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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse
Autoren: Linda Howard
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zwei im Nervi‐Clan, immer noch; ihr blieb nicht allzu viel Zeit, bis er erkennen musste, dass diese geheimnisvolle Denise Morel vor wenigen Monaten aus dem Nichts aufgetaucht war.
    »Ah!« Salvatore ließ sich mit einem zufriedenen Seufzen in seinen Stuhl zurücksinken und erwiderte ihr Lächeln. Er war ein gut aussehender Mann von Anfang fünfzig und vom Aussehen her ein typischer Italiener mit glänzendem, dunklem Haar und flinken, dunklen Augen über einem sinnlichen Mund. Er legte großen Wert darauf, in Form zu bleiben, und hatte noch kein einziges graues Haar – entweder das, oder er war genauso geschickt im Auffrischen wie sie. »Sie sehen heute Abend besonders bezaubernd aus; habe ich Ihnen das schon gesagt?«
    Auch sein Charme war klassisch italienisch. Zu dumm, dass er ein kaltblütiger Killer war. Na ja, das war sie auch. Darin waren sie einander ebenbürtig, wobei sie allerdings hoffte, dass sie sich nicht genau ebenbürtig waren. Ein Vorteil, so klein er auch sein mochte, käme ihr sehr gelegen.
    »Das haben Sie«, antwortete sie mit warmem Blick. Sie sprach mit Pariser Akzent, den sie lang und mühsam einstudiert hatte. »Nochmals vielen Dank.«
    Der Geschäftsführer des Restaurants, M. Durand, kam an ihren Tisch und verneigte sich höflich. »Es ist mir eine Ehre, Sie wieder bei uns begrüßen zu dürfen, Monsieur. Ich habe eine sehr gute Nachricht für Sie: Es ist uns gelungen, eine Flasche 82er Chateau Maximilien zu erstehen. Sie ist gestern eingetroffen, und ich habe sie sofort beiseite gelegt, als ich Ihren Namen auf der Gästeliste sah.«
    »Exzellent!« Salvatore strahlte vor Glück. Der 82er Bordeaux war ein außergewöhnlicher Jahrgang, von dem nur noch wenige Flaschen im Umlauf waren. Und für diese wenigen Flaschen wurden exorbitante Preise verlangt. Salvatore war Weinkenner und bereit, für einen seltenen Wein fast jeden Preis zu zahlen. Damit nicht genug, er war ein echter Weinliebhaber; wenn er einen guten Wein trank, zelebrierte er jeden Schluck, indem er in den höchsten Tönen von dem Bukett und den verschiedenen Aromen schwärmte. Er strahlte Lily glückselig an. »Dieser Wein ist das reinste Ambrosia; Sie werden sehen.«
    »Wohl kaum«, erwiderte sie gelassen. »Mir hat noch kein Wein geschmeckt.« Von Anfang an hatte sie klar gemacht, dass sie mit ihrer Abneigung gegen jeden Wein eine recht untypische Französin war. Ihre Geschmacksnerven waren geradezu schändlich plebejisch. In Wahrheit hatte Lily nichts gegen ein Glas Wein einzuwenden, aber wenn sie mit Salvatore zusammen war, war sie nicht Lily; dann war sie Denise Morel, und Denise trank ausschließlich Kaffee oder Mineralwasser.
    Salvatore lachte leise und sagte: »Wir werden sehen.«
    Trotzdem bestellte er einen Kaffee für sie.
    Dies war ihr dritter Abend mit Salvatore; sie hatte sich vom ersten Moment an deutlich mehr geziert, als ihm lieb war, und ihn zweimal abblitzen lassen, ehe sie auch nur mit ihm ausgegangen war. Es war ein kalkuliertes Risiko gewesen, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Salvatore war es gewohnt, dass die Menschen seine Nähe, seine Gunst suchten; dass ihn jemand abwies, war er ganz und gar nicht gewohnt. Ihr scheinbares Desinteresse hatte im Gegenzug sein Interesse gesteigert, denn so war das bei allen mächtigen Menschen: Sie erwarteten, dass ihre Mitmenschen um sie buhlten. Außerdem war Denise Morel nicht gewillt, sich seinem Geschmack anzupassen, wie zum Beispiel beim Wein. Bei ihren beiden vorangegangenen Treffen hatte er jedes Mal versucht, sie zu einem Schlückchen Wein zu überreden, aber sie hatte sich eisern verweigert. Weil er noch nie mit einer Frau zusammen gewesen war, die nicht automatisch versucht hatte, ihm zu gefallen, reizte ihn ihre reservierte Art umso mehr.
    Lily konnte es nur mit Mühe ertragen, in seiner Nähe zu sein, ihn anzulächeln, mit ihm zu plaudern, seine beiläufigen Berührungen zu erdulden. Meist schaffte sie es, ihren Groll im Zaum zu halten, indem sie sich ausschließlich auf ihren Plan konzentrierte, aber manchmal wurde ihr vor Zorn und Schmerz richtig speiübel, sodass sie sich nur mit größter Mühe beherrschen konnte und ihm am liebsten mit bloßen Händen an die Gurgel gegangen wäre.
    Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihn einfach abgeknallt, aber Salvatore wurde professionell abgeschirmt. Sie wurde regelmäßig von Kopf bis Fuß abgetastet, bevor man sie zu ihm ließ; die beiden ersten Male hatten sie sich bei gesellschaftlichen Anlässen getroffen, wo
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