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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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37.»
    Willie starrte ihn ungläubig an. «Ich hatte keine Ahnung, daß Sie je im Kittchen waren», sagte er, und Hagan lachte.
    Modesty sah Willie an und schüttelte den Kopf.
    «Deine Haare!» sagte sie. «Du siehst aus wie eine verregnete Henne.» Sie nahm einen Taschenkamm heraus und fuhr durch das Gewirr, zog einen Scheitel und kämmte das Haar nett zurecht. «Da! So ist das viel hübscher!»
    Sie steckte den Kamm ein, nahm ein Päckchen Zigaretten und eine Schachtel Streichhölzer heraus und legte sie ihm auf die Knie. «Möchtest du sonst noch was, Willie?»
    «Nein, es geht mir prima, danke, Prinzessin.»
    «Sicher?»
    «Sicher. Laß du mich nur mit Sir G. über die diversen Kittchen plaudern, die wir kennengelernt haben.»
    Sie lächelte, berührte seine Schulter, drehte sich um, hängte sich in Hagan ein und ging mit ihm weg. Tarrant sah ihnen nach, als sie über den Hof und durch den gewölbten Torbogen gingen. Später, als sie langsam einen sanften Abhang zum Rand der Klippen emporstiegen, tauchten sie wieder über der Hofmauer auf.
    Tarrant fragte: «Tut es weh, Willie?»
    «Nicht übermäßig. Kluge alte Burschen, diese Mönche.»
    «Ich habe nicht das Bein gemeint.»
    Willie folgte seinem Blick zu den beiden in der Perspektive kleinen Gestalten auf der Spitze der Klippen und sah dann Tarrant mit großen Augen an.
    «Warum sollte denn das weh tun?» sagte er verblüfft.
    Sein Blick wurde etwas unscharf. «Sie hat doch das Recht darauf, nicht?»
    «Natürlich. Aber anscheinend –» Tarrant machte eine vage Geste und schwieg.
    «Ich stehe auf einer anderen Seite des Buches als Hagan», sagte Willie. Umständlich zündete er sich eine Zigarette an und blies den Rauch mit schläfriger Zufriedenheit aus. «Aber wenn man es genau betrachtet, so wette ich, er stünde lieber dort, wo ich stehe, als auf seiner Seite.»
    «Das ist recht gut möglich», erwiderte Tarrant langsam. «Sie sind ein glücklicher Mensch, Willie.»
    «Das weiß ich. Was ich bekommen habe, könnte man nicht mit den zwei Kisten Diamanten bezahlen, Sir G.» Willie deutete mit dem Kopf zum Kloster.
    Sie schwiegen eine Weile, dann sagte Tarrant:
    «Glauben Sie, daß ich Hagan verloren habe?»
    «Nein …» Willie sprach etwas undeutlich. «Nicht auf lange. Aber er sollte jetzt viel Zeit bekommen, damit er das Porträt fertigmachen kann.»
    «Nicht mehr als das?»
    «Modesty kann man nicht festbinden …» Willies Stimme wurde zu einem Gemurmel, er schloß die Augen, der Kopf sank vor. Tarrant beugte sich zu ihm hinüber und nahm ihm sanft die brennende Zigarette aus den Fingern.
    Auf der Klippe saß Modesty auf einen Arm gestützt neben Paul Hagan. Ihre vor Müdigkeit dunkel umränderten Augen folgten einer Möwe, die ihren Kreis über das Meer hinaus zog.
    «Möchtest du rauchen?» fragte Hagan.
    «Nein, Liebling. Nur so sitzen.» Sie schaute auf das viel zu große gelbe Hemd an sich herunter, die an ihrer Taille zusammengebündelte übergroße Hose, und schüttelte resigniert den Kopf. «Nach dem Anblick da werde ich nie wieder imstande sein, dich ins Bett zu kriegen.»
    «Wer weiß? Ich bin ein sehr gutmütiger Mensch.»
    Sie schlug leicht mit einem Zweig nach ihm und blickte wieder auf das Meer hinaus.
    «Drüben in Kairo», sagte sie träumerisch, «kenne ich eine wunderbare kleine Friseurin. Und ich habe einen ganzen Koffer voller Kleider, den ich noch gar nicht aufgemacht habe. Da gibt’s ein Kleid drin, Paul – ich habe es noch nie getragen. Es ist ein dunkles, samtiges Rot und durch und durch verrucht. Das Verruchteste, das du je gesehen hast. Es sind lange, baumelnde Ohrgehänge in dem Koffer, und Schuhe mit wunderbar hohen Absätzen, und ganze Haufen von Parfüm und Lippenstiften und Lidschatten.»
    «Ja, dem kann ich freilich nicht widerstehen», sagte Hagan. «Jetzt kann dich nichts mehr retten.»
    «Das hoffe ich.» Ein Schatten des Koboldgrinsens brach durch ihre Müdigkeit. «Wir werden uns einen Ort suchen, wo niemand meine Hilferufe hören kann.»
    «Und Essensvorrat für eine ganze Woche anlegen.»
    Sie nickte, streckte die Beine aus und legte den Kopf in seinen Schoß. Die Augen fielen ihr zu. «Rüttle mich, wenn ich nicht in einer halbe Stunde aufwache», sagte sie. «Ich muß mich um Willie kümmern.»
    Hagan spürte, wie ihr Körper locker wurde, hörte, wie ihr Atmen gleichmäßig und tief wurde. Sanft ließ er seine Hand über ihren Nacken gleiten, der Linie folgend, die sich seinem Pinsel widersetzte.
    Irgendwo
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