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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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eine solche Vogelscheuche wie du je dazu bringen können, sie ins Bett zu nehmen?»
    Ihr Lächeln funkelte auf, obwohl Müdigkeit sie wie ein Mantel einhüllte. «Du hast mich ertappt», sagte sie.
    «Ich habe dich nicht so bald erwartet. Und es war einer dieser schrecklichen Morgen, an denen man eben so viel zu tun hat.»
    Er nahm sie an den Schultern und beugte sich herunter, um ihre Lippen zu küssen. Sie roch nach Leder und Schweiß, und diese scharfe Mischung erregte ihn seltsam. Seine Hände glitten zu ihren Handgelenken herunter. Er erstarrte, hob ihre Hand und sah das geronnene Blut an dem Pulloverärmel.
    «Nicht meines, Darling. Willies.»
    «Schlimm?»
    «Durch den Oberschenkel. Hätte viel schlimmer ausfallen können. Aber wir sollten uns jetzt lieber um ihn kümmern.»
    «
El Sayyide
!» Abu-Tahir kam mit Tarrant und drei Männern, die ihnen folgten, auf sie zu. Das Gesicht des Scheichs strahlte vor Erregung und Staunen. «Es hier war großes Kämpfen!» sagte er und drückte Modesty kräftig an sich. «Sir Tarrant hat sich große Sorgen für dich gemacht, Modestii, aber die ganze Zeit ich ihm habe gesagt, daß du –»
    «Bitte, alter Freund! Willie Garvin ist verwundet.
    Wir wollen später erzählen.»
    «Ah?» Er schaute sie ängstlich an.
    «Dort drüben.» Sie begrüßte Tarrant mit einem kleinen Lächeln und las viel Unausgesprochenes in seinen müden Augen. Am Rand des seichten Beckens blieben sie stehen und blickten hinunter. Willie, auf einen Ellbogen gestützt, war neben dem Toten und durchsuchte langsam die Taschen des Mannes.
    Hagan sagte: «Hallo, Willie-Boy!»
    Willie hob den Kopf und spähte mit etwas glasigen Augen hinauf. «Hat jemand eine Zigarette für mich?» fragte er hoffnungsvoll. «Dieser Halunke hier scheint sich das Rauchen abgewöhnt zu haben.»
    Tarrant saß in einem Lehnstuhl unter der Südmauer des Klosters und blickte über den gepflasterten Hof hinweg in die Weite des blauen Meers, das in der Nachmittagssonne glitzerte. Es war jetzt sehr still hier. Der Schmerz in seinen Knochen und seinem Kopf war vergangen, und er fühlte sich angenehm schläfrig.
    Zwei Araber tauchten aus einer Tür auf und trugen einen in eine Decke gehüllten Körper. Sie gingen über den Hof und legten ihre Bürde zu der säuberlich ausgerichteten Reihe ähnlich verhüllter Gestalten. Siebzehn bisher, verzeichnete Tarrant automatisch und fragte sich, ob man wohl schon das Fothergill-Frauenzimmer heruntergeholt hatte.
    Die beiden Araber gingen in das Kloster zurück. Es gab eine Menge Arbeit für sie. Abu-Tahir und seine Leute besorgten das Aufräumen. Die Mönche hatten einen improvisierten Operationssaal eingerichtet.
    Tarrant schaute auf die Uhr. Wenn der britische Gesandte in Kairo und sein Kollege in Istanbul ihre Aufgaben erledigt hatten, dann mußte jetzt sehr bald ein Schiff aus der Türkei an der Insel anlegen. Er fragte sich, ob es wohl Rückwirkungen geben würde. Die Türken waren ein realistisches Volk; mit einigem Glück würden sie Abu-Tahirs theoretische Verletzung ihres Hoheitsgebiets unter den obwaltenden Umständen klaglos akzeptieren. Tarrant beschloß, mit dem alten Räuber zu reden und ihm vorzuschlagen, er solle sich erbötig machen, das Kloster restaurieren und reparieren zu lassen. Eine solche Geste würde großen Eindruck machen.
    Seine, Tarrants, Stellung war ebenfalls recht interessant. Der Gesandte in Kairo hatte ihm verboten, die Kampfgruppe im Segelflugzeug zu begleiten. Diese Angelegenheit, hatte seine Exzellenz erklärt, läge in der Verantwortung Abu-Tahirs als des Herrschers des souveränen Staates Malaurak. Es sei eine Angelegenheit, in die ein Angehöriger des Staatsdienstes Ihrer Majestät nicht verwickelt werden durfte.
    Tarrant hatte nichts darauf erwidert, aber der Anweisung nicht gehorcht. Er fühlte sich durch den Befehl des Ministers, auf jede Weise die enge Verbindung mit Abu-Tahir aufrechtzuerhalten, gedeckt. Vielleicht würde man von ihm verlangen, daß er von seinem Amt zurücktrete. Es konnte aber durchaus auch sein, daß er hohes Lob einheimste. Das hing wahrscheinlich alles von der Reaktion der Türken ab. Hagan kam heraus, und Tarrant schob ihm einen Sessel hin. «Die Mönche haben einen aufreibenden Vormittag gehabt», sagte Hagan. «Sie haben aber eine recht ansehnliche chirurgische Gruppe.»
    «Was ist mit Willie?»
    «Sie sind eben mit ihm fertig geworden. Modesty wird ihn gleich herbringen.» Er setzte sich und sah Tarrant an. «Zu schlimm, das
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