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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse
Autoren: Linda Howard
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verfluchte Frank.
    Er wollte nicht hören, er wollte um keinen Preis von seinem Ursprungsplan abweichen, und wenn Swain den Job nicht erledigte, würde er jemanden schicken, der das übernahm, so wahr ihm Gott helfe.
    Na schön. Wenn da nicht das Problem mit dem Maulwurf gewesen wäre, den sie immer noch nicht aufgespürt hatten, hätte ihm Swain erklärt, wohin er sich seinen Scheißjob stecken konnte. Aber er hatte immer noch die Bandaufnahme, die ihm Blanc in der Woche vor ihrem Anschlag auf das Nervi‐Labor besorgt hatte, und diese Sache musste er klären, sobald er wieder in Washington war. Gestern Nachmittag hatte er gehört, wie sich Lily im Schlafzimmer geräkelt hatte, und Frank deshalb keine ausführliche Schilderung der letzten Ereignisse geben können. Stattdessen hatte er sich auf eine kurze Zusammenfassung dessen, was Dr. Giordano getan hatte, beschränken müssen, woraus sich ein kurzer Streit über Franks Anweisungen bezüglich Lily entwickelt hatte.
    Heute Nachmittag hatte er Chrisoula heimgeschickt, weil er noch einmal allein mit Lily sein wollte, weil er sie noch einmal halten und in diese faszinierenden Augen schauen wollte, wenn sie kam, weil er noch einmal ihre Umarmung spüren wollte.

    Jetzt war es vorbei.
    Er küsste sie ein letztes Mal und griff dann zum Telefon.
    Bald hallte das unverkennbare Wupp‐wupp‐wupp eines Helikopters über den Berghang. Der Hubschrauber landete auf einer kleinen, ebenen Fläche gleich neben der Terrasse, und drei Männer und eine Frau stiegen aus. Wortlos und mit sichtbarer Routine packten sie Lily ein und machten sie transportbereit. Dann sagte einer der Männer zu der Frau:
    »Nimm die Füße«, und Swain explodierte.
    »Ihre Füße«, brüllte er ihn an. »Sie ist eine Frau, kein Ding.
    Und sie hat verflucht viel für ihr Land getan. Wenn ich euch dabei erwische, dass ihr sie respektlos behandelt, dann reiße ich euch persönlich den Arsch auf.«
    Der Mann sah ihn fassungslos an. »Klar doch, Mann. Ich habʹs nicht so gemeint.«
    Swain ballte die Fäuste. »Ich weiß. Macht … einfach weiter.«
    Nicht viel später hob der Helikopter wieder ab. Swain blieb auf der Terrasse stehen und sah ihm nach, bis er nur noch ein winziger schwarzer Fleck war; dann drehte er sich mit düsterer, leerer Miene um und ging ins Haus zurück.

    Epilog
    Sechs Monate später
    Zum hoffentlich letzten Mal wanderte Lily durch den Korridor zu Dr. Shays Sprechzimmer. Sechs Monate intensiver Deprogrammierung, Therapie und Behandlung waren mehr als genug. Nach dem ersten Zorn darüber, in Gefangenschaft aufzuwachen, war sie nur noch dankbar für diese zweite Chance gewesen und hatte sich so kooperativ wie möglich verhalten. Trotzdem konnte sie es kaum erwarten, wieder herauszukommen.
    Allerdings hatte sie die sechs Monate nicht ausschließlich für ihre Therapie gebraucht. Nach zwei Monaten war sie operiert und ihre beschädigte Herzklappe vernäht worden, und von einem solchen Eingriff erholte sich niemand über Nacht. Inzwischen fühlte sie sich wieder ganz gesund, aber die ersten Wochen nach der Operation waren kein Spaziergang gewesen, obwohl der Herzspezialist eine minimalinvasive Operationstechnik angewandt hatte. Aber es war bei einer Operation am Herzen unabdingbar, dass das Herz nicht schlug, darum hatte man sie an eine Herz‐Lungen‐Maschine angeschlossen, bis der Eingriff abgeschlossen war. Die Vorstellung, dass ihr Herz minutenlang nicht geschlagen hatte, war ihr immer noch unheimlich, auch wenn sie alles längst überstanden hatte.
    Dr. Shay entsprach ganz und gar nicht Lilys Vorstellung von einem typischen Psychiater, vorausgesetzt, so ein Wesen existierte überhaupt. Die Psychologin war eine kleine, pummelige, fröhliche Elfe und hatte die freundlichsten Augen, denen Lily je begegnet war. Lily hätte für Dr. Shay getötet, und das war mit ein Grund, warum sie immer noch in der Privatklinik war.
    Sie hatte sich selbst oft gefragt, ob sie je wieder ein normales Leben führen könnte, aber die von Dr. Shay entwickelten Therapien hatten ihr vor Augen geführt, wie weit sie tatsächlich von jeder Normalität entfernt war. Bis sie die Übungen absolviert hatte, mit denen ihre Verhaltensmuster getestet wurden, war ihr nicht bewusst gewesen, wie schnell sie bereit war zu töten, doch das war immer – immer – ihre spontane Reaktion auf jede Konfrontation. Natürlich hatte sie im Lauf der Jahre gelernt, genau aus diesem Grund jeder Konfrontation aus dem Weg zu gehen, ohne
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