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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse
Autoren: Linda Howard
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dann, dass du ihn nicht machen willst?«
    »Weil ich dann nicht mehr hier sein werde.« Er drehte sich in ihren Armen um und küsste sie auf die Stirn. »Ich will nicht weg.«
    »Dann bleib hier.«
    »Frank zieht seine ›Tuʹs mir zuliebe‹‐Nummer ab.«
    »Dass er es nicht selbst erledigen kann, steht wohl fest. Wie lange bleibt er in der Reha?«
    »Mindestens einen Monat, hat er erzählt, und der Himmel allein weiß, wie lang es dauert, bis er wieder ganz auf dem Damm ist.«
    »Wie lange musst du wegbleiben, falls du den Job annimmst?«
    Er schwieg, und ihr wurde mulmig. Also lange. »Ich könnte mitkommen«, bot sie ihm an, aber das war nicht ernst gemeint.
    Wenn er sie dabeihaben wollte, hätte er das schon gesagt.
    Bestimmt wollte er das, oder etwa nicht? Jeden Tag sagte er
    »Ich liebe dich«, sogar mehrmals. Er zeigte seine Liebe, indem er ihre Gesellschaft so offenkundig genoss und er sie mit Aufmerksamkeit überschüttete. Er bewies sie mit jeder kleinen Berührung.
    »Das geht nicht«, antwortete er schließlich. »Wenn ich es mache, kommt das nicht infrage.«
    Damit war das geklärt. »Und bis wann musst du dich entscheiden?«
    »In ein paar Tagen. Jedenfalls nicht sofort.« Er legte einen Finger unter ihr Kinn, hob ihren Kopf an und studierte ihr Gesicht im schwächer werdenden Licht, als wollte er sich ihre Züge ein für alle Mal einprägen. Seine blauen Augen blickten sie düster und konzentriert an. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe«, flüsterte er. »Ich will nicht weg.«
    »Dann bleib«, sagte sie, und er lachte.
    »Ich wünschte, es wäre so einfach. Frank … gehört zu den Menschen, denen man nur schwer eine Bitte abschlagen kann.«
    »Hat er dich in der Hand?«
    Er lachte, aber sein Lachen klang eher sarkastisch als fröhlich. »Das ist es nicht. Er ist einfach sehr überzeugend. Und ich gebe es nur ungern zu, aber ich vertraue ihm mehr als jedem anderen Menschen.« Er schauderte, als hätte er plötzlich die hereinbrechende Kälte gespürt. »Komm, wir gehen hinein.
    Mir fallen aus dem Stand eine Reihe von Dingen ein, die ich lieber täte, als mir den Kopf über einen Job zu zerbrechen, den ich vielleicht gar nicht annehme.«
    Er sprach nicht wieder darüber, und weil er das Thema mied, erwähnte es Lily auch nicht mehr. Sie gingen ins Haus, wo sie ein schlichtes Abendessen aus neuen Kartoffeln mit Dill und Kapern, Fetakäse in Olivenöl, Brot und Boutariwein erwartete. Sie hatten eine Frau namens Chrisoula aus dem Ort angestellt, die jeden Tag heraufkam und für sie kochte; anfangs hatte sie in bester griechischer Tradition üppige, mehrgängige Mahlzeiten bereitet, aber Lily und Swain hatten immer wieder beteuert, dass sie abends nur eine Kleinigkeit essen wollten.

    Auch wenn Chrisoula das nicht guthieß, so hatte sie sich doch gefügt. Nicht zuletzt, weil sie dadurch früher nach Hause kam, wo sie mit ihrer eigenen Familie ausgiebig zu Abend essen konnte.
    Im Haus gab es keinen Fernseher, aber den hatten sie nicht vermisst. In den drei Wochen, die sie inzwischen hier waren, hatte Swain nur zweimal eine Zeitung gekauft. Dieses Abschotten gegen die Außenwelt war genau das gewesen, was Lily gebraucht hatte, die Möglichkeit, einfach zu leben, ohne Druck, ohne gehetzten Blick über die Schulter. An den wärmeren Tagen saß sie stundenlang auf der Terrasse, sog den Sonnenschein in sich auf und ließ ihre Seele heilen. Im Schlafzimmer hatte sie ein Bild von Zia aufgestellt, und Swain hatte einen Tag später die Bilder seiner Kinder aus der Brieftasche geholt und sie neben Zias Porträt aufgebaut.
    Chrisoula war der Meinung, es wären ihre drei gemeinsamen Kinder, und sie hatten sie in diesem Glauben gelassen, weil alles andere ohnehin zu kompliziert gewesen wäre, da Chrisoula etwa so gut Englisch sprach wie sie beide Griechisch, nämlich gar nicht. Über die täglichen Dinge konnten sie sich mit Chrisoula verständigen, aber nur mit Mühe.
    An jenem Abend musste Lily, vielleicht in dem Wissen, dass Swain sie bald verlassen würde, ganz besonders intensiv an Zia denken. An manchen Tagen war es einfach so, dass ihr die Erinnerungen keine ruhige Minute ließen, während Lily zu anderen Zeiten tagelang, ohne zu weinen, über die Runden kam. Und weil sie so oft an Zia denken musste, rätselte sie, ob Swain auch bisweilen Tage durchlebte, an denen er ausschließlich an seine Kinder denken konnte.
    »Vermisst du sie nicht?«, fragte sie. »Chrissy und Sam?«

    »So sehr, dass es wehtut«,
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