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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon
Autoren: Valerie Frankel
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Womit habe ich das verdient?

    Nachmittags doppelter Margarita in Harry’s Muncheteria mit Belle. »Notier’ dir das für Montag, den 15. Oktober«, sagte sie, als wir überlegten, wo wir uns zum Essen treffen sollten. Ich war den Laden ziemlich leid, aber sie bestand darauf, daß wir uns in unserer Stammkneipe trafen. Belle setzt immer ihren Kopf durch.
    »Merkst du schon was?« fragte Sal, Kellner extraordinaire und allseits umschwärmter Traumtyp, und zeigte auf meinen Drink.
    »Nicht soviel, wie ich mir wünschen würde«, sagte ich.
    »Also, ich bin bloß benebelt«, sagte Belle. Sal wandte sich zum Gehen. Belle rief ihn zurück. »Entschuldige, Sal-Darling. Ich wollte dir nur sagen, was für einen la Job du heute machst. Die Drinks könnten nicht besser schmecken.« Belle kicherte auf ihre chic-schrille Art. »Du siehst heute süß aus, Sal. Ich liebe deine entzückenden Lippen. Hinreißender Mund, findest du nicht, Wanda? Auf deine Unterlippe, Sal-Baby, und auf all die glücklichen Frauen, die noch daran lutschen dürfen.« Belle nahm einen Schluck. »Skol.«
    Ist schon eine Weile her, daß Belle das gesagt hat. Müssen inzwischen schon ein paar Stunden sein.
    Die Midtownmittagstischler drängelten sich in Harry’s Muncheteria, auf der Flucht vor dem Gehämmere und Getöse der Endlosbaustelle 44. Straße. Sämtliche Tische waren übersät mit angebrannten Pommes, Bierpfützen und vollen Aschenbechern. Leben in der Raucherzone. Ein paar Männer warfen verstohlene Blicke zu unserem Tisch rüber. Ich konnte nicht erkennen, ob sie mir oder Belle galten. Als sich ein weiteres Dutzend blauer Anzüge in den Laden schoben, kam Sal zurück. Er stellte einen Tequila mitten auf meinen Teller und kräuselte seinen ach so entzückenden Mund. »Geht das aufs Haus, Sal?« fragte Belle. »Ist das für sie? Und was ist mit mir? Krieg’ ich keinen?«
    Sal, der Stoiker, erwiderte freundlich: »Du kommst schon so klar.«
    Was soll ich sagen? Kellner mögen mich. Taxifahrer sogar noch mehr.
    Belle trank meinen Tequila. Sie tupfte sich den Mund ab und fragte: »Sonderst du irgendein magisches Hormon oder so was ab? Was ist es — die Titten? Mein Gott, du bist nicht mal hübsch.« Sie biß auf die Zitronenscheibe. »Nicht, daß du nicht attraktiv wärst. Du hast zweifellos diesen animalischen Sex-Appeal, der so Typen wie Sal anmacht. Du bist nur halt keine strahlende Schönheit. Du weißt, was ich meine. In dieser Stadt braucht man strahlende Schönheit.« Sie blies geräuschvoll den Rauch aus und schüttelte sich eine blonde Strähne aus der Stirn.
    Habe ich schon erwähnt, daß Belle eine strahlende Schönheit ist? Sie hat den 100-Pro-Look: glatte blonde Haare, im Nacken zusammengesteckt, Wangenknochen, mit denen man Brot schneiden könnte. Belle schwingt immer mit den Hüften, selbst in der Schlange vor dem Bankschalter. Sie ist schlank — ihr Verhängnis. Sie sehnt sich danach, hager zu sein. Sie geht dreimal die Woche im Health-and-Racket-Club schwimmen, um ihre Figur zu halten. Aber sie hat keine Titten, worüber sie oft klagt. Ich habe zu meinen Titten auch keine besondere Zuneigung. Aber aus dem entgegengesetzten Grund.
    Ich sagte: »Schau, Belle, nicht, daß ich deine Wertschätzung meiner physischen Abnormitäten nicht zu würdigen wüßte — wirklich, deine Ausführungen waren äußerst erhellend, aber ich muß gleich ins Büro zurück.« Ich habe eine eigene Detektei, Do-It-Right-Ermittlungen. Ich trage eine Waffe — eine .22er mit permuttbeschlagenem Griff. Nicht viel mehr als eine Luftpistole, aber angeblich sind große Männer schon von kleineren Kugeln getötet worden. Belle nennt sie ein wunderliches Zubehör. Ich nenne sie Mama.
    Sie sagte: »Die knarrenschwingende Schnüfflerin muß hinaus auf die Jagd. Wie prickelnd.«
    »Immerhin jage ich für dich«, gab ich zurück. Belle ist eine Klientin und jemand, der Freunde braucht. Sie kommt etwa einmal im Monat mit einem neuen Beschattungsjob; gewöhnlich will sie, daß ich ihrer neuesten Obsession nachspüre. In diesem Monat heißt sie Johann — ein Schwede mit einem Schwanz so lang wie seine Haare. Zu sagen, er sei attraktiv, wäre eine Beleidigung. Ich sagte: »Ich habe eine Info für dich.«
    »Ach, was du nicht sagst«, sagte sie. »Wie lange hängst du jetzt schon an diesem Fall? Drei Wochen? Typisch Wan da.« Belle ließ ihr Chanel-Armband kreisen. Sie sagte: »Du und Termine, ihr standet schon immer auf Kriegsfuß. Besonders, als du für mein Magazin
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