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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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hatte. Gabriel konnte stürzen und sich das Genick brechen; er konnte seine Leute zurückpfeifen; ein Schiff konnte kommen. Und Fische können fliegen, dachte Willie Garvin kläglich.
    Eine Viertelstunde verging, und immer noch erfolgte kein Gegenzug von den zwischen den Felsen versteckten Männern. «Wie geht’s dem Bein, Willie?» fragte sie.
    «Recht ordentlich. Nur fühle ich mich verdammt nutzlos, wenn ich nur so herumliege.»
    «Du wärst jetzt daheim, wenn ich nicht gewesen wäre – Bier ausschenken.»
    «Ich kann mir eine Menge Stellen denken, wo ich jetzt wäre, wenn du nicht gewesen wärst, Prinzessin.
    Einige von ihnen unter der Erde. Keine von ihnen einen Pfifferling wert. Außerdem ist es ungesetzlich.»
    «Was ist ungesetzlich?»
    «Getränke um diese Zeit, nach der Sperrstunde, ausschenken – hallo!» Bei diesem letzten Wort riß es ihr den Kopf herum, und sie sah den Mann auf der entgegengesetzten Seite des Beckens hinter ihr hocken, eine Luger in der Hand. Er war bis zu den Achselhöhlen triefnaß vom Waten durchs Meer. Etwas glitzerte auf, und Willies Messer landete mitten in der Brust des Mannes. Die Beine sackten unter ihm ein, und er kippte nach vorn. Noch während das Messer seine Bahn beschrieb, hatte Modesty den Kopf schnell wieder herumgedreht, um nach vorn auszuschauen, in Erwartung des Ansturms – aber er kam nicht.
    «Ein Einzelgänger», sagte sie. «Versuchte aus eigenem die hinterlistige Tour, ohne die anderen dafür in Bereitschaft zu setzen.»
    «Und hat uns außerdem eine Luger mitgebracht», stellte Willie erfreut fest. Er schleppte sich über den Beckenboden, nahm die Luger und sicherte sie mit dem Daumen. «Da, Prinzessin.» Sie drehte sich um und fing die Luger auf, die er ihr zuwarf. Dann riß Willie sein Messer aus der Leiche und legte sich bäuchlings an den Abhang. «Ich bewache diese Seite, falls es noch einer versucht», sagte er. Eine halbe Stunde später sah Modesty den Boten aus dem Kloster zurückkehren. Sie dachte daran, einen Weitschuß zu versuchen, ließ es aber sein. Die Munition war zu kostbar.
    Hinter ihr im Osten zeigte sich ein dünner, goldener Streifen am Horizont.
    «Willie», sagte sie ruhig, «ich glaube, Gabriel hat ihnen gesagt, sie sollen schnell Schluß mit uns machen.
    Sie werden zunächst einmal einen Ansturm versuchen. Komm herüber und gib mir die Granaten.»
    Er kroch zu ihr, und sie spürte, wie seine Hände an ihren Stiefeln arbeiteten. Es waren breite, hohle Absätze aus Gußeisen, das mit einem drei Millimeter dicken Gummi überzogen war. Sie waren in die Stiefelsohle von der Seite her angeschraubt und konnten vom Stiefel losgeschraubt werden. Der linke Absatz enthielt sechzig Gramm einer Sprengstoffmischung; im rechten befand sich eine Zündpatrone, ein Dreisekundenzünder für das Schießpulver, das durch eine Hohlkehle in Knallquecksilber mündete, und eine versenkte Sicherheitsnadel, die aus der Vorderkante des Absatzes vorsprang. Ein hohler Schwalbenschwanzzapfen des Zündpatronenabsatzes paßte in das entsprechende Loch des zweiten Absatzes, so daß die Zündpatrone in Kontakt mit der Hauptladung gebracht werden konnte.
    Willie schob die Sicherheitsnadel in die richtige Stellung, legte die Granate Modesty in die Hand und schraubte dann die Absätze seiner eigenen Stiefel los.
    Fünf Minuten später erfolgte der Angriff. Borg setzte gut die Hälfte seiner übriggebliebenen Leute ein. Ein Dutzend Männer erhob sich wie ein Mann und rannte feuernd vor. Modesty zog die Sicherheitsnadel mit den Zähnen auf, schwang den linken Arm und duckte sich.
    Die Absatzgranate flog in einem flachen Bogen durch die Luft. Sie explodierte in Taillenhöhe und zerbarst in einem bösartigen Kreis von Schrapnellen.
    Modesty hob den Kopf. Zwei Männer lagen ausgestreckt auf dem Boden, andere rappelten sich benommen hoch, wieder andere rannten oder hinkten eilends in Deckung zurück. Sie feuerte zwei sorgfältig gezielte Schüsse ab und brachte zwei der Laufenden zu Boden, bevor sie sich wieder vor dem Geratter des Deckungsfeuers ducken mußte.
    «Das wird ziemliche Aufregung auslösen», sagte Willie.
    «Höchste Zeit!» Sie legte die Magnum weg und nahm die Luger. auf. «Das nächste Mal werfe ich einen großen Stein. Sie haben nun genug Licht, um zu sehen, und wenn sie halbwegs vernünftig sind, gehen sie flach zu Boden. Ich müßte imstande sein, noch einen oder zwei abzuknallen. Mach deine Granate für das übernächste Mal bereit, Willie.»
    Der Angriff
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