch
bewusstlos“, rief Gaby. „Aber das Fläschchen liegt neben ihm. Nicole will ihrem
Freund helfen, setzt es ihm an die Lippen und flößt ihm das Gift ein. Ein
grausiger Unfall. Eine Hilfeleistung, die zum Tötungsdelikt wird.“
    „Jaaaaa“, plärrte Nicole. „So
war es. Helfen wollte ich meinem Liebsten. Mit dem Whisky wollte ich ihn ins
Bewusstsein zurückholen. Und in den Toooood habe ich ihn geschickt.“
    „Tragisch!“, meinte Gaby und
legte ihr
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