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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse
Autoren: Linda Howard
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antwortete er sofort. »Ich schätze, ich habʹs nicht anders verdient.«
    Sie hatte gewusst, dass ihn Schuldgefühle plagten, weil er seine Kinder im Stich gelassen hatte; aber ihr war nicht klar gewesen, dass er sich seiner Schuld bewusst war. »Statt im Büßerhemd rumzulaufen, könntest du doch versuchen, ihnen näher zu kommen. Während ihrer Kindheit warst du nicht für sie da, aber das heißt nicht, dass du nie für sie da sein darfst.
    Irgendwann wirst du Großvater werden. Willst du dich auch deinen Enkeln entziehen?«
    Versonnen drehte er sein Weinglas zwischen den Fingern.
    »Ich würde sie wirklich gern öfter sehen. Ich weiß nur nicht, ob sie mich noch sehen wollen. Wenn wir uns mal treffen, sind sie sehr nett zu mir, sie scheinen mich tatsächlich zu mögen, aber vielleicht tun sie das nur, weil ich keine entscheidende Rolle in ihrem Leben spiele. Wenn ich mich jetzt mit aller Gewalt reindrängen würde … wer weiß?«
    »Frag sie doch einfach.«
    Er ließ ein Grinsen aufblitzen. »Eine einfache Antwort auf ein einfaches Problem, wie? Für ein Kind gibt es nichts Wichtigeres, als dass seine Eltern da sind, und ich habe meine Kinder im Stich gelassen. Das ist die grausame Wahrheit.«
    »Das ist sie. Aber muss sie das bis an dein Lebensende bleiben?«
    Er sah sie lange an, trank dann sein Glas aus und stellte es entschlossen auf den Tisch. »Vielleicht nicht. Vielleicht werde ich eines Tages den Mut aufbringen, sie zu fragen.«
    »Wenn Zia noch am Leben wäre, wäre ich um jeden Preis für sie da.« Auch das war eine grausame Wahrheit, und sie besagte unausgesprochen: Sie ist nicht mehr am Leben, aber deine Kinder sind es. Sie wusste nicht, warum sie ihm so zusetzte, aber sie hatte an Zia denken müssen und dabei erkannt, dass sie vielleicht bald keine Gelegenheit mehr haben würde, mit Swain darüber zu sprechen. Sie hatten das Thema schon einmal durchgekaut, aber da schien sie nicht zu ihm durchgedrungen zu sein – entweder das, oder er schämte sich seiner Fehler so sehr, dass er sich selbst bestrafte, indem er sich seinen Kindern entzog. Je mehr sie über ihn wusste, desto eher vermutete sie Letzteres.
    »Na schön.« Er gab sich lächelnd geschlagen. »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Darüber nachdenken tust du schon seit Jahren. Wann wirst du etwas unternehmen!«
    Das Lächeln steigerte sich zu einem kehligen Lachen. »Mein Gott, du bist schlimmer als eine Schnappschildkröte.«
    »Nörgeln Schildkröten auch so viel?«
    »Nein, aber man sagt, dass eine Schnappschildkröte, wenn sie einmal zugebissen hat, erst wieder loslässt, wenn sie Donner hört.«
    Sie legte den Kopf schief. »Soweit ich weiß, hat es noch kein einziges Mal gedonnert, seit wir hier sind.«
    »Ganz eindeutig nicht. Na schön, ich verspreche, dass ich meine Kinder anrufen werde.«
    »Und –?«
    »Und ich werde sie fragen, ob es ihnen sehr unangenehm wäre, wenn sie mich öfter sehen würden, auch wenn ich ein hundsmiserabler Vater war?« Er ließ es wie eine Frage klingen, so als sei er nicht sicher, ob das die richtige Antwort war, aber seine blauen Augen funkelten dabei.
    Sie klatschte in die Hände, als wäre er ein Kind, das sein erstes Gedicht aufgesagt hat.
    »Nervensäge.« Er bog sich fast vor Lachen, stand dann auf und nahm sie an der Hand, um sie in seine Arme zu ziehen.
    »Eigentlich wollte ich heute was ganz Besonderes mit dir anstellen, aber jetzt kriegst du zur Strafe nur das stinknormale Abendprogramm.«
    Falls er das für eine Strafe hielt, hatte er sich schwer getäuscht. Glücklich lächelnd vergrub Lily ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie liebte ihn so sehr, dass sie die Zeit mit ihm bis zur letzten Sekunde auskosten wollte, ohne sich ständig den Kopf darüber zu zermartern, ob er den Job, den sein Freund Frank ihm angetragen hatte, wohl annahm oder nicht.
    Hatte sie ihm nicht eben beizubringen versucht, dass man immer das Beste aus der Zeit machen sollte, die man mit einem geliebten Menschen verbrachte, weil man nie wissen konnte, wie lange man ihn haben würde?
    Sie würde keinen Gedanken daran verschwenden, was für ein Pech sie hatte, ihn gehen lassen zu müssen, obwohl sie ihn mehr liebte als das Leben selbst. Stattdessen würde sie sich glücklich schätzen, dass sie ihm begegnet war, als sie ihn gebraucht hatte.
    Der nächste Tag war ebenfalls untypisch sonnig, und die Temperatur stieg morgens genauso schnell an, wie sie am Vorabend gefallen war. Im April würden die Temperaturen wieder auf
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