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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse
Autoren: Linda Howard
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einziges Ziel konzentriert: Salvatore so nahe zu kommen, dass sie ihn töten konnte. Er hatte kein Hehl daraus gemacht, dass er den Mord befohlen hatte; stattdessen hatte er die Tat dazu genutzt, allen vor Augen zu führen, dass man ihm besser nicht in die Quere kam.
    Die Polizei brauchte er nicht zu fürchten; dank seiner zahlreichen Verbindungen war er von dieser Front her nicht angreifbar. Salvatore hatte nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa so viele einflussreiche Menschen in der Hand, dass er tun und lassen konnte, was ihm gerade einfiel.
    Ihr wurde bewusst, dass Salvatore etwas zu ihr gesagt hatte und sie jetzt verärgert ansah, weil sie ihm so offensichtlich nicht zugehört hatte. »Verzeih mir«, entschuldigte sie sich. »Ich mache mir Sorgen um meine Mutter. Sie hat heute angerufen und mir erzählt, dass sie die Treppe hinuntergefallen ist. Sie behauptet, sie hätte sich nichts getan, aber ich glaube, ich sollte mich selbst davon überzeugen. Sie ist schließlich schon über siebzig, und alte Leute brechen sich leicht etwas, nicht wahr?«
    Es war eine gewitzte Lüge, und das nicht nur, weil sie tatsächlich gerade an ihre Mutter gedacht hatte. Salvatore war Italiener bis ins Mark; er hatte seine Mutter abgöttisch verehrt und besaß einen ausgeprägten Familiensinn. Umgehend sah er sie bestürzt an. »Aber natürlich musst du zu ihr. Wo lebt sie denn?«
    »In Toulouse.« Die Stadt lag in Südfrankreich und damit so weit wie möglich von Paris entfernt. Falls Salvatore seinem Sohn von ihrer Mutter in Toulouse erzählen sollte, konnte sie sich damit ein paar Stunden erkaufen, während Rodrigo den Süden nach ihr durchkämmte. Natürlich war es genauso gut möglich, dass Rodrigo annahm, sie hätte Toulouse nur erwähnt, um ihn in die Irre zu führen; ob ihr Plan aufging oder nicht, war ein Schuss ins Blaue. Sie hatte
    keine Zeit
    vorauszuberechnen, mit welchen Winkelzügen ihr Gegner auf ihre eigenen Winkelzüge reagieren würde. Sie würde einfach ihrem Plan folgen und darauf bauen, dass er funktionierte.
    »Wann kommst du zurück?«
    »Übermorgen, vorausgesetzt, ihr ist nichts passiert.
    Andernfalls –« Sie zuckte die Achseln.
    »Dann müssen wir diese Nacht bis zur Neige auskosten.«
    Das Glühen in seinen dunklen Augen verriet nur zu deutlich, woran er dabei dachte.
    Sie verstellte sich nicht. Stattdessen wich sie kaum merklich zurück und zog die Brauen hoch. »Vielleicht«, meinte sie kühl.
    »Vielleicht auch nicht.« Ihr Tonfall ließ erkennen, dass sie nicht allzu scharf darauf war, mit ihm zu schlafen.
    Wenn überhaupt, dann heizte ihre Abfuhr sein Interesse zusätzlich an; sofort glühten seine Augen noch intensiver.
    Vielleicht erinnerte ihn ihr Zögern an seine unbeschwerte Jugendzeit, als er seine inzwischen verstorbene Gemahlin umworben hatte, die Mutter seiner Kinder. Zu seiner Zeit hatten die jungen Italienerinnen ihre Tugend noch sorgsam gehütet; möglicherweise war das auch heute noch so, das wusste sie nicht. Sie hatte kaum Kontakt zu jungen Frauen aus irgendeinem Land.
    Zwei Ober kamen an ihren Tisch, von denen einer die bestellte Weinflasche präsentierte wie eine kostbare Trophäe, während der andere ihren Kaffee servierte. Sie lächelte zum Dank, als der Kaffee vor ihr abgestellt wurde, und war dann damit beschäftigt, dicke Sahne in ihre Tasse zu gießen, scheinbar ohne Salvatore zu beachten, für den der andere Ober mit großen Gesten die Flasche entkorkte und dann den Korken zum Beriechen hinhielt. In Wahrheit richtete sie ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die Flasche und das balzartige Ritual, das vor ihr aufgeführt wurde. Weinkenner machten ein großes Getue um dieses Ritual; ihr persönlich war es völlig egal.
    Einschenken und Austrinken waren für sie die einzig wichtigen Rituale beim Weintrinken. Sie hatte nicht die geringste Lust, an einem Korken zu schnüffeln.
    Nachdem Salvatore wohlgefällig genickt hatte, schenkte der Ober mit ernster Miene und großer Geste den Wein in Salvatores Glas. Mit angehaltenem Atem verfolgte Lily, wie Salvatore den roten Bordeaux im Kelch kreisen ließ, sein Bukett erschnupperte und dann vorsichtig kostete. »Ah!«, urteilte er nach
    einer
    halben
    Ewigkeit
    und
    mit
    genießerisch
    geschlossenen Augen. »Exzellent.«
    Der Ober verbeugte sich, als wäre die Qualität des Weines allein sein Verdienst, stellte die Flasche in den Weinständer auf ihrem Tisch und entfernte sich.
    »Den musst du probieren«, sagte Salvatore zu
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