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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse
Autoren: Linda Howard
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dunkel lackierte Parkett bedeckte.
    Mit verschwommenem Blick bekam sie mit, dass einer der Männer neben ihr niederkniete und ihren Kopf grob zur Seite drehte. Blinzelnd versuchte sie, das Gesicht zu fixieren.
    Rodrigo. Sie schluckte und streckte in einer wortlosen Bitte eine zitternde Hand nach ihm aus.
    Das war nicht gespielt. Die Nacht war lang und elend gewesen. Sie hatte sich mehrmals übergeben und war von heißkalten Schüttelfrostattacken gebeutelt worden. Wie Messerstiche hatten sich die Schmerzen durch ihren Magen gebohrt, bis sie sich zu einem kleinen Ball zusammengerollt und nur noch kläglich gewimmert hatte. Schreckliche Stunden lang hatte sie geglaubt, doch eine tödliche Dosis abbekommen zu haben, aber jetzt endlich schienen die Schmerzen abzunehmen. Ihr war immer noch zu flau und viel zu übel, um vom Boden auf die Couch zu klettern oder um auch nur telefonisch Hilfe zu holen. Einmal hatte sie gestern Nacht versucht, ans Telefon zu kommen, doch da war es bereits zu spät gewesen. Der Apparat war knapp außerhalb ihrer Reichweite geblieben.
    Rodrigo zischte einen italienischen Fluch, schob die Waffe in das Holster und gab einem seiner Männer eine knappe, energische Anweisung.
    Lily nahm ihre ganze Kraft zusammen und flüsterte leise:
    »Komm mir … nicht zu nah. Vielleicht ist es … ansteckend.«
    »Nein«, widersprach er in seinem ausgezeichneten Französisch. »Ansteckend ist das nicht.« Sekunden später verschwand ihr Körper unter einer weichen Decke, die Rodrigo energisch um sie wickelte, bevor er Lily auf die Arme nahm und sie fast mühelos hochhob.
    Er eilte aus der Wohnung die Treppe hinunter und durch eine Reihe von Hinterhöfen in eine Nebenstraße, wo sein Wagen mit laufendem Motor wartete. Sobald der Fahrer Rodrigo kommen sah, sprang er aus dem Wagen und riss die Hecktür auf.
    Lily wurde wenig liebevoll in den Wagen verfrachtet, flankiert von Rodrigo und einem seiner Männer. Ihr Kopf kippte sofort gegen die Kopfstütze im Fond, und sie schloss wimmernd die Augen, weil sie schon wieder einen scharfen Stich in der Magengrube spürte. Sie hatte nicht die Kraft, sich aufrecht zu halten, und merkte, wie sie langsam zur Seite sank.
    Rodrigo schnaufte verärgert, setzte sich aber dicht neben sie, damit sie sich an ihn lehnen konnte.
    Eigentlich war sie vollauf mit ihrem körperlichen Elend beschäftigt, aber ein kühler, klarer Punkt in ihrem Geist blieb davon unbehelligt und hellwach. Noch war sie nicht über den Berg, weder was das Gift noch was Rodrigo anging. Er hatte sein Urteil vorerst ausgesetzt, mehr nicht. Immerhin brachte er sie irgendwohin, wo sie behandelt wurde – hoffte sie.
    Wahrscheinlich würde er sie nicht quer durch die Stadt karren, nur um sie irgendwo abzuknallen und um ihre Leiche zu verscharren, denn es wäre für ihn viel einfacher gewesen, sie in ihrer Wohnung zu erledigen und danach zu verschwinden. Sie wusste nicht, ob jemand beobachtet hatte, wie er sie aus dem Haus getragen hatte, aber das war gut möglich, auch wenn er nicht den Hauptausgang genommen hatte. Nicht dass es ihm etwas ausgemacht hätte, wenn er beobachtet worden wäre, oder wenigstens nicht viel. Sie nahm an, dass Salvatore entweder schon tot war oder im Sterben lag und Rodrigo von nun an über das Nervi‐Imperium herrschte; damit verfügte er über unvorstellbare Macht, finanziell wie politisch. Salvatore hatte eine Menge Leute in der Hand gehabt.
    Sie kämpfte darum, die Augen offen zu halten, sich die Route einzuprägen, die der Fahrer einschlug, aber ihre Lider schlössen sich immer wieder. Schließlich hatte sie den Kampf satt und gab sich geschlagen. Wohin Rodrigo sie auch bringen würde, sie konnte sowieso nichts daran ändern.
    Die Männer im Wagen schwiegen eisern; kein einziges Wort wurde gesprochen. Die Atmosphäre war gedrückt und angespannt vor Trauer oder Sorge oder auch Zorn. Genau konnte sie das nicht erspüren, und da niemand etwas sagte, gab es auch nichts zu belauschen. Selbst der Straßenlärm schien abzunehmen, bis irgendwann nur noch Schweigen herrschte.

    Das Tor zum Gelände glitt bereits auf, als sich der Wagen näherte, und Tadeo, der Fahrer, rollte mit dem Mercedes durch den Spalt, sobald auf beiden Seiten eine knappe Handbreit Zwischenraum war. Rodrigo wartete, bis sie unter dem Vordach angehalten hatten und Tadeo herausgesprungen war, um die hintere Tür zu öffnen, ehe er Denise Morel zurechtrückte. Ihr Kopf rollte nach hinten; offenbar war sie bewusstlos. Ihr
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