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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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erfolgte, und der hoch durch die Luft sausende Stein tat seine Wirkung. Als die Anstürmenden wieder Schwung zu gewinnen suchten, erledigte Modesty zwei weitere Männer, und die übrigen gaben Fersengeld. Das Deckungsfeuer von der Gegenseite war jetzt zwar heftig, aber nicht gezielt. Modestys Position an dem ausgezackten Rand des Beckens war gut. Nur ein Irrgänger oder ein gut gezielter Schuß hätte gefährlich werden können. Ihr Revolver war ein tödliches Abschreckungsmittel für jeden, der sich so lange zeigte, daß sie sorgfältig zielen konnte.
    «Wenn das noch länger dauert, wird Borg ihnen eine Pistole in den Rücken halten müssen, um sie in Gang zu bringen», sagte Willie. Der Gedanke eröffnete eine weitere Möglichkeit des Überlebens: daß die Kampfmoral unter dem bösartigen Einhämmern der Gegenseite zusammenbrechen würde.
    Fünf Minuten später brach ein Versuch der Verfolger, das Becken heimlich zu umgehen, zusammen, wobei sie einen Mann verloren.
    «Die Geschichte gefällt ihnen immer weniger», sagte Modesty. Sie fragte sich, ob wohl Borg seine Leute auf Draht zu halten vermochte, bis ihre noch übrigen wenigen Schuß Munition erschöpft waren. Es war eine Frage auf Tod und Leben.
    Bis zu der nächsten Massenattacke verging eine Viertelstunde. Modesty schleuderte die zweite Granate.
    Drei Schüsse, als die Angreifer ausbrachen und flohen, dann Stille bis auf das wimmernde Stöhnen eines Verwundeten.
    Und bis auf etwas anderes – das Dröhnen eines großen Transportflugzeugs über ihren Köpfen, das die Insel der Länge nach in geringer Höhe überflog. Jetzt, da Modesty das Geräusch zu Bewußtsein kam, erkannte sie, daß sie es schon früher gehört hatte, Minuten vorher. Der Lärm des Flugzeugs wurde schwächer und verklang. In dem zunehmenden Morgenlicht fegte ein riesiger Schatten von hinten über die Bodenvertiefung, in der sie lagen, und die Luft dicht über ihnen sauste.
    Das große Militärsegelflugzeug war nur fünfzehn Meter über ihnen und verlor schnell an Höhe. Es hielt Kurs auf den Weg von der Inselspitze zum Kloster, und Modesty sah, wie es dahinholperte, als sein Rumpf auf dem Boden aufkam.
    Dreißig Meter von Modesty entfernt erhob sich ein Mann aus der Deckung, drehte sich um und starrte dem Flugzeug nach. Es war Borg. Modesty zielte genau und schoß ihn durch den Bauch.
    Das Segelflugzeug schlitterte splitternd und krachend dahin. Ein Flügel stieß an einen Felsen und brach ab.
    Das Flugzeug drehte sich um seine Achse und stand still.
    Sekundenlang geschah nichts. Dann ging eine Tür auf. Sie sah einen Mann mit einem langen Gewehr auf den Boden springen – es war ein Araber, den Burnus mit einem Gürtel um die Taille hochgerafft. Ein zweiter folgte ihm, ein dritter, jeder ging sofort in Deckung.
    «Es ist Abu-Tahir mit seinen Männern», sagte Modesty, duckte den Kopf hinter den Felsrand und sah Willie an.
    Er grinste. «Mit Mr. Hagan am Steuerknüppel. Er erzählte etwas darüber, daß er bei den Segelfliegern war.»
    Jetzt erscholl das Geknatter von Gewehrfeuer und wirres Geschrei. Der Lärm entfernte sich, als Gabriels Leute einen Durchbruch zum Kloster versuchten, bevor ihre neuen Angreifer sie auf der Landzunge abriegeln konnten.
    «Sind wir in Sicherheit?» fragte Willie, etwas unterhalb von Modesty auf einen Ellbogen gestützt.
    Sie hob den Kopf wieder über den Rand. «Ja. Ich habe gerade Borg erschossen. Sie sind jetzt ein führungsloser Haufen. Und da kommt Paul heraus …» Sie sah ihn auf den Boden springen, dann sich umdrehen, um Tarrant behilflich zu sein. Zwei Schüsse krachten dicht neben ihnen in den Flugzeugrumpf. Sie sah, daß sich Pauls Arm bewegte, hörte seinen Schuß und beobachtete, wie der Mann halb aus der Deckung ging und dann schlaff hinstürzte.
    «Du hast recht gehabt, er ist wirklich gut», sagte sie und glitt den Abhang hinunter in das Becken zurück.
    Sie drehte sich neben Willie auf den Rücken und blieb, einen Arm über die Augen gelegt, still liegen. Das Gewehrfeuer schrumpfte zu einigen sporadischen Schüssen zusammen. Nach einer kleinen Weile kam von irgendwoher in der Ferne ein heiserer Schrei:
    «Modesty!»
    «Unser Mr. Hagan», sagte Willie und legte die Finger an die Lippen. «Ich pfeife ihm.»
    «Nein. Warte.» Ihre Stimme schwankte. Sie drehte sich herum, rückte näher an ihn heran und legte den Kopf auf seine Brust. Mit seinem Arm um ihre Schultern hielt er sie, während lautloses Weinen ihren Körper schüttelte.
    Sehr
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